Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
Schwierigkeiten, immer wieder neu seine Spur aufzunehmen, und andere Probleme. Ein paarmal versuchte er Widersprüche einzubauen, doch der Schattenmahr war auf der Hut und unterband alle entsprechenden Versuche.
Auch während er sprach, ließ Illurien sich durch nichts anmerken, was sie dachte, ob sie ihm glaubte oder nicht, ob sein erfundener Bericht sie in irgendeiner Weise beruhigte oder beunruhigte. Von Zeit zu Zeit stellte sie ein paar Zwischenfragen, und als er zum Ende gekommen war, schwieg sie eine Weile.
»Sehr bedauerlich, dass Lhiuvan euch entkommen ist und ihr ihn seither nicht wieder einfangen konntet«, sagte sie schließlich. »Das soll kein Vorwurf an dich und deine Mitstreiter sein, ihr habt sicherlich euer Möglichstes getan. Aber ich kann mir einfach keinen Reim auf Lhiuvans Verhalten und seine Absichten machen. Vor seinem Verrat war er einer der tapfersten und berühmtesten Elbenkrieger. Das Wohl unseres Volkes war bei allem, was er tat, für ihn das Wichtigste, er hat es stets über sein eigenes gestellt. Ich begreife nicht, warum jemand wie er plötzlich ein Tor zu öffnen versucht und damit in Kauf nimmt, Verderben über uns alle zu bringen, zumal er weiß, dass es in eine Welt führt, von der aus mächtige böse Kräfte die Thir-Ailith unterstützt haben. Es fällt mir schwer zu glauben, dass er aus freiem Willen gehandelt hat.«
»Wie … wie meint Ihr das, Herrin?«, fragte Pelariol lauernd.
Illurien seufzte.
»Nun, je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, dass er niemals freiwillig etwas tun würde, das unser Volk und alle anderen in eine so immense Gefahr bringen würde. Auch glaube ich nicht, dass Drohungen oder Versprechungen ihn dazu treiben könnten. Er muss unter einem fremden Einfluss gestanden haben, oder es muss etwas mit ihm geschehen sein, das ihn grundlegend verändert hat. Wenn dies der Fall ist, dann besteht die Gefahr, dass es auch anderen zustoßen kann. Deshalb ist es so ungeheuer wichtig, dass wir mehr darüber erfahren.«
Pelariol spürte das Erschrecken des Schattenmahrs darüber, wie nah Illurien mit ihren Vermutungen der Wahrheit gekommen war. Wenn sie den Gedanken weiterführte und auch gegen ihn misstrauisch wurde, da er ja immerhin mit Lhiuvan Kontakt gehabt hatte …
Aber diese Verbindung schien sie nicht zu ziehen. Stattdessen rang sie sich plötzlich ein Lächeln ab.
»Du musst mich für furchtbar halten, dass ich dich so verhöre«, sagte sie. »Aber es liegt nur daran, dass mir diese Angelegenheit so große Sorgen bereitet. Es mag noch andere Tore geben, von denen niemand bislang etwas weiß. Was immer Lhiuvan auch bezweckt, wenn er eines davon findet und öffnet, kann dies unser aller Untergang sein. Ich war ebenfalls nicht untätig und habe einige Krieger zum Schutz des Tores nach Elan-Dhor geschickt, sowie zahlreiche Späher ausgesandt, die nach Lhiuvan suchen, aber so nah wie du und deine Begleiter ist noch niemand an ihn herangekommen. Ist dir irgendetwas an ihm aufgefallen, als du mit ihm gesprochen hast?«
»Nein, aber wir haben auch nicht viel gesprochen. Er behauptete, er wäre seit dem Kampf gegen die Thir-Ailith nicht mehr in den Katakomben unter der Zwergenmine gewesen, und erst recht hätte er niemals versucht, das Tor zu öffnen. Er wüsste nicht, warum man ihm das vorwirft. Wir wollten uns auf keine Diskussionen darüber einlassen, sondern ihn so schnell wie möglich zum goldenen Tal bringen.«
»Auch mir gegenüber hat er es geleugnet, obwohl wir ihn direkt vor dem halb geöffneten Tor fanden. Das ist alles sehr undurchsichtig.« Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie die Gedanken vertreiben. »Ich danke dir für deinen Bericht. Ruh dich heute hier aus, doch möchte ich dich bitten, morgen zu deinen Begleitern zurückzukehren, damit ihr die Verfolgung so schnell wie möglich fortsetzen könnt. Solltest du weitere Krieger zu deiner Unterstützung benötigen, brauchst du es nur zu sagen.«
Pelariol begriff, dass die Unterhaltung damit beendet und die vermutlich einzige Gelegenheit vertan war, wenn er jetzt aufstand und ging. Wenn er noch etwas erreichen wollte, dann blieb ihm nur noch der Weg der Gewalt, und er war bereits entschlossen, das Risiko einzugehen, als ihm unerwartet der Zufall zu Hilfe kam.
Eine Elbin betrat den Raum, ein dickes Buch in der Hand, und trat auf sie zu.
»Ich bringe den Foliant, den Ihr gewünscht habt, Herrin.«
Pelariol griff nach dem Buch, als wolle er es nehmen und ihr über den Tisch
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