Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
Leben zu retten? Ich wollte dich wecken, Dämlack, aber du hast geschlafen wie eine tarlanische Kuh. Da habe ich dich ein bisschen gepikst. Und jetzt steh schon endlich auf!«
Obwohl Thalinuels Worte ihm zu schaffen gemacht hatten, da sie vermutlich der Wahrheit entsprachen, hatte er sich früh hingelegt und war auch schnell eingeschlafen. Zwar war er an lange Märsche gewöhnt, vor allem unter der Erde, dennoch waren die letzten Tage anstrengend gewesen.
Aber er hatte mittlerweile gelernt, dass sich unter Puschels großspurigen Reden zumeist ein wahrer Kern verbarg. Hastig erhob er sich.
»Mein Leben retten?« Selbst hier, unter dem Berg, mochten ihm mannigfaltige Gefahren drohen, nicht zuletzt die, dass Alanion sich anders entschieden hatte und es vorzog, einen unliebsamen Mitwisser aus einem fremden Volk und einer fremdem Welt zu beseitigen. »Wovon sprichst du?«
»Davon, dass die Bösen kommen. Die Kreaturen der Finsternis, die Horden der Nacht, die Krieger der Schattenmahre – such dir aus, was immer dir am besten gefällt, aber komm endlich.«
»Und die Elben?«
»Ich hab versucht, sie zu warnen, aber diese ach so klugen Goldköpfchen hören ja nicht auf einen wie mich. Sollen sie doch zusehen, wie sie allein zurechtkommen.«
Eine leichte Erschütterung lief durch den Boden.
»Was war das?«
»Erinnerst du dich an den Felsenwurm, der es vor ein paar Tagen am Berghang auf euch abgesehen hatte? Jetzt stell dir mal seine großen Brüder vor, dann kannst du dir vielleicht denken, was das war.«
Einen Moment lang starrte Barlok Puschel fassungslos vor Schrecken an, dann fuhr er herum und begann zu laufen. Hinter sich hörte er, wie Puschel irgendetwas rief, doch er achtete nicht darauf.
Erneut erzitterte der Boden, etwas heftiger diesmal, dann schien der Hieb eines gigantischen Hammers den Berg zu treffen und brachte ihn zum Beben. Barlok taumelte und musste sich an einer Wand abstützen, um nicht von den Füßen gerissen zu werden.
Staub rieselte herab. Kleine Gesteinsbrocken lösten sich aus der Decke und den Wänden und schlugen polternd auf dem Boden auf.
Während er lief, warf Barlok einen besorgten Blick nach oben. Wäre dies eine Zwergenmine gewesen, hätte er keine Bedenken gehabt, aber die Elben verstanden wenig von der Stabilität von Fels. Einige besonders gefährdete Stellen hatten sie ohne sonderliches Geschick mit Brettern, Stangen und Pfeilern aus aufeinandergetürmten Felsbrocken abgestützt, doch weiteren so schweren Erschütterungen würden diese behelfsmäßigen Stützen kaum standhalten, von den ungeschützten großen Höhlen erst gar nicht zu reden. Es bestand die Gefahr, dass mehrere davon vollständig einstürzen und alles unter sich begraben würden.
Entsetzt dreinblickende Elben begegneten ihm auf seinem Weg, die meisten anscheinend gerade erst aus dem Schlaf erwacht. Den aufgeregten Gesprächsfetzen zufolge, die er auffing, glaubten sie wohl an ein Erdbeben. Bei ihnen befand sich auch Thalinuel. Als sie ihn erblickte, kam sie rasch auf ihn zu.
»Was ist passiert? Was hat das zu bedeuten?«
Barlok kam nicht gleich zum Antworten, denn wieder gab es eine heftige Erschütterung. Ein mehr als kopfgroßer Steinbrocken brach aus der Decke des Stollens und zerbarst krachend kaum einen Meter von ihnen entfernt auf dem Boden. Splitter flogen in alle Richtungen, und einige fügten Barlok leichte Verletzungen zu, doch das war nun seine gerinste Sorge.
»Ein Angriff!«, keuchte er. »Komm!«
Ohne weitere Fragen zu stellen, schloss Thalinuel sich ihm an.
Sie erreichten die Halle mit den vielen Tischen und Stühlen, in der sie ihre Mahlzeiten eingenommen hatten, und wollten weiterlaufen. In diesem Moment jedoch kamen mehrere Elben aus einem Stollen auf der gegenüberliegenden Seite gestürmt. Die meisten von ihnen waren verwundet, aber Barlok erkannte sofort, dass ihre Verletzungen nicht von Waffen herrührten, sondern von Felsen und Gesteinssplittern verursacht worden waren. Wunden dieser Art hatte er schon oft genug in der Tiefenwelt unter Elan-Dhor gesehen und selbst davongetragen.
»Zurück!«, brüllte einer der Elben. »Zurück, sie brechen durch!«
Die Höhlenwand hinter ihm begann unheilvoll zu knistern und zu knacken. Wenige Sekunden später barst sie wie unter der Wucht einer Explosion auseinander. Große Felsbrocken wurden quer durch die halbe Halle geschleudert, trafen einige der Elben und begruben sie unter sich. Gellende Schreie wurden laut.
Auch Barlok konnte einen
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