Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
zurückziehen!«
Genau das geschah jedoch nicht. Stattdessen sandten die Elbenkrieger den Angreifern ihre letzten Pfeile entgegen, dann hängten sie sich ihre Bögen um, zogen selbst ihre Schwerter und ritten ihnen entgegen.
»Larinias!«, knirschte Olvarian. »Ich habe gleich befürchtet, dass es ein Fehler ist, ihm ein Kommando zu übertragen. Er ist einfach noch nicht so weit, hat nur seinen Ruhm im Kopf und will sich beweisen.«
Molakan befahl, auf Hörnern das Signal zum Rückzug zu blasen, doch es wurde ignoriert. Der Rausch der Schlacht hatte Larinias gepackt. Auch Thalinuel kannte dieses Gefühl. Alle Sinne waren bis zum Äußersten gespannt, wenn man den Feind direkt vor Augen hatte, und der einzige Gedanke war: er oder ich . Man fühlte sich ungeheuer lebendig, gerade weil die eigene Existenz jeden Moment enden konnte, steigerte sich in einen Taumel, in dem nichts außer dem Kampf mehr zählte und man alles andere um sich herum vergaß.
Gebannt beobachteten sie, wie die Elbenkrieger und die berittenen Soldaten aufeinanderprallten. Das erste direkte Kräftemessen fiel deutlich zu ihren Gunsten aus. Nicht nur mit Pfeil und Bogen, sondern auch im Nahkampf mit den Schwertern erwiesen sich die Elben als überlegen.
Doch Thalinuel sah auch, dass der größte Teil der Soldaten beim ersten Zusammenprall einem Kampf zu entgehen versuchte. Stattdessen wichen sie den Elben aus, um in ihren Rücken zu gelangen und ihnen den Fluchtweg abzuschneiden.
Sie warf einen Blick zu dem Wagen hinüber. Fast alle Magier hatten sich dort versammelt, doch sonst war dort noch keinerlei Aktivität zu bemerken.
Dafür schickte Hollan zwei weitere Regimenter aus. Damit schloss sich die Falle um die von dem jungen Larinias befehligten Elbenkrieger. Von allen Seiten brandete der Angriff gegen sie, ohne dass sie sich zurückziehen konnten. Trotz ihrer überlegenen Kampfkraft hatten sie gegen diese Übermacht keine Chance.
»Wir müssen ihnen Hilfe schicken, oder sie werden aufgerieben!«, stieß Verilon hervor.
Molakan knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste.
»Genau dazu hätte es nie kommen dürfen. Wir können es uns nicht erlauben, uns in Einzelgefechten zu verzetteln!«
»Aber es ist nun einmal passiert. Unsere Leute werden da draußen abgeschlachtet. Dem können wir nicht tatenlos zusehen!«, ereiferte sich Thalinuel. »Gebt mir ein Regiment, um wenigstens den Kessel zu durchbrechen, damit sie daraus fliehen und zurückkehren können.«
Molakan zögerte.
»Wenn Hollan jetzt seine gepanzerten Reiter einsetzt, werden sie alle, die sich im Kessel befinden, niedermachen, ohne auch nur ihr Tempo zu verringern, und wir verlieren noch ein weiteres Regiment, wenn ich dich angreifen lasse. Ich kann seine schwere Kavallerie nur auf freiem Feld abwehren, oder unsere Leute sterben ebenfalls.«
»Trotzdem hat Thalinuel Recht, wir dürfen sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen«, bekam sie Unterstützung von Olvarian. »Larinias ist ein Narr, aber wir können seine Leute nicht einfach für seinen Fehler opfern.«
Diesmal überlegte Molakan nicht mehr lange.
»Nimm dir Selawians Regiment und hol sie da raus!«, befahl er. »Aber lass dich nicht auf lange Kämpfe ein. Bei dir kann ich mich wenigstens darauf verlassen, dass du dich an meine Befehle hältst.«
Thalinuel nickte nur knapp und gab ihrem Pferd die Sporen. Selawian protestierte erst gar nicht dagegen, dass sie das Kommando über sein Regiment übernahm. Er war ein abgeklärter, ruhiger Mann, manchmal vielleicht sogar in seinen Entscheidungen etwas zu zögerlich für einen Befehlshaber.
Die eingeschlossenen Elben hatten mittlerweile mehrere vergebliche Versuche unternommen, den sich immer enger zusammenziehenden Ring von Feinden zu durchbrechen, aber die Übermacht war zu groß, und mit jeder Sekunde verschob sich das Kräfteverhältnis mehr zu ihren Ungunsten.
Erst durch Thalinuels Eingreifen änderte sich das. König Hollans Reiter fanden kaum Gelegenheit, eine Abwehrfront gegen den neuen Feind zu bilden, die meisten waren noch in Zweikämpfe verstrickt.
Thalinuel ließ die Hälfte ihrer Krieger ein Stück zurück, damit sie die Soldaten aus der Distanz mit Pfeilen beschießen konnten. Die anderen führte sie in den Nahkampf. Ihr Ziel war es, eine Bresche in den Kessel zu schlagen, durch die möglichst viele der Eingeschlossenen entkommen konnten.
Nun waren es die Soldaten, die sich zwischen zwei Fronten befanden. Thalinuel wehrte den Hieb eines wahren
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