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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Schutzsuchende auftrat? Nein, das war eine Sache, die Svenya alleine durchstehen musste, so schwer ihr das auch fiel.
    Allerdings bat sie Yrr, Nanna durch einige ihrer Krieger, so heimlich es ihnen möglich war, im Auge zu behalten und ihre Aktivitäten zu beobachten. Sie glaubte, dass der Verrat auf diese Weise schon im Keim zu ersticken wäre. Und vielleicht hätte sie damit auch Recht gehabt – wenn es tatsächlich Nanna gewesen wäre, die sie laut der Prophezeiung verraten würde.
    Aber es war nicht Nanna.

53
     
    Svenya wurde in ihrem Bett davon wach, dass ihr jemand eine große, dicht behaarte und mit langen Klauen bewehrte Pranke auf den Mund presste. Das heißt, richtig wach wurde sie nicht. Sie war vollkommen betäubt und unfähig, sich zu bewegen, weshalb es ihr auch nicht gelang, sich zur Wehr zu setzen. Sie sah die wölfische Fratze über sich, und ihr allererster Gedanke war: Wargo! Und er war nicht allein. Es waren noch vier andere bei ihm. Sie trugen lange Kutten, und die Hauben waren tief in die Gesichter gezogen. Silberne Fesseln und Ketten wurden ihr angelegt, und sie wurde verschnürt, bis sie sich auch unbetäubt nicht mehr hätte wehren können. Svenya wollte schreien, aber auch das gelang ihr nicht. Der Versuch führte dazu, dass sie geknebelt wurde. Als nächstes verband man ihr die Augen, und jemand hob sie hoch.
    Wie zur Hölle waren sie an den Wachen vorbei in ihr Schlafzimmer gekommen? Anscheinend gab es Geheimgänge, die Wargo als ihr ehemaliger Sicherheitschef wohl kannte. Um ihre Angst niederzukämpfen, entschloss Svenya sich dazu, erst einmal abzuwarten, was geschehen würde. Wenn ihre Angreifer vorgehabt hätten, sie zu töten, wäre sie jetzt bereits tot. Viel wahrscheinlicher war, dass Laurin dieses Privileg für sich haben wollte. Was wiederum bedeutete, dass sie sicher war, bis sie sie bei ihm abliefern würden. Wenn Wargo sie aber tot sehen wollte, weil er nicht damit klarkam, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte, warum brachte er sie dann zu Laurin? Dieser Gedanke brachte Svenya zu einer anderen Idee: Vielleicht wollte Wargo sie gar nicht töten. Gemäß der Prophezeiung war das hier der Verrat und nicht der Mordversuch. Vielleicht entführte er sie und brachte sie von hier weg, um sie irgendwo anders ganz für sich haben zu können – als seine Sklavin. Vielleicht hoffte er, sie so lange einsperren zu können, bis ihr Wille gebrochen und sie so verzweifelt war, dass sie ihm ewige Liebe schwor und seine Frau wurde.
    Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Alles Spekulieren bringt jetzt nichts . Ruhe bewahren und bereit sein, wenn sich die Gelegenheit ergibt .
    Der Weg, den man sie transportierte, roch nach uraltem Staub und Moder, was Svenyas Vermutung, dass es hier Geheimgänge gab, bestätigte. Nach einigen Minuten hielt die Gruppe an, und ein Licht erstrahlte – so hell, dass es sogar durch die Augenbinde drang. Gleich darauf war es wieder dunkel, und es roch mit einem Mal ganz anders – nach kaltem Rauch, teurem Eau de Toilette und Whiskey. Der Boden, auf den Svenya geworfen wurde, war mit einem dicken Teppich gepolstert. Also war das Aufleuchten ein Transportzauber gewesen. Das bedeutete, dass sie jetzt überall sein konnte – und dass es keine Möglichkeit gab, den Fluchtweg ihrer Entführer zurückzuverfolgen. Außer vielleicht mit Magie. Svenya hoffte, dass Raik oder Alberich dazu in der Lage sein würden.
    »Nehmt ihr den Knebel wieder ab«, sagte eine raue, wölfische Stimme. »Hier drin kann sie schreien, so viel sie will. Es kann sie niemand hören.«
    Das war nicht Wargo. Die Stimme war fremd.
    Als ihr der Knebel aus dem Mund genommen und die Augenbinde abgezogen wurde, merkte Svenya, dass sie ihre Muskeln ansatzweise wieder zu spüren begann. Womit auch immer sie betäubt worden war, es ließ nach.
    Ihr Nachttrunk!
    Verdammt!
    Es war gar nicht Wargo, es war Raegnir!
    Heute hatte er, statt wie sonst Nanna, ihr vor dem Schlafengehen den Nachttrunk gebracht – weswegen sie ihn auch ohne Vorkoster direkt getrunken hatte. Bei den Göttern! Durch den Rauswurf Nannas hatte Svenya ihrem Marschall erst die Gelegenheit dazu gegeben, sie zu vergiften!
    Svenya schaute sich um. Ihr genau gegenüber stand der wohl größte Mannwolf, den sie je gesehen hatte. Er war um einiges älter als Wargo und verwandelte sich gerade in seine menschliche Form zurück. Er hielt sich nicht damit auf, sich etwas anzuziehen, sondern nahm aus einer Kiste eine dicke Zigarre und

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