Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
Vom Netzwerk:
genießerisch, so als hätte er gerade einen ganz besonders guten Whiskey getrunken. » Jetzt fängst du an zu verstehen.«
    »Wieviel willst du für meine Freilassung?«
    »Ts-ts-ts«, machte er und drohte mit dem Zeigefinger. » Wieviel ist der falsche Ansatz. Nur Geld nutzt mir nichts, wenn Laurin hinter mir her ist.«
    »Okay, was willst du?«
    »Schon besser«, sagte Gerulf und nickte zufrieden. »Hm. Der einzige Ort, an dem ich vor Laurin einigermaßen sicher wäre, ist Elbenthal …« Er ließ die Bemerkung im Raum hängen.
    »Du willst die Seiten wechseln?« Svenya war verblüfft.
    »Was ich wirklich will«, sagte Gerulf, »habe ich eben schon gesagt: Ich habe keine Lust mehr, andauernd für andere die Kastanien aus dem Feuer holen zu müssen. Ich will meine Ruhe – und ein bisschen Komfort. Sagen wir, einen netten Palast und eine Dienerschaft, dann hundert Krieger zu meinem persönlichen Schutz und einen Teil von Alberichs Gold in Form einer jährlichen Apanage.«
    Svenya sah die Hoffnung in seinen Bernsteinaugen flimmern – vielleicht war es aber auch nur Gier.
    »Daraus wird nichts«, sagte sie kühl.
    Er stutzte. »Das ist ein gutes Angebot.«
    »Ein Angebot, das aus den unterschiedlichsten Gründen keine Aussicht auf Erfolg hat«, entgegnete sie.
    »Und welche Gründe wären das?«
    »Zum einen würden Alberich und Hagen niemals einen von Laurins Männern in die Festung lassen«, sagte sie. »Die Gefahr, dass er ein Spion wäre, ist einfach zu groß.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wargo haben sie auch aufgenommen.«
    Das war ein Punkt für ihn, und Svenya wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. »Aber da sind noch andere.«
    »Ja?«
    Sie deutete mit dem Kinn auf die Folterinstrumente. »Deine besonderen Vorlieben.«
    »Die könnte ich durchaus aufgeben«, behauptete er. »Zumindest für eine Weile.«
    »Der Hauptgrund aber«, fuhr sie unbeirrt fort, »ist der, dass ich jemanden wie dich nicht in Elbenthal dulden würde.«
    »Jemanden wie mich?« Gerulfs Ton klang drohend – sein Blick war es ganz bestimmt.
    »Wenn ich heute deine Loyalität kaufen kann, kann es morgen ein anderer. Kommt also nicht in Frage.«
    »Ganz schön arrogant, Prinzesschen«, knurrte der Mannwolf. »Vielleicht sollte ich mit Hagen oder Alberich selbst verhandeln.«
    »Selbst wenn einer der beiden auf den Deal einginge, was ich nicht glaube, würde ich dich hochkannt wieder hinauswerfen.«
    »Dazu hättest du nicht die Befugnis.«
    »Ich bin die Hüterin Midgards«, hielt sie dagegen. »Ich habe die Befugnisse, die ich mir nehme.«
    Gerulf beugte sich zu ihr herab, packte sie am Hals und zog ihr Gesicht zu dem seinen. Er stank nach Zigarre und Alkohol. »Im Moment bist du nichts weiter als ein wehrloses Stück Mist, das ich bei dem einen oder dem anderen gegen ein besseres Leben eintausche. Und wenn du mir bockig kommst, kann es auch gut passieren, dass ich dich doch kaltmache und Laurin gegenüber einfach nur behaupte, du seist entwischt, und ich hätte keine Ahnung, wo du jetzt bist.«
    Seine Wut auf sie war ein deutliches Zeichen dafür, dass er Elbenthal als seinem künftigen Zuhause den Vorzug geben würde – und nun erkannte, dass sie ihm dabei vorsätzlich und aus tiefster Überzeugung und Abscheu heraus im Weg stand. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr – den größten Fehler hatte er nämlich gerade selbst begangen: Er war nah an sie herangekommen. Zu nah. Das löste, in Erinnerung an Charlie und das Heim, nicht nur Ekel und den Zorn der Verzweiflung in ihr aus, das gab ihr auch die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte.
    Mit aller Macht schlug sie ihm die Stirn gegen das Nasenbein. Er fluchte, sprang auf – und schenkte ihr damit die Chance, die Beine anzuwinkeln und ihm mit den nackten Fußsohlen voll gegen den Solarplexus zu treten. Er wurde ein paar Meter weit zurückgeschleudert und ging bewusstlos zu Boden. So schnell sie in ihren Fesseln und Ketten konnte, rappelte Svenya sich auf und hoppelte zu den Tischen mit den Folterinstrumenten hinüber. Sie fand eines, das sie für ihre Zwecke für geeignet hielt – einen kleinen spitzen Haken, so wie ihn ein Zahnarzt benutzt. Sie drehte sich rückwärts zur Bank und versuchte, mit ihren auf den Rücken gefesselten Händen danach zu greifen. Sie brauchte mehrere Ansätze – hauptsächlich weil sie so aufgeregt war –, aber dann hatte sie ihn zwischen den Fingern und nestelte ihn in das Schlüsselloch ihrer Handschellen hinein.
    Svenya wusste, dass

Weitere Kostenlose Bücher