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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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gehumpelt war. Erst dann fragte sie Wargo: »Wo fangen wir an?«
    »Am besten hier unten.« Er ging los, und sie folgte ihm.
    Svenya war überwältigt von dem, was er ihr zeigte. Da war zunächst der Ballsaal, der noch zweimal größer war als die Eingangshalle und an dessen Ende sogar ein eigener Thron stand. Sie hielt den Atem an. Vor ein paar Stunden noch war ein winziges Hotelzimmer mit eigener Dusche der größte Luxus gewesen, den sie sich vorstellen konnte, und jetzt war sie hier, in ihrem eigenen Palast – und stand vor ihrem eigenen Thron. Natürlich hatte das alles seinen Preis, und Svenya wusste, dass sie diesen Preis auch bezahlen musste – daran hatte Alberich keinen Zweifel gelassen –, aber für jetzt verdrängte sie diesen Gedanken und nahm mit großen Augen und wachsender Begeisterung alles in sich auf, was Wargo ihr bei ihrem Rundgang präsentierte. Neben dem Thronsaal war ein kleinerer Salon, der bei Festivitäten als Rückzugsort für diejenigen Gäste diente, die sich vom Tanz ausruhen wollten. Im Alltag, erfuhr Svenya, würde der Salon als Speisesaal für sie und die Leiter der einzelnen Abteilungen ihres Haushaltes genutzt.
    Dahinter lagen die Räume der Küche, wo Tapio gerade ein halbes Dutzend in ihren Kochklamotten völlig deplatziert wirkender, wunderschöner Elbendamen herumscheuchte, um die Zutaten für einen Hefeteig und den Belag der Pizza zu organisieren. Svenya hatte das Gefühl, hätte sie Kaviar bestellt, hätten sie den binnen Sekunden gefunden und serviert, aber so etwas Profanes wie Mehl schien sie zu überfordern. In der Nähe der Küche waren die Vorratsräume und die Quartiere der Bediensteten. Die Unterkünfte der Soldaten befanden sich am anderen Ende – nahe beim Eingangstor. Dazwischen lagen Waffen- und Schatzkammer, die Wachstube und der Speisesaal für Soldaten und Dienerschaft. Svenya konnte nicht einmal entfernt abschätzen, wie groß die Grundfläche ihres Palastes war. Riesig war das einzige Wort, das es annähernd traf.
    »Eure Zimmer sind oben, Eure Hoheit«, sagte Wargo und führte sie zu der breit geschwungenen Freitreppe. Der Wolf folgte ihnen lautlos.
    »Nenn mich bitte Svenya und sag du «, bat sie ihn leise.
    Er schaute sie ernst an. »Das ist uns nicht gestattet, Hoheit.«
    »Wer ist uns ?«, fragte sie. »Die Bediensteten?«
    »Die vom Clan der Vargulfra . Die Mannwölfe«, antwortete er.
    Svenya hatte vollkommen verdrängt, was er eigentlich war. Nicht nur, weil er ihr das Leben gerettet hatte und sie ihn zum Dank dafür aus Versehen quer durch einen Kanalschacht geboxt hatte, was ihr noch immer leid tat und ihr peinlich war, und auch nicht, weil sie Zeugin geworden war davon, wie liebevoll er mit seinem Wolf umging und wie loyal dieser wiederum seinem Herrn gegenüber war. Nein, sie fand ihn auch so ausgesprochen sympathisch, gestand Svenya sich ein – sonst hätte sie sich erst gar nicht dafür entschieden, sich den Palast von ihm zeigen zu lassen.
    »Du bist doch der Hauptmann meiner Leibgarde, oder?«
    »Ja, Eure Hoheit.«
    »Und als solcher unterstehst du meinem Befehl. Ist das auch richtig?«
    »Absolut, Eure Hoheit.«
    »Gut«, sagte sie zufrieden und grinste. »Dann befehle ich dir hiermit, mich Svenya zu nennen und mich zu duzen.«
    Mit offenem Mund stand Wargo auf der Stufe über ihr, und obwohl er größer war als sie, erschien es Svenya, als würde er zu ihr aufschauen.
    »Haben wir uns verstanden?«, hakte sie nach.
    »Bei Odin!«, sagte er. »Ihr lernt verdammt schnell, wie das hier unten so läuft.«
    »Bitte?«
    »Äh … ich meine du  … du lernst verdammt schnell.«
    »Das bringt ein Leben auf der Straße so mit sich«, sagte sie. »Lerne oder verrecke.«
    Schweigend gingen sie weiter. Die zweite Etage hatte dieselbe Grundfläche wie die darunter, nur dass die Gemächer hier oben, mit Ausnahme der Quartiere ihrer Leibgarde, allesamt Svenya vorbehalten waren. Das Schlafgemach, das in etwa so groß war wie das, in dem sie aufgewacht war, war ähnlich eingerichtet. Auf der einen Seite grenzte es an ein Ankleidezimmer und auf der anderen an das Bad – obwohl das Wort ›Bad‹ in Svenyas Augen nicht wirklich zutraf – was da vor ihr lag, war eher eine kleine Therme: mittelgroßer Pool, Massageliegen und eine große runde Wanne, die man über einen Ring von Stufen, der um sie gelegt war, erreichte und über der so viele Brauseköpfe hingen, dass man damit Regen nachmachen konnte. Svenya freute sich schon darauf, sie später

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