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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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gleich auszuprobieren. Noch mehr aber freute sie sich über das Ankleidezimmer. Es war ein sechs mal sechs Meter großer Raum, der bis zur Decke gefüllt war mit Kleidern und Schuhen. Der Großteil der Sachen waren sehr elbisch wirkende Gewänder und Kleider, die allesamt perfekt auf sie zugeschnitten zu sein schienen; aber da war auch Menschenkleidung in Hülle und Fülle: jede Menge Jeans, Stoffhosen und Röcke, Kleidchen, Shirts, Blusen, Jacken, Boleros, Schals und ganz entzückende Dessous … Svenya wusste gar nicht, was sie sagen sollte, ahnte aber auch, dass Wargo ihre Begeisterung ohnehin nicht verstehen würde. Auch ohne Erfahrung mit Beziehungen wusste sie, dass Männer mit dem Thema Klamotten grundsätzlich nicht allzu viel anfangen konnten. Bis heute war das eigentlich auch bei ihr nicht anders gewesen, aber bis heute hatte sie ja auch nie mehr Kleidung besessen, als sie am Leib trug.
    Jenseits des Bades war ihr persönlicher Trainingsraum. Er erinnerte Svenya mit seinem geschliffenen Holzboden sehr an eine Mischung aus japanischem Dojo und uralter Turnhalle. Da standen Übungspuppen aus Leder und Stahl; Ringe und Kletterseile hingen von der Decke. Gleich daneben waren ein Reck und mehrere Boxsäcke aufgebaut, und an einer der mit den verschiedensten und exotischsten Waffen behängten Wände war die obligatorische Sprossenwand angebracht. In der Raummitte war ein großflächiger Platz freigehalten – zweifellos für Zweikampf-übungen.
    »Hier werden wir morgen also trainieren?«, fragte sie Wargo.
    »Ja«, sagte er. »Dann kann ich mich endlich revanchieren für den Schubser in der Kanalisation.«
    Svenya lachte auf. »Schubser? Ich zeig dir morgen mal, was ein Schubser ist.«
    Auch er lachte, und der Wolf, der sah, dass sie einander mochten, wedelte freudig mit dem Schwanz.
    Svenya ging in die Knie und kraulte ihm mit beiden Händen das fellige Gesicht und den Nacken, was er mit einem begeisterten Lecken ihrer Wangen quittierte.
    »Wie heißt er eigentlich?«, fragte sie Wargo.
    »Yulf«, sagte der, und sofort horchte der Wolf auf.
    »Sein Name ist Wolf ?«, fragte sie verwundert. »Euren Türen gebt ihr Namen, aber euren Tieren nicht?«
    »Ich nenne ihn Bruder «, sagte Wargo, und jetzt wedelte der Wolf wieder freudig mit dem Schwanz und sprang an ihm hoch, um auch ihm das Gesicht zu lecken.
    »Bruder? Hm, ja. Das ist ein guter Name«, musste Svenya lächelnd zugeben. »Ein verdammt guter.« Sie streichelte ihn noch einmal, und dann setzten Wargo und sie ihre Besichtigungstour fort.
    Sie schritten durch ein salongroßes Wohnzimmer, das locker jede Luxus-Suite in den Schatten stellte. Doch wenn Svenya gedacht hatte, es könnte nicht noch besser werden, hatte sie sich geirrt: Ihr Palast war wie ein überdimensionaler Adventskalender, in dem sie gerade von einem Überraschungskästchen zum nächsten lief.
    »Die Mediathek«, sagte Wargo, als er die nächste Tür öffnete. Der Saal war an den Wänden vom Boden bis zur Decke mit Regalen voller Bücher und Schriftrollen bestückt. In halber Höhe lief eine Galerie rundum, die über mehrere Treppen erreichbar war. Die Sammlung beherbergte auch neu aussehende Bücher, aber den Großteil bildeten alte, dicke Folianten in ledernen und mit Gold verzierten Einbänden.
    »Jedes einzelne davon gibt es auch noch einmal als E-Book auf deinem Rechner und deinen E-Book-Readern«, sagte Wargo und deutete auf einen großen Schreibtisch, auf dem ein nagelneues Rechnersystem mit drei Monitoren aufgebaut war. Daneben lag eine ganze Batterie von Tablet-PCs, Smartphones und E-Book-Readern.
    »Das System steuert auch den Hauptschirm«, fuhr er fort und drückte einen der Knöpfe. Eines der Regale glitt zur Seite und gab den Blick frei auf einen Flat-Screen-Monitor, der größer war als jeder, den Svenya jemals gesehen hatte. Drei Meter breit und anderthalb hoch.
    Nicht zum ersten Mal an diesem Tag brachte Svenya nicht mehr heraus als ein überwältigtes »Wow!«.
    »Abgesehen von jedem nationalen und internationalen Fernsehsender verfügt dein Archiv über jeden Film, jede Reportage und jede Dokumentation, die jemals gedreht wurden.«
    »Musik?«
    »Natürlich.«
    »Aber Raik hat doch gesagt, ich habe gar keine freie Minute mehr«, sagte sie niedergeschlagen. »Wann soll ich das denn alles lesen und anschauen?«
    Wargo winkte ab. »Raik neigt zu Übertreibungen. Erstens dauert deine Ausbildung nur ein halbes Jahr, und zweitens besteht ein nicht gerade geringer Teil davon aus

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