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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Training zusah. Leider trainierte er nicht täglich; in der Regel nur, wenn er unzufrieden war und Dampf ablassen wollte. Sie folgte den Bewegungen seines muskulösen, sehnigen Körpers und beobachtete, wie er mit der Geschmeidigkeit eines Tigers und eines Balletttänzers zwischen seinen sechs Sparringspartnern hin- und hersprang. Er tänzelte spielerisch zwischen ihnen und zertrümmerte gleichsam im Vorübergehen mit den Klingen seiner beiden Schwerter mal hier einen Schild, beulte dort einen Helm ein und schlug einem Gegner mit einer lässigen Bewegung seine Waffe aus der Hand.
    Laurin trainierte nie mit weniger als sechs Gegnern. Für Einzelduelle gab es in ganz Aarhain niemanden, der ihm auch nur ansatzweise an Geschwindigkeit, Talent und Stärke ebenbürtig gewesen wäre – also glich er seinen Vorteil durch die Zahl der gegnerischen Kämpfer aus. Heute zählte Lau’Ley zwei Mannwölfe – einer davon Gerulf, der Hauptmann der Eingreiftruppen, der den anderen um eineinhalb Köpfe überragte –, drei Dunkelelben und einen der Jötunn. Letzterer war in dem Getümmel jedoch noch nicht so recht zum Einsatz gekommen, weil er mit seiner großen Keule eher seine Mitkämpfer gefährden würde als Laurin. Lau’Ley kannte ihren Geliebten gut genug, um zu wissen, dass er sich den Riesen für das Finale aufsparte.
    Keiner der Gegner nahm Rücksicht darauf, dass der Elb, gegen den sie antraten, ihr Fürst war.
    Laurin duldete keine Zurückhaltung beim Training. Die Uneinsichtigen bestrafte der Schwarze Prinz so hart, dass die Blessuren, die sich seine Sparringspartner selbst bei dem wildesten Kampf einhandelten, lächerlich waren im Vergleich. Besondere Stärke und Mut jedoch pflegte Laurin großzügig zu belohnen, so dass sich ausnahmslos jeder, der gegen ihn antrat, auch wirklich Mühe geben müsste, ihn zu besiegen.
    Gerulf und der kleinere Mannwolf hatten mittlerweile ihre tierische Gestalt angenommen und kämpften außer mit ihren Klauen und Zähnen mit Morgensternen aus blankem Eisen. Da Laurin keine Rüstung trug und mit bloßem Oberkörper im Ring stand, konnten sie ihn damit ernsthaft verletzen … vorausgesetzt sie schafften es, ihn zu treffen.
    Laurin war wie ein Derwisch – jede einzelne seiner Bewegungen floss in die nächste über. Er stand nicht einen Herzschlag lang still. Aus der Attacke wurde ein Ausweichen, daraus ein Konter, daraus wieder eine Finte und dann eine Doppelattacke. So lange Lau’Ley ihm schon bei seinen Kämpfen zusah – und das war öfter, als sie sich erinnern konnte –, war Lau’Ley doch immer wieder überrascht vom Repertoire seiner Schritte und Schlagkombinationen … und angetan von seiner Grazie, seiner rauen Kraft und seiner Unbarmherzigkeit.
    Von den drei Elben – zwei Männern und einer Frau – trug einer ein lang gekurvtes Zweihandschwert, die zweite zwei Klingen wie Laurin selbst und der dritte ein Schild und eine kurze Lanze. Sie alle waren in voller Rüstung – und die Schmiede der Festung würden einiges zu tun haben, sie wieder zu reparieren.
    Manchmal – nicht oft, aber doch immerhin manchmal – bedauerte Lau’Ley, keine Kriegerin geworden zu sein. Sie konnte durchaus mit Schwertern, Lanzen, Streitäxten und auch mit Peitschen umgehen – aber nicht gut genug, um in einem Trainingskampf gegen Laurin auch nur zehn Sekunden lang zu bestehen. Ihre wahren Talente lagen woanders: Niemand konnte Gift so gut mischen oder hypnotisieren wie sie, und auch beim Reiten und Bogenschießen machte Lau’Ley niemand etwas vor. Es gab nur wenige, die ihr das Wasser reichen konnten. Außerdem spann keiner Intrigen so verworren und fein verwoben wie sie, und in Sachen Diplomatie und Manipulation war Lau’Ley als Sirene unschlagbar. Aber was hätte sie darum gegeben, Laurin hier im Übungsraum eine ebenso ebenbürtige Gegnerin sein zu können wie im Schlafzimmer.
    Sie hatte sogar einige Jahrzehnte lang heimlich geübt – doch so sehr Lau’Ley sich auch bemühte, die Bewegungsabläufe Laurins im Kampftraining nachzuahmen, so fehlte ihr einfach die wilde Kraft, die Attacken zu der gleichen zerschmetternden Wirkung zu entfalten, wie es ihm so vollkommen mühelos gelang.
    Gerade jetzt schlug, kickte und stieß er zwei der Elben und einen der Mannwölfe mit einer einzigen wirbelnden Drehung weit von sich und zu Boden … so dass endlich Raum genug war für den Jötunn, der mit einem furchtbaren Brüllen und hoch erhobener Keule auf Laurin zusprang. Es war immer

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