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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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nicht weher tat als unbedingt nötig.
    Dann endlich erstarb das Röcheln … und auch das Zucken und das Strampeln. Yrrs Körper erschlaffte. Sie war bewusstlos – jedenfalls schien es so. Denn kaum löste Svenya den Zug um den Hals, riss Yrr ihr die Jeans aus der Hand, sprang auf, wirbelte dabei herum und schlug mit dem Übungsschwert in einem weiten, sensenförmigen Schlag nach Svenyas Kopf.
    Svenya duckte sich gerade noch rechtzeitig und rammte beim Wiedernachobenkommen ihren Kopf voll gegen Yrrs Kinn.
    Yrr sackte in sich zusammen wie ein Sack Kartoffeln. Diesmal war sie wirklich bewusstlos.
    Svenya atmete ein paar Mal tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Dann nahm sie die Jeans und wickelte sie Yrr wie eine Schlaufe unter den Achseln hindurch um die Brust, um sie sich leichter über die Schulter werfen zu können. Mit ihrer Last eilte sie in ihr Schlafzimmer zurück und schloss die Tür hinter sich. Dort nahm Svenya sich die Zeit, um Yrr zu fesseln und so unter die Decke zu legen, dass jeder, der nur einen kurzen Blick auf das Bett warf, glauben musste, dass er Svenya darin liegen sah.
    Dann ging sie den Weg zu Hurdh zurück und schloss dabei jede einzelne Tür wieder hinter sich, damit niemand etwas Außergewöhnliches vermutete. Svenya war zufrieden mit sich – ihr Vorsprung war gesichert. Und noch besser: Sie hatte bei Yrr einen Flashdrive für den Lift gefunden. Das würde ihr Hunderte von Treppenstufen ersparen.
    Sie hob Yrrs Übungsschwert vom Boden auf, ging nach draußen, befahl auch Hurdh, sich zu schließen, und schlug den Weg in Richtung Aufzug ein.
    Wie sie gehofft hatte, waren zu dieser Stunde nur wenige Elben auf den Fluren und Gängen unterwegs, und es fiel Svenya nicht schwer, unbemerkt zwischen ihnen hindurchzuschlüpfen.
    Endlich erreichte sie das Ende des Ganges. Nur noch ein paar Meter trennten sie von dem Lift und der geplanten Fahrt in die Freiheit. Svenya erstarrte. Ein paar Meter und ein ponygroßer Wolf!
    Brodhir stand genau vor dem Aufzug. So groß wie in der Nacht, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Und er schaute sie an!
    Diesmal täuschte Svenya sich nicht, wie sie es am Anfang bei Yrr getan hatte. Brodhir konnte sie sehen. Das erkannte sie daran, wie seine bernsteinfarbenen Augen ihr folgten, wenn sie sich bewegte. Sie sah keine Möglichkeit, an ihm vorbei zu dem Lift zu kommen, also drehte sie sich um und lief den Gang entlang zurück, um eine Abzweigung mit einer Treppe zu finden, die sie hoffentlich in den nächsten Stock brächte, damit sie von dort aus den Aufzug nehmen konnte.
    Sie hörte das Tapsen von Brodhirs Pfoten hinter sich. Er folgte ihr. Svenya beschleunigte ihren Schritt – er tat es ihr nach. Sie begann zu rennen – und auch er rannte … und natürlich hatte Brodhir sie schon bald eingeholt. Sie seufzte. Keine Chance, sie würde ihm nicht entkommen. Was bedeutete, dass sie ihn genauso bekämpfen musste, wie sie Yrr bekämpft hatte. Allein der Gedanke daran verkrampfte Svenya das Herz.
    Sie blieb stehen, holte mit Yrrs Übungsschwert aus und drehte sich um – doch der Wolf war schon bei ihr. Er stupste mit seinem großen Kopf gegen ihre Brust, stieß einen fast schon welpenhaft zärtlichen Laut aus und leckte ihr das für jeden anderen unsichtbare Gesicht.
    Svenya brachte es nicht übers Herz, ihn zu schlagen. Auf gar keinen Fall. Mit der freien Hand kraulte sie ihm Wange und Nacken. Er wedelte verspielt mit dem Schwanz.
    »Ach, Wolf«, sagte sie leise. »Ich muss von hier fort. Obwohl ich gar nicht will. Ich würde so gerne immer hierbleiben, aber ich kann nicht.«
    Er gab einen klagenden Laut von sich und legte den Kopf zur Seite. Seine intelligenten Augen blickten traurig.
    »Bitte halt mich nicht auf«, flüsterte Svenya. »Wenn ich bleibe, werde ich sterben … weil ich mich nicht zur Mörderin machen lasse. Deshalb muss ich weg. Verstehst du das?«
    Sie wusste, dass Brodhir das schlaueste Tier war, dem sie je begegnet war, aber sie hatte keine Ahnung, ob er verstand, was sie sagte. Als er jetzt herzzerreißend fiepte, hatte Svenya jedoch Gewissheit. Er setzte sich hin und legte ihr seine riesige Pranke auf die Schulter. Sie legte ihre Wange daran und spürte, wie ihre Augen feucht wurden.
    »Nein, ich will wirklich nicht gehen«, sagte sie mit brechender Stimme. »Aber es gibt keine Alternative. Bitte, Brodhir, lass mich durch.«
    Der Wolf bewegte sich nicht.
    »Bitte«, sagte Svenya noch einmal und merkte, dass sie kurz davor war,

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