Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
um und ging zurück, um noch einmal mit Molakan zu sprechen.
Thalinuel war sicher, dass sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, doch offenbar war das Schloss nicht richtig eingerastet, denn als sie davorstand, konnte sie erkennen, dass die Tür einen winzigen Spalt breit offen stand, und sie konnte gedämpft die Stimmen der beiden Elben vernehmen.
»… gute Kriegerin, aber letztlich nur ein dummes kleines Mädchen und leicht zu ersetzen. Sie ist zu neugierig und mischt sich in zu viele Dinge ein, die sie nichts angehen, und du ermunterst sie immer noch und gibst ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Sie wird allmählich lästig. Wir sollten sie entweder in alles einweihen oder uns ihrer entledigen, was ich für besser halte. Ich könnte bei den Waffenübungen leicht einen kleinen Unfall inszenieren«, hörte sie Olvarian sagen, und ihr stockte fast der Herzschlag, als sie begriff, dass über sie gesprochen wurde.
Niemand außer ihr befand sich in der Vorhalle, auch wenn noch weitere Türen von hier abzweigten. Obwohl es nicht ihre Art war, heimlich zu lauschen, blieb sie deshalb reglos stehen und hörte weiter zu.
»Sie ist noch nicht weit genug, um alles zu erfahren, ihr Geist ist noch zu sehr in alten elbischen Vorstellungen von Moral gefangen«, behauptete Molakan. »Aber du irrst dich. Sie ist etwas Besonderes. Du kannst es nicht wahrnehmen, und ich kann es nicht beschreiben, aber etwas Schicksalhaftes umgibt sie. Es ist ihr vorherbestimmt, in ihrem Leben immer wieder eine bedeutende Rolle zu spielen, die das Leben vieler beeinflussen wird, auch das unsere. Aber ob zum Guten oder zum Schlechten, das vermag ich nicht zu sagen.«
»Dann sollten wir es gar nicht erst darauf ankommen lassen. Machen wir dieser angeblichen Vorherbestimmung ein Ende, heute noch.«
»Nein, nicht solange Hoffnung besteht, dass sie sich uns völlig anschließt. Und solltest du auf eigene Faust etwas gegen Thalinuel unternehmen, wirst du es bereuen, habe ich mich klar ausgedrückt? Gut, dann ist das geklärt. Wenden wir uns wichtigeren Dingen zu. Gibt es schon Nachricht von unseren ausgesandten Boten?«
»Zwei sind vorhin durch die geheimen Stollen zurückgekehrt, aber sie haben schlechte Nachrichten gebracht. Niemand ist mehr bereit, sich auf unsere Seite zu stellen. Wir sind isoliert.«
»Haben sie ein paar Zwischenfälle mit den Menschen inszeniert? Das hat schon in unserer Anfangszeit gut funktioniert.«
»Sie haben sogar ein paar Überfälle verübt und es so aussehen lassen, als wären die Menschen dafür verantwortlich, aber es hat nichts genützt. Die Zeiten haben sich geändert. Die Empörung über den Angriff auf Saltinan ist noch allgegenwärtig. Alle schließen sich hinter Lotharon zusammen, selbst die, die ursprünglich auf unserer Seite waren. Ich habe dich gewarnt, dass es für einen offenen Angriff und einen Krieg zu früh war. Niemand glaubt die Behauptung, dass es nur ein Handstreich hätte sein sollen, um Königin Larisal in unsere Gewalt zu bringen, und dass die Zerstörung der Türme nur ein Unglück gewesen ist.«
Erneut durchlief Thalinuel ein eisiger Schauer und verursachte ihr am ganzen Körper eine Gänsehaut. Hatte sie das gerade wirklich gehört? War alles, was man ihr und den anderen über den Angriff auf Saltinan gesagt hatte, nur eine Lüge gewesen, und war Verilon nur für diese Lüge gestorben?
»Diese verdammten Türme!«, stieß Molakan hervor. »Wie ich sie gehasst habe, seit man mir das Amt als ihr Hüter weggenommen hat. Ich hatte keine ruhige Minute, bis sie endlich niedergebrannt waren.« Er machte eine Pause. »Aber vielleicht habe ich die Lage wirklich falsch eingeschätzt, und es war zu früh für einen solchen Angriff. Ich hätte nicht gedacht, dass er eine solche Welle der Empörung auslöst.«
»Nicht nur Empörung. Man hasst uns im ganzen Land. Wir sind nun wirklich zu Thir-Ailith geworden, zu Ausgestoßenen, Unberührbaren.«
»Bei den Dämonen der Unterwelt!«, fluchte Molakan und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Vielleicht war es wirklich ein Fehler, den offenen Krieg zu suchen, und wir hätten Lotharon diesen Schritt überlassen sollen. Aber nach seinem Bündnis mit den Menschen schien mir die Zeit reif. Wie kann nur ein einziger kleiner Fehler solche Auswirkungen haben? Hat dieses verdammte Volk denn alles vergessen, was vorher geschehen ist, alles, was die Menschen und anderen Völker den Elben angetan haben?«
»Was wir ihnen angetan und den anderen Völkern in
Weitere Kostenlose Bücher