Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
elbischen Bruderkriegs.
Sie und seine anderen Anhänger, die an ihn geglaubt und ihm vertraut hatten, waren für ihn nur Mittel zum Zweck gewesen, ebenso wie die jüngeren Völker, die er zu einer Bedrohung aufgebaut und mit aller Härte bekämpft hatte, obwohl er anscheinend selbst hinter den Übergriffen gesteckt hatte. Unzählige Unschuldige waren wegen seiner Machtgelüste auf allen Seiten gestorben und starben in diesem Krieg noch immer, dem ersten Krieg, den Elben gegen Elben führten.
Eine Welt brach für sie zusammen.
Auch sie hatte auf seinen Befehl hin getötet, in dem Glauben, Aufrührer und Mörder zu bestrafen und …
Sie zuckte zusammen, als ihr ein neuer, noch viel schrecklicherer Gedanke kam. Verilon, ihr einziger Freund und Vertrauter, war nicht bei dem Versuch gestorben, den drohenden Krieg durch einen Handstreich abzuwenden. Molakan hatte selbst zugegeben, dass der Angriff auf Saltinan von Anfang an nur dem Zweck gedient hatte, die Türme niederzubrennen, aus Rache dafür, dass man ihm das Amt als ihr Hüter entzogen hatte.
In Thalinuels Verzweiflung mischte sich kalter Hass. Sie kannte nun die Wahrheit, und sie musste gut überlegen, was sie damit anfing, um die Verräter zu Fall zu bringen.
Es hatte gar keinen Sinn, wenn sie herumlief und jedem erzählte, was sie gehört hatte. Niemand würde ihr glauben, doch würde die Kunde davon rasch bis zum Turm der Magier dringen, und innerhalb kürzester Zeit würde sie einen bedauerlichen Unfall erleiden, wie Olvarian ihn am liebsten jetzt schon für sie fingieren würde.
Nein, unter gar keinen Umständen durfte jemand herausfinden, was sie erfahren hatte, sonst wäre dies ihr sicheres Todesurteil!
Und wenn sie den Spieß umdrehte? Wenn sie den beiden zuvorkam und sie tötete? Verdient hätten sie es ohne jede Frage. Sie wären ahnungslos, wenn sie beim nächsten Gespräch die Gelegenheit zu einem Angriff auf sie ergreifen würde.
Aber nein, es würde ihr niemals gelingen, schon gar nicht gegen beide gleichzeitig. Olvarian war ein besserer Krieger als sie und ihr im Kampf überlegen, das musste sie unumwunden eingestehen. Sie könnte ihn höchstens hinterrücks ermorden und dann allein zu Molakan gehen, bevor man seine Leiche entdeckte. Doch auch dieser war ihr durch seine Magie überlegen und würde jeden Angriff spielerisch abwehren.
Obwohl dies freilich ebenfalls unmöglich wäre, würde sie am liebsten das Tor für die Truppen des Königs sperrangelweit aufreißen, damit diese dem ganzen Spuk ein Ende bereiten könnten.
Sie betrachtete sich nicht als Verräterin, obwohl sie ihren Treueeid gegenüber König Lotharon gebrochen hatte. Aber das hatte sie nicht als Verrat empfunden, da sie geglaubt hatte, zum Wohle ihres Volkes zu handeln. Auch wenn sie sich jetzt gegen Molakan und Olvarian stellte, sah sie darin keinen Verrat, denn dieser ging bereits von ihnen aus, der wahrscheinlich größte Verrat, dem ihr ganzes Volk jemals zum Opfer gefallen war.
Dafür wollte sie nicht nur Rache, sondern sie musste vor allem verhindern, dass die Auswirkungen dieses Verrats noch schlimmer wurden. Sie hinterging nicht die anderen Thir-Ailith, sondern der Fall der Betrüger, denen sie aufgesessen waren, würde auch ihre Mitstreiter aus deren Klauen befreien.
Außer dem Haupttor gab es noch einige kleine Ausfallpforten, zum Teil gut versteckt, durch die wohl auch die Boten zurückgekehrt waren, von denen Olvarian gesprochen hatte. Allerdings wurden sie ebenfalls gut bewacht. Es wäre unmöglich, auf diesem Weg heimlich aus der Festung zu entkommen, geschweige denn ein feindliches Heer unbemerkt hereinzulassen. Dafür waren sie zu klein, ein solcher Aufmarsch würde Stunden dauern und würde von den Türmen und Mauern aus sofort entdeckt werden.
Innerlich vor Zorn und Hass über die ungeheuerliche Verschwörung bebend, die neben so vielen anderen ihren besten Freund das Leben gekostet hatte, saß Thalinuel Stunde um Stunde da, schmiedete einen unmöglich durchzuführenden Plan nach dem anderen und verwarf sie gleich darauf alle wieder.
Schließlich erinnerte sie sich an das kleine bewachte Gebäude. Nach allem, was sie bisher erfahren hatte, war anzunehmen, dass sich darin etwas befand, das ebenfalls zu der Verschwörung gehörte. Nun wollte sie auch den Rest erfahren.
Entschlossen stand sie auf und machte sich auf den Weg in Richtung der Ställe. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie lange sie bereits gesessen und gegrübelt hatte, denn es begann bereits zu
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