Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
nicht besonders schlimm zu sein, doch wagte Gelinian nicht, sie zu berühren. Möglicherweise wäre die Bestie in ihr selbst dann noch in der Lage, von ihr Besitz zu ergreifen, wenn ihr Wirtskörper ohnmächtig war.
Jetzt erst wandte sie sich dem fremdartigen Wesen zu.
»Wer … wer bist du?«, fragte sie misstrauisch und noch immer verblüfft.
Das Wesen verdrehte seine großen Augen. »Immer wieder die gleiche blöde Frage, ganz egal, wem ich begegne. Könnt ihr euch nicht mal was anderes einfallen lassen? Nenn mich doch, wie du willst. Wie wäre es mit Besessene-Elbenherrin-Bezwinger?«
»Aber wie konntest du sie treffen, während alle Pfeile sich in der Luft auflösten?«
»Alles nur eine Frage des richtigen Zielens. Aber das kann von euch offenbar keiner. Solltet ihr vielleicht mal üben, aber ich bringe es auch bestimmt nicht bei.«
»Was ist das?«, raunte Serilana leise.
»Ich weiß nicht. Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
»Wir sollten kein Risiko eingehen und es töten.«
»Mich töten?«, wiederholte das Wesen spöttisch. Offenbar verfügte es über hervorragende Ohren. »Ist das der Dank, dass ich euch geholfen habe? Ich sag ja, typisch Elben. Langweilig und einfältig. Außerdem könntet ihr mir sowieso nichts antun.«
Bevor Gelinian sie daran hindern konnte, hatte Serilana in einer einzigen fließenden Bewegung ihren Bogen von der Schulter gezogen, einen Pfeil aufgelegt und ihn abgeschossen. Er durchbohrte den Stoff des Zeltdaches kaum eine Hand breit unterhalb der Stelle, an der das bunte Fellwesen saß.
An der es zumindest bis vor einem Moment noch gesessen hatte, denn in einer Bewegung, die noch schneller als die der Elbin gewesen war, war es ein paar Meter zur Seite gerutscht. Dafür stieß Serilana einen zornigen Schrei aus, ließ ihren Bogen fallen und hüpfte auf einem Bein umher, während sie sich mit den Händen den anderen Fuß hielt, an dem sie der von dem Wesen geworfene Stein getroffen hatte.
»Aufhören!«, befahl Gelinian scharf, als sie sah, dass immer mehr Krieger ihre Pfeile auf das Fellknäuel richteten. »Niemand schießt mehr ohne meinen Befehl.«
»Endlich mal ein gescheites Wort. Du scheinst zumindest ein bisschen mehr Grips als die anderen zu haben. Ich würde ja gerne noch etwas mit dir plaudern, aber leider muss ich jetzt erstmal dafür sorgen, dass ein paar alte Freunde von mir nicht länger als nötig warten müssen.« Das Wesen deutete eine Verbeugung an. »Ihr wollt jetzt sicher auch ein paar eurer Zaubertricks vorführen, um eure geliebte Herrin von dem Gast in ihrem Körper zu befreien. Es ist übrigens ein Schattenmahr, zumindest ein winziger Teil seines Bewusstseins. Ich sage euch das lieber, damit ihr wisst, womit ihr es zu tun habt, und nicht in eurer Überheblichkeit wieder alles versaut. Ich empfehle mich, wir werden uns bald wiedersehen.«
Das Wesen ließ sich auf der ihnen abgewandten Seite des Zeltes herunterfallen und war gleich darauf verschwunden. Einige Krieger stürmten los, um es zu suchen, kehrten aber kurz darauf erfolglos zurück.
Ungläubig schüttelte Gelinian den Kopf und blinzelte ein paarmal.
»Was war das denn?«, keuchte sie. »Habe ich geträumt?«
»Nein, hast du nicht«, entgegnete Serilana wütend. »Dieses Biest hat einen Stein nach mir geworfen, und die Schmerzen fühlen sich verdammt echt an.«
»Freu dich, dass du ihn nicht an den Kopf bekommen hast.« Sie wandte sich wieder der bewusstlosen Illurien zu. »Ich möchte immer noch zu gerne wissen, wie ausgerechnet dieser Winzling es geschafft hat, sie zu treffen. Aber das Rätsel werden wir jetzt nicht lösen, es gibt Wichtigeres. Rasch, wir müssen Vorbereitungen treffen, ehe sie wieder aufwacht, sonst war alles umsonst.«
Gelinian fürchtete sich bis ins Mark vor dem, was sie zu tun im Begriff stand, und diese Furcht war mehr als berechtigt. Es ging nicht nur um ihr eigenes Schicksal, sondern auch um das Leben ihrer Mutter und um Informationen, von denen die Zukunft aller in dieser Region lebenden Völker abhängen könnte.
Schon einmal hatte sie ein danan-chaat an jemandem durchgeführt, der von der fremden Macht beherrscht wurde. Pelariol aber war extrem geschwächt gewesen, nachdem er erst kurz zuvor Illurien infiziert hatte. Weder war er in der Lage gewesen, erneut jemanden unter seine Kontrolle zu zwingen, noch hatte er sich geistig nennenswert gegen Gelinian zur Wehr setzen können.
Und dennoch war es nicht gelungen, die fremde Macht aus ihm zu vertreiben. Als
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