Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
dennoch nicht besonders prunkvoll.
»Nicht gerade das, was man sich unter dem Palast eines Elbenherren vorstellt«, sagte Lathoriel. »Manchmal habe ich das Gefühl, hier zu ersticken. Aber an der Oberfläche ist es zu gefährlich geworden.«
»Auch hier unten könnten wir oder andere schon längst zu Sklaven der Schattenmahre geworden sein. Es überrascht mich, dass Ihr uns empfangen habt, ohne uns zu überprüfen«, sagte Thalinuel.
»Aber das haben wir, auch wenn Ihr es vielleicht nicht gemerkt habt«, sagte Alasana. Sie schenkte ihnen aus einem Krug zwei Gläser mit einer Flüssigkeit ein, die klar wie Wasser war, aber nach Met und fruchtigen Beeren duftete. »Nichts Böses kann hier eindringen.«
Barlok entsann sich des leichten Kribbelns, das er beim Betreten des Hügels gespürt hatte. Er hatte es für ein Frösteln gehalten, doch nun war er sich nicht mehr sicher. Rasch griff er nach seinem Glas. Der Trunk schmeckte ebenso gut, wie er duftete, und fast augenblicklich spürte er eine kräftigende Wirkung.
»Und nun bitte ich Euch, berichtet uns ganz genau, was geschehen ist, vor allem alles, was Harlan betrifft«, bat die Elbenherrin.
Barlok überließ Thalinuel das Erzählen, fügte nur an einigen Stellen seine eigenen Beobachtungen hinzu, wenn er meinte, dass sie etwas Wichtiges ausließ. Alasana und Lathoriel hörten schweigend zu. Erst als Thalinuel geendet hatte, stellten sie noch einige ergänzende Fragen.
»Ich danke Euch für alles«, sagte der Elbenherr schließlich. »Obwohl es besser wäre, wenn Harlan gestorben wäre, statt in die Hände des Feindes zu fallen, so hart das auch klingt. Es war ein schrecklicher Fehler, dieses Kind mit so viel Macht auszustatten, und was unsere mächtigste Waffe in diesem Krieg hätte sein sollen, wird nun womöglich sogar gegen uns eingesetzt.«
»Wer ist dieser Junge, und wieso ist er so mächtig?«, platzte Barlok heraus, der seine Neugier nicht länger zügeln konnte. »Ich denke, auch uns stehen nun ein paar Antworten auf unsere vielen Fragen zu, die haben wir uns wohl verdient.«
Lathoriel nickte bedächtig. »Ohne Zweifel, das habt Ihr. Nun, was Harlan betrifft – er ist unser Sohn und wirklich der Prinz des Elbengeschlechts. Unser Interesse an seinem Schicksal ist also zu einem großen Teil persönlicher Natur.« Er seufzte. »Als Harlan geboren wurde, stand der Krieg für uns nicht gut. Aber eine Niederlage hätte den Untergang unseres Volkes bedeutet, und diese Welt würde damit für vielleicht alle Zeiten ein Ort der Finsternis. So entschieden wir uns zu einem verzweifelten Schritt. Alle mächtigen Magier unseres Volkes waren bei Harlans Geburt anwesend und führten eine Beschwörung durch, um einen Teil ihrer Kraft auf ihn zu übertragen. Er sollte der mächtigste Magier unseres Volkes werden, stark genug, um es eines Tages mit den Schattenmahren selbst aufnehmen zu können.«
»Wir wissen bis heute nicht, ob es an der Beschwörung lag, aber schon bald zeigte sich, dass sich sein Verstand nicht so schnell entwickelte wie sein Körper«, nahm Alasana den Faden auf. »Ihr werdet gemerkt haben, dass er geistig noch ein Kind ist und es wahrscheinlich für immer bleiben wird. All unsere Pläne für ihn waren damit zerstört. Es wäre unverantwortlich gewesen, seine magischen Fähigkeiten so zu schulen, wie wir es geplant hatten. Er wäre zu einer riesigen Gefahr für sich und für andere geworden. Deshalb verzichteten wir ganz im Gegenteil sogar auf jegliche Förderung seiner Kräfte und hofften, dass er von allein nur einen winzigen Teil davon würde erwecken können.«
»So ist es auch«, bestätigte Thalinuel. »Zwar habe ich ihm geholfen, einige seiner Fähigkeiten besser zu kontrollieren, aber der allergrößte Teil davon liegt brach.«
»Khraátam wird keine entsprechende Rücksicht üben. Er wird Harlans Kräfte erwecken und ihn zwingen, sie in seinem Sinn einzusetzen. Und das ausgerechnet jetzt, wo sich das Kriegsglück wieder zu unseren Gunsten gewandelt hat«, murmelte Lathoriel. »Wir wollten den Jungen möglichst weit von der Front entfernt in Sicherheit wissen. Deshalb rüsteten wir einen kleinen Beobachtungsposten auf, den wir in den Weißbergen unterhielten, und brachten ihn dorthin. Über Jahre hinweg ging alles gut, aber offenbar war das Versteck nicht so sicher, wie wir geglaubt haben.«
»Und was ist mit Puschel?«, wollte Barlok wissen, dann fiel ihm ein, dass es sie selbst gewesen waren, die ihm diesen Namen verliehen hatten,
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