Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
verbannen.
»Selbst einen Verrat wie den ihren werden wir nicht sühnen, indem wir sie töten, denn wir werden uns nicht mit ihnen auf eine Stufe stellen und noch mehr Unrecht verüben«, erklärte Larisal. »Aber wir können sie auch nicht einfach gehen lassen und aus unserem Reich verbannen. Diese Strafe hat sich schon einmal als unwirksam erwiesen, und sie stehen mittlerweile so sehr im Bann des Bösen, dass sie nicht aufhören würden, Unheil zu verbreiten.«
»Aber sie unter der Erde einzusperren käme einem Todesurteil gleich. Es wäre nur noch viel grausamer als ein rascher, schmerzloser Tod«, erwiderte Thalinuel entsetzt. Nicht einmal Molakan wünschte sie ein solches Schicksal. »Wovon sollen sie sich dort ernähren?«
»Es gibt Völker, die freiwillig unter der Erde leben, denk nur an die Zwerge«, erinnerte Larisal. »Es gibt essbare Moose und Flechten dort unten, außerdem sogar Tiere. Sie werden nicht verhungern.«
»Dennoch kann kein Elb auf Dauer ohne das Licht der Sonne tief unter der Erde eingesperrt überleben!«
»Sie werden es lernen müssen. Vielleicht hilft ihnen ihre Magie dabei«, sagte Larisal hart. »Die Entscheidung ist gefallen, und sie haben sich ihr Schicksal selbst zuzuschreiben. Wir dürfen sie nicht länger als Elben betrachten, denn alles, was uns ausmacht, haben sie längst hinter sich gelassen, als sie sich für die Seite des Bösen entschieden. Die Finsternis in ihren Seelen ist ungleich tiefer als die, in die wir sie verbannen.«
»Gibt es denn keine andere Möglichkeit?« Thalinuel wunderte sich über sich selbst, dass sie sich zum Fürsprecher derer machte, die sie betrogen und ihr Leben in eine Hölle verwandelt hatten. »Ein abgeschlossenes Gebirgstal, eine Insel weit vor der Küste …«
»Wir haben all diese Möglichkeiten erwogen, glaub mir, mein Kind, aber angesichts der ungeheuren Macht, über die sie nach wie vor verfügen, erschien uns keine davon sicher genug. Nein, es gibt keinen anderen Weg. Die Höhlen sind riesig, ziehen sich fast unter dem gesamten Gebirge hin, aber es gibt nur einen einzigen Zugang. Wenn sie ihn passiert haben, werden wir ihn magisch versiegeln, und er soll niemals wieder geöffnet werden. Niemand wird jemals wieder von ihnen hören, selbst ihre Namen sollen niemals wieder erwähnt werden. So grausam das auch klingen mag, es ist ihren schrecklichen Taten nur angemessen.«
Ihre Worte klangen überzeugend. Nur schaudernd erinnerte sich Thalinuel der ungeheuren Kräfte, die Molakan und seine Magier schon vor der Öffnung des Tores zu entfesseln in der Lage gewesen waren. Vermutlich gab es wirklich kein anderes Gefängnis, das sicher genug für sie war.
»Und Ihr seid überzeugt, dass sie nicht wieder von dort entkommen können?«, fragte sie nach einer Weile. »Was, wenn es ihnen gelingt, das Siegel zu brechen?«
»Das ist unmöglich. Wir werden den Zugang mit der machtvollsten Rune verschließen, die wir kennen. Niemand wird in der Lage sein, dieses Siegel zu brechen oder sich ihm auch nur zu nähern. Allerdings …«
»Allerdings was?«, hakte Thalinuel nach, als Larisal nicht weitersprach.
»Es gibt noch eine Schwierigkeit«, antwortete die Königin mit sichtlichem Unbehagen. »Aber das ist nichts, was dich betrifft. Wir werden schon eine Lösung dafür finden.«
»Erzählt mir davon«, bat Thalinuel. »Ich verlange keinerlei Dank oder Belohnung für das, was ich getan habe, aber ich denke, dass ich zumindest ein Recht habe, alles zu erfahren, was Molakan betrifft.«
Einige Sekunden herrschte Schweigen, dann nickte Larisal widerstrebend.
»Wahrscheinlich hast du das wirklich. Es geht darum, wie das Siegel anzubringen ist. Wir können die Felsplatte, mit der wir den Eingang verschließen, nicht einfach von außen versiegeln. Damit es seine Wirkung entfaltet, muss es nach Verschließen des Zugangs von innen in den Stein gebrannt werden.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Thalinuel begriff, was diese Worte zu bedeuten hatten. »Aber wer immer es anbringt, wird selbst mit eingeschlossen und kann nie wieder heraus!«, rief sie.
»So ist es. Aber es haben sich bereits mehrere Freiwillige gefunden, die bereit sind, sich dafür zu opfern.«
»Nein!«, stieß Thalinuel hervor, noch bevor sie wusste, was sie sagte. »Nein, das lasse ich nicht zu! Auf keinen Fall darf sich ein Unschuldiger opfern. Ich … ich werde es tun.«
Larisal blickte sie traurig an. »Ich wusste, dass du das sagen würdest, deshalb wollte ich dir erst gar nicht
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