Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
ausgedehnt hatten.
In der Nähe der ehemaligen Stadt der Dunkelelben, deren Zugänge mittlerweile sämtlich zugemauert waren, übergab Malcorion sein Pferd an einige Zwerge. Mit Aufzügen, die er zwischendurch mehrfach wechseln musste, gelangte er innerhalb kürzester Zeit in die bewohnten Gebiete. Dort wurde er gebeten, unverzüglich in den Königspalast zu kommen.
Nicht nur Königin Tharlia erwartete ihn, sondern fast der gesamte Hohe Rat hatte sich versammelt, nicht im formellen Thronsaal, sondern in einem der kleineren und behaglicheren Beratungszimmer, das auch nicht so pompös ausgestattet und dem Anlass eher angemessen war. Lediglich Breesa, die Hohepriesterin Li’thils, fehlte noch als Abgesandte der Gelehrtenkaste.
Tharlia unterbrach sich mitten im Wort, als Malcorion eintrat, sprang auf und kam auf ihn zu. Mit ihren langen schwarzen Haaren und ihrem für ihr Volk untypisch fein geschnittenen Gesicht war die junge Königin immer noch eine wunderschöne Frau, nicht nur nach zwergischen, sondern auch nach menschlichen Maßstäben.
»Malcorion!«, rief sie und reichte ihm die Hand. »Wie schön, dass wir uns endlich einmal wiedersehen, auch wenn der Anlass alles andere als freudig ist. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass Ihr uns auch jetzt in diesen schweren Stunden wieder zur Seite steht.«
Offenbar hatte sie nicht vergessen, dass der Sieg über die Thir-Ailith maßgeblich seiner Hilfe zu verdanken war. Hätte er damals nicht Warlon und seine Begleiter zum goldenen Tal der Elben geführt, wäre ihr Volk dem Untergang geweiht gewesen.
»Ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, den drohenden Krieg zu vermeiden und diesen Wahnsinn zu beenden«, sagte er und verneigte sich.
»Das habt Ihr bereits durch Eure Warnung«, erwiderte Thilus, einer der beiden Abgesandten der Kriegerkaste und seit einigen Monaten Tharlias Gemahl. »Ohne Euch hätten wir im Vorfeld nicht einmal von der drohenden Gefahr gewusst. Kommt, setzt Euch doch.«
Ein paar Minuten lang plauderte Malcorion mit den Ratsmitgliedern über seine Erlebnisse in den letzten Jahren und frischte alte Erinnerungen auf, bis auch die Hohepriesterin eintraf.
»Verzeiht die Verspätung«, entschuldigte sich Breesa. »Ich befand mich gerade mit anderen Priesterinnen in einer Beschwörung, um die Schutzzauber des Zarkh-Tahal noch weiter zu verstärken.«
Mit ihrem Eintreffen schwand die unbefangene Atmosphäre und wurde förmlich. Zwar hatte Warlon schon vor Tagen Boten mit allen wichtigen Informationen, die Malcorion ihm geliefert hatte, nach Elan-Dhor geschickt, doch wurde der Waldläufer gebeten, noch einmal selbst in allen Einzelheiten zu schildern, was er über die Verschwörung der Menschen und die Rolle, die der geheimnisvolle Kyrill-Priester dabei zu spielen schien, in Erfahrung gebracht hatte.
»Ich glaube, dieser Chorm spielt eine Schlüsselrolle bei allem«, schloss er. »Sein Einfluss auf Kalmar ist sehr stark. Der König von Lartronia trifft kaum noch einen Beschluss, ohne ihn vorher angehört zu haben, und selbst auf König Lorian scheint er einen gewissen Einfluss zu haben, wie seine Reise nach Burg Greifenhall zeigt. Leider habe ich an seinem Hof keine Mittelsmänner. In Radon ist immer noch ein hohes Kopfgeld auf mich ausgesetzt, weshalb ich die Grenzen dorthin nur selten überschreite.«
»Wenn wir ihn verhören könnten, würden wir bestimmt einiges erfahren, das uns weiterhelfen könnte«, stimmte Schürfmeister Artok von der Arbeiterkaste zu, doch Malcorion schüttelte den Kopf.
»Da haben wir uns falsch verstanden. Ihr wisst offenbar wenig über Kyrill-Priester. Mit Gewalt würde man bei Chorm kaum etwas ausrichten. Aber das dürfte auch gar nicht nötig sein.«
Tharlia beugte sich vor. »Wie meint Ihr das?«
»Nun, selbst unter der Folter würde man einem Kyrill-Priester kaum etwas entlocken können. Aber sie haben eine andere Schwäche. Der Eigennutz ist Teil ihrer Weltanschauung, ihrer Religion. Die Götter helfen ihrer Meinung nach nur denen, die sich selbst helfen. Sie sind gewissermaßen Söldner, die man für bestimmte Aufträge anwerben kann. Es widerspricht ihrem Kodex, sich bestechen zu lassen, um ihren Auftraggeber zu hintergehen, es sei denn, die gebotene Summe läge sehr viel höher als das, was dieser ihnen geboten hat. In diesem Falle hätte ihr ursprünglicher Auftraggeber den Wert ihrer Arbeit zu niedrig angesetzt und versucht, sie zu betrügen, was sie jeglicher Verpflichtung ihm gegenüber
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