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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sich eine neue Spur ergeben, der er persönlich nachgehen wollte.«
    Iviidis riss die Augen auf und legte eine Hand auf ihr Herz. »Hoffentlich ist es nicht gefährlich«, hauchte sie.
    Nekiritan drückte beruhigend ihre Hand. »Aber nein, fürchte dich nicht. Dein Vater weiß schon, was er tut.«
    Iviidis lächelte und fragte sich insgeheim, ob sie mit ihrem besorgten Gehabe nicht ein wenig zu dick auftrug. Aber Nekiritan schien es zu gefallen. Er sah zufrieden aus, und sein Blick und sein Lächeln zeigten, dass er begann, auf einen Erfolg zu hoffen. Sie ließ ein wenig locker, damit Nekiritan sich nicht zu sehr ausgefragt fühlte, und erzählte von Alvurkans und Riikarjas bevorstehender Verlöbnis-Feier. Sie erörterten ernsthaft die Frage der Toilette für diesen Anlass, und Iviidis ließ sich von Nekiritan dazu überreden, eine dunkelgrüne Seidenrobe zu tragen, weil diese sich wunderbar zu den Farben seines Hauses fügen würde.
    Nachdem das heikle Modethema zur beiderseitigen Zufriedenheit geregelt war, erzählte Iviidis ihm von ihrem morgendlichen Besuch bei Vinoota. Sie zog ein wenig über Gintaris her, und Nekiritan lachte herzhaft über ihre Schilderung des verliebten Ratsherrn. Ganz offensichtlich konnte er Gintaris nicht besonders gut leiden. Iviidis nahm sich vor, beim nächsten Treffen besonders nett zu Vinootas Verehrer zu sein.
    »… und dann hat er uns damit gelangweilt, dass er von dieser Sondersitzung des Rates geredet hat. Nicht, dass er uns die spannenden Details erzählt hätte – wer den Rat einberufen hat, warum es für nötig gehalten wird, die Garde zu stärken, ob es eine konkrete Bedrohung gibt – nein, da schwieg er sich aus. Ich hatte fast das Gefühl, er hat die Sitzung verschlafen und wollte es nur nicht zugeben«, plauderte sie.
    Nekiritan wischte sich über die Augen. »Ach, meine Herzensdame«, sagte er. »Du bist wirklich entzückend, noch viel entzückender als damals, bevor du mir wegen diesem Bauern den Laufpass gegeben hast.« Er zog sie sanft an sich, was wegen der Stellung der beiden Ruhebänke nicht allzu gut gelingen wollte. Iviidis verdrehte die Augen, was er nicht sehen konnte, weil er schon wieder ihre Hand küsste. Sie sträubte sich ein wenig und gab ihm einen sittsamen kleinen Klaps mit dem Fächer.
    »Nun komm, stille meine Neugier«, sagte sie. »Befürchtet der Rat, dass es Krieg gibt?«
    Nekiritan zog sich atemlos ein wenig zurück und glättete die zerdrückten Spitzen an seinem Rock. »Aber nein«, sagte er. »Unsere alten Feinde sind zurzeit alle friedlich, und es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass sich einer von ihnen für einen Feldzug rüstet. Der Rat ist nur beunruhigt wegen dieser unangenehmen Sache mit Kommandeur Horakin. Nichts, weswegen du dir Sorgen machen müsstest. Entrunzele also deine hübsche Stirn, meine Freundin.«
    Iviidis lächelte ihn schmachtend an. Seine Augen verengten sich, wurden dann weit vor freudiger Überraschung.
    »Sag, Kiritan, würdest du mir etwas verraten?«, schnurrte Iviidis nach einer Weile, in der er ihre Hand und ihren Arm abgeküsst und ihr süße Worte ins Ohr gehaucht hatte. »Weißt du, ob Zinaavija irgendetwas tut, was Glautas nicht wissen darf?«
    Er ließ ihre Hand los und rückte etwas ab. »Was meinst du damit?«, fragte er scharf.
    Iviidis hob die Hand an den Mund. »Habe ich dich verärgert?«, fragte sie. »Kiritan, das wollte ich nicht, ich dachte nur …« Sie ließ den Satz unvollendet und sah den Elben mit großen, arglosen Augen an.
    Nekiritan starrte sie misstrauisch an. Dann wurde seine Miene weich, und er lächelte wieder. »Du hast was gedacht?«, fragte er sanft.
    »Ich dachte nur, ach, weißt du – ich habe neulich so etwas gehört. Aus Versehen, ich wollte nicht … Ich bin an einem Zimmer vorbeigekommen, und da habe ich gehört, wie Zinaavija sich unterhalten hat. Ich wollte wirklich nicht lauschen, aber sie sprach recht laut und ich dachte, sie hat mit jemandem Streit, und dann fielen ein paar Sätze, die ich nicht recht verstanden habe, aber es klang so, als wäre da etwas im Gange, von dem Glautas nichts weiß und …« Sie unterbrach ihren Redeschwall und verbarg ihr Gesicht hinter dem Fächer. »Es ist mir so peinlich«, sagte sie erstickt.
    Nekiritan griff nach ihrer Hand und drückte den Fächer hinunter. Dann legte er einen Finger unter ihr Kinn, hob es sacht an und küsste sie. Iviidis ließ es zu, aber sie hütete sich, den Kuss zu erwidern.
    Er ließ es bei dem kurzen Kuss

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