Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
Sterben und du lachst mich aus. Da werde ich mir überlegen, ob du überhaupt ein Brötchen verdient hast“, schimpft er zurück. Aber um seine Lippen liegt ein Lächeln.
„Ach komm, war doch nicht so gemeint. Geh du mal langsam nach Hause zurück und mach was Gutes zum Frühstück. Ich bin in gut einer Stunde zurück.“ Ich hebe noch kurz die Hand zum Gruße und laufe zum Wald.
Anders als die anderen Tage lasse ich es relaxter angehen. Im moderaten Tempo laufe ich meine Strecke so, dass zwar mein Puls etwas höher ist, aber meine Atmung normal bleibt.
Als ich wieder zu Hause ankomme, beschleicht mich ein merkwürdiges Gefühl. In der Küche ist zwar der Tisch gedeckt und frischen Kaffee hat er auch gekocht, aber ansonsten ist von ihm nichts zu sehen. Nur zu hören.
Denn aus dem Wohnzimmer ertönen Geräusche, die ich am liebsten nie wieder hören würde.
Leise, um ja keine unnötigen Geräusche zu machen, die ihn daran erinnern, dass ich wieder da bin, setze ich mich an den Küchentisch.
Neben meiner Tasse liegt ein Zettel.
*Es tut mir Leid* steht darauf.
Das soll wohl schon eine Entschuldigung für das Kommende sein. Und ganz plötzlich schmecken die Brötchen pappig und der Kaffee bitter.
Seufzend packe ich die Sachen weg und ganz leise schleiche ich unter die Dusche. Ich beeile mich damit, will so schnell wie möglich in frische Klamot ten steigen und in mein Zimmer verschwinden. Dort sitze ich und denke über ihn nach. Darüber, was er mir erzählt hat. Über seine zwei Persönlichkeiten. Es muss schlimm sein für ihn.
Na ja, für mich auch. Denn ich bin es ja, den er in seinen schlechten Zeiten fertig macht.
Eigentlich wäre doch alles ganz einfach.
Ich könnte meine Sachen packen und mit zu Mama gehen. Mit der Schule wäre es wohl kein Problem. Und wenn doch, dann wiederhole ich das eine Jahr eben.
Und Fußball kann ich überall spielen. Mir würden die Jungs zwar fehlen … Aber was sollte dann aus ihm werden? Ich kann ihn doch nicht alleine lassen. Er würde damit nicht klar kommen. Es muss sich jemand um ihn kümmern. Und da Mama weggeht und Lisa mitnimmt, muss ich wohl in den sauren Apfel beißen. Außerdem hege ich noch immer die leise Hoffnung, dass Benny sich meldet oder gar wiederkommt.
Benny, immer noch beherrscht er meine Gedanken und immer noch tut es höllisch weh.
Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn ich werde durch einen lauten Knall wieder wach. Erschrocken zucke ich zusammen, als ich ihn kurz darauf meinen Namen laut brüllen höre. Flink springe ich aus meinem Bett, schlüpfe in meine Schuhe und gehe zügig zur Küche, in der ich ihn vermute. Und richtig. Da steht er, in seinem Jogginganzug. Eine Bierflasche in der Hand. Zu seinen Füssen liegt eine weitere, in tausend Scherben zerbrochen, und er steht mitten in einer Pfütze aus Gerstensaft. Mit glasigen Augen schnauzt er mich an.
„Mach den Dreck hier weg, Schwuchtel!“, faucht er mich an und verschwindet dann im Wohnzimmer.
Ich hole mir währenddessen Handfeger und Schaufel, einen Feudel und einen Eimer. Sammele die großen Scherben mit der Hand auf und schmeiße sie in den Müll. Nachdem ich alles zusammen gekehrt habe, wische ich auf. Als ich fertig bin, spüle ich die Sachen aus. Doch leider ist in dem Feudel noch eine kleine Scherbe versteckt, was ich jetzt schmerzhaft feststellen muss.
Aus einem kleinen Schnitt rinnt mir das Blut über die Finger ins Abwaschbecken. Fasziniert sehe ich dabei zu, wie die Tropfen auf das Metall fallen und dabei fast bizarre Muster entstehen.
Mit einer gewissen Erleichterung verfolge ich den Weg meines roten Lebenssaftes, der nun, mit dem Wasser vermischt, leise gurgelnd im Abfluss verschwindet.
Seufzend trockne ich mir die Hand ab und räume die Sachen weg. Er wird sich über dieses Missgeschick sicherlich ärgern. Denn dadurch, dass die Flasche kaputt gegangen ist, gehen ihm doch satte acht Cent Pfandgeld durch die Lappen.
Im Bad verarzte ich mich erst einmal, bevor ich in mein Zimmer gehe und mich wieder an meine Hausaufgaben mache.
So vergehen die Ferien - mit laufen, für die Schule arbeiten und ihm aus dem Weg gehen.
Am Sonntagnachmittag kommen Lisa und Mama wieder. Mama allerdings nur, um Lisa abzusetzen und kurz Hallo zu sagen. Dafür ist Lisa umso aufgedrehter und gesprächiger.
„Lucas, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie toll es da war. Ich war mit Mama in der Sauna. Und wir haben ein ganz tolles Schaumbad genommen. Und dann war da eine Frau, die hat mich
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