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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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sah Maya, dass auch der
zweite Reiter von etwas getroffen wurde, das ihn aus dem Sattel riss. Er hatte
einen erstaunten Ausdruck im Gesicht. Der Reiter, den der Pfeil getroffen
hatte, war inzwischen vornübergesunken. Langsam rutschte er vom Pferd und
schlug mit einem dumpfen Geräusch am Boden auf. Erschüttert starrte Maya auf
die leblosen Körper der Männer. Im Eingang hinter ihnen standen Stelláris und
Larin mit schussbereitem Bogen und gezücktem Zauberstab.
    Sie kamen auf Maya zu. »Bist du in Ordnung?«,
fragte Larin. Seine Stimme hörte sich ganz heiser an.
    »I-ich glaube schon …, ja, bin ich«,
stotterte Maya verwirrt.
    »Wir können die Männer hier nicht liegen
lassen«, sagte Stelláris. »Es wäre nicht gut, wenn die Anwohner verdächtigt
werden würden.«  
    Maya wunderte sich über die Ruhe, mit der er
sprach. Sie hätte keinen klaren Gedanken fassen können.
    »Wir haben keine Zeit, sie zu verstecken«, warf
Larin ein. »Das Schiff kommt jeden Moment.«
    Stelláris fasste einen Entschluss. »Wir haben
keine Zeit, aber wir besitzen Elfensilber. Ihr beide reitet zum Fluss, ich
komme gleich nach.«
    Er ging zu seiner Satteltasche und holte einen
schwer aussehenden kleinen Beutel heraus. Mit geschmeidigen Schritten lief er
auf das Wohngebäude des Gehöfts zu.
    Maya stieg mit wackeligen Beinen auf Hyadee, und
Larin schwang sich auf seinen Antares. Sie fühlte, wie ihr Magen rebellierte.
›Bleib bloß drinnen‹, dachte sie und meinte damit den Linseneintopf. ›Langsam
durchatmen‹, befahl sie sich und ritt neben Larin her. Auch Larin sah bleich
aus. »Ich habe das noch nie gemacht«, sagte er leise. Maya wusste, was er
meinte. Er hatte nie zuvor einen Menschen getötet. Sie streckte eine Hand nach
seiner aus und ergriff sie. Seine Hand war kalt wie Eis. Maya hielt sie fest.
    »Du hast mir das Leben gerettet. Du und
Stelláris.«
    Larin nickte. »Wir sind wenige Minuten nach dir
losgeritten«, erzählte er. »Direkt vor uns kamen die zwei Reiter aus einer
Gasse und bogen auf die Straße zum Fluss ein. Sie hatten uns nicht bemerkt. Es
wäre dumm gewesen, direkt hinter ihnen zu bleiben, denn wenn sie sich umgesehen
und mich erkannt hätten, hätten wir sie vor allen Leuten umbringen müssen. Also
verschwanden wir in einer Seitenstraße und ritten nun so schnell wie möglich
parallel zur Hauptstraße ebenfalls zum Fluss. Wir rechneten uns aus, dass du
bereits dort sein müsstest und wollten vor ihnen dort ankommen, falls sie dir
Ärger gemacht hätten.«
    »Aber ihr wart nicht da«, sagte Maya.
    »Wir waren da. Wir hatten sie im Visier, als sie
an dir vorbeiritten. Da hast du gewendet und bist zurück. Wir hofften, dass sie
dir nicht folgen würden – Pech, sie taten’s doch. Wir entschlossen uns,
ihnen mit genügend Abstand zu folgen. Diesmal durften wir keinen Umweg hinter
den Häusern nehmen, damit wir sofort eingreifen konnten, falls sie dich
angegriffen hätten. Uns war nach wie vor nicht klar, ob sie etwas von dir
wollten oder einfach nur zufällig gleichfalls umgedreht sind. Auf einmal bist
du verschwunden, und die Kerle genauso. . Wir hätten fast nicht
mitgekriegt, wo ihr abgebogen seid. Da hatte ich zum ersten Mal richtig Angst.«
    Maya lächelte kläglich. »Und dann saß ich in der
blöden Sackgasse fest.«
    Larin erwiderte warm ihr Lächeln. »Schau!« Er
deutete mit der freien Hand auf den Fluss Undin. »Da hinten kommt das
Schiff.«  
    Sie waren am Ufer angekommen, und auch Orion
galoppierte mit Stelláris im Sattel heran. Maya und Larin ließen sich los und
sahen ihren Freund fragend an.
    »Geld regelt vieles.« Leise Verachtung schwang
in Stelláris’ Stimme mit. »Der Bauer war hocherfreut. Er wird die Leichen gerne
verschwinden lassen und hat keine einzige Frage gestellt.«
    Maya versuchte, sich auf die Ankunft des
Handelsschiffes zu konzentrieren. Sie war immer noch aufgewühlt. In ihrem Kopf
wollten in einer Endlosschleife fortwährend die gleichen Szenen ablaufen: die
Männer … die böse Stimme des einen … der auf sie gerichtete Pfeil … ihre
Todesangst … das Geräusch des surrenden Pfeils … der Tod der Männer … und dann
Larin und Stelláris. Maya schloss für einen kurzen Moment die Augen. ›Hör auf!‹
Diesmal redete sie nicht zu dem Linseneintopf, sondern zu ihrem Gehirn, das
diese Bilder ständig hintereinander abfeuerte.
    Jetzt waren sie genau da, wo das Einhorn sie
hatte haben wollen. Sie standen mit einer Gruppe von Menschen am Ufer und
warteten auf das

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