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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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nicht
mehr so rau und kratzig, und der Druck auf ihren Körper ließ nach. Das Monster
hatte sein Gewicht für einen kurzen Moment auf den anderen klauenbewehrten Fuß
an der Decke verlagert. Maya fühlte, wie jemand ihren Arm fasste und eisern
umklammerte. Mit einem Ruck wurde ihr Körper auf die Seite gerissen, und sie
wäre gefallen, hätte Larin sie nicht in letzter Sekunde aufgefangen und durch
das schmale, steinerne Tor gezerrt. Geistesgegenwärtig hatte er die Gelegenheit
genutzt, sie zu befreien.
    Sofort war Zacharias an ihrer Seite und hob sie
hoch. Maya war zu benommen, um wirklich zu begreifen, was geschehen war. Die
Tränen machten sie blind. Sie versuchte, sie wegzublinzeln, denn sie wagte
nicht, mit der Hand ihr Gesicht zu berühren und sie fortzuwischen. Ihre Haut
fühlte sich an wie eine klaffende Wunde. Sie durfte keine Fragen stellen, denn
noch waren sie den Vampiren zu nahe, sie hätten sie hören können. Durch einen
Tränenschleier erkannte Maya, dass Zacharias sie durch eine weitere Höhle trug,
die der vorherigen in Höhe und Helligkeit ähnelte, allerdings war sie länger.
Auch hier war der Fels mit glitzernden Partikeln durchsetzt, die ein schwaches
Licht abgaben, so dass sie nicht in absoluter Dunkelheit dahineilten.  
    Seltsame helle steinerne Kegel ragten vom Boden
auf oder hingen von der Decke. Maya hatte nie zuvor so große Tropfsteine
gesehen. Sie waren teilweise höher als ein Mann, und es wurden immer mehr.
    Als die Spalte im Fels aus der Entfernung nicht
mehr zu sehen war, wagten sie stehenzubleiben. Vorsichtig setzte Zacharias Maya
ab. Leicht verschwommen erkannte Maya Larins besorgtes Gesicht vor sich.
    »Sehe ich so schlimm aus?« Maya versuchte ein
Grinsen, das hoffnungslos misslang.
    »Äh …«, etwas betreten sah Larin sie an,
»nichts, was man nicht wieder hinkriegen könnte.«
    »Du bist ziemlich verkratzt.« Fiona räusperte
sich.
    »Du siehst abartig aus«, erklärte Max ehrlich.
    »Max, du bist ein Trampeltier«, schalt ihn
Fiona. Es klang reichlich piepsig, weil sie ihre Stimme noch nicht wieder
völlig in der Gewalt hatte.
    »Hier!« Stelláris hatte eine winzige Dose aus
einem Beutel gefischt, den er am Gürtel trug. Er schraubte sie auf. »Das ist
eine Salbe gegen die aufgerissene Haut und die Schwellung. Vampire haben sehr
raue Flügel mit winzigen Widerhaken. Er hat dir das Gesicht übel
zerschunden.«  
    »War das giftig?« Das war Mayas größte Sorge.
    »Nicht sehr. Es ist hauptsächlich schmerzhaft
– das Mittel zieht es aus der Haut.«
    »Komm, ich streiche dir die Salbe drauf.« Fiona
hatte sich halbwegs gefangen. Ihre Finger zitterten kaum merklich, als sie Maya
verarztete, und sie wirkte insgesamt erstaunlich gefasst.
    »Dieses Elfenzeug ist Gold wert«, knurrte
Zacharias anerkennend.
    Maya kam sich vor wie ein radfahrender
Zirkusbär. Alle hatten sie umringt und starrten sie an. Zumindest konnte sie
inzwischen einigermaßen klar sehen, die Schwellung und das Brennen ließen
allmählich nach.
    »Es wird innerhalb der nächsten Stunde nichts
mehr zu sehen sein«, tröstete Stelláris.
    »Im Moment hast du noch ein bisschen
Froschaugen, aber man erkennt dich wieder.« Max schielte vorsichtig zu Fiona
hinüber. Er war nicht sicher, ob das eben Gesagte abermals ihr Missfallen
erregen würde, aber sie schien sich nicht daran zu stören. Mutig fügte er
hinzu: »Eigentlich schade, es war die beste Maskerade, die ich je gesehen habe.
Du hättest damit auf jeder Horrorshow den ersten Preis für ›besonders hässlich‹
gekriegt. – Au! Was hab ich jetzt wieder Schlimmes gesagt?« Max rieb sich
empört die Rippen, in die ihn diesmal Larin geboxt hatte.
    »Wenn’s recht ist, würde ich euch gerne etwas
erzählen«, begann Zacharias. »Vielleicht suchen wir uns einen Platz ein wenig
weiter weg von den Flattermännern.«
    »Gute Idee«, stimmte Max zu. »Dann können wir
auch gleich was essen.«
    »Auf alle Fälle.« Zacharias lächelte verkrampft.
Er sah auf einmal wieder sehr bedrückt und traurig aus und seufzte tief auf.
    Maya beschlich ein eigenartiges Gefühl, ohne
sich den Grund dafür erklären zu können. Es musste an Zacharias’
Gesichtsausdruck liegen, dass in ihr längst verschüttete Erinnerungen an die
Oberfläche stiegen. Sie erinnerte sich, Ähnliches empfunden zu haben, als ihre
geliebte Genevra Silberstein, die alte Köchin aus dem Waisenhaus, ihr erzählte,
in Rente gehen zu müssen. Dieses Gefühl hatte mit Angst und Verlust zu tun, und
sie

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