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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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war. Aber dass ihr
Freund mit den ruchlosen Mördern von Larins Eltern gemeinsame Sache gemacht
hatte, das war schwer vorstellbar und noch schwerer zu ertragen.
    Langsam hob Larin den Kopf und sprach aus, was
alle dachten. »Warum sagst du uns das gerade jetzt?« Er klang nicht
vorwurfsvoll, sondern einfach nur unglaublich traurig.
    »Ihr sollt hinter die Dinge sehen, damit ihr
versteht … Ich wollte schon lange nicht mehr mit dieser Sache leben. Du hast
ein Recht, das über mich zu wissen. Ich … hatte einfach Angst, es euch zu
erzählen … Ich habe zum ersten Mal wieder so etwas wie eine … Familie gefunden.
Aber ich sollte dieses Wort nicht in deiner Gegenwart verwenden, nicht wahr?«
    »Vielleicht nicht. Obwohl … du hast gesagt, dass
du den Tod meiner Eltern nicht wolltest.«
    »Nein, das wollte ich wirklich nicht, das musst
du mir glauben. Aber ich wollte den Schattenfürsten auf dem Thron sitzen sehen.
Ich war naiv, ich dachte tatsächlich, dass das ohne großes Blutvergießen
abgehen könnte. Zumindest, ohne das Blut der Unschuldigen zu vergießen. So
verriet ich dem Schattenfürsten alles, was er wissen musste.«
    »Hättest du es nicht verraten, wäre es
vermutlich ein anderer gewesen.« Larin klang resigniert. »Ich glaube dir, dass
du meine Eltern nicht töten wolltest.«
    »Als ich sah, was passierte, habe ich sie
verteidigt.« Zacharias saß still in seine Erinnerung versunken.
    »Hast du deshalb diese Narbe?« Es war eine
plötzliche Eingebung Mayas gewesen, diese Frage zu stellen.
    »Ja.« Der große Mann lächelte wehmütig. »Ich
fürchte, ich bin nicht weit gekommen mit meinem Versuch, meine fürchterliche
Dummheit ungeschehen zu machen. Sobald ich für Amadur eintrat, streckte mich
einer der Schwarzen Reiter nieder. Mein Glück oder mein Pech war, dass dieser
Mann selbst getötet wurde und meinen Verrat am Schattenfürsten nie ausplaudern
konnte. So erwachte ich schwer verletzt, als alles vorbei war. Der König von
Amadur war tot und mit ihm seine ganze Familie. Nur du konntest entkommen.«
    Wieder schwiegen sie alle. Larin presste den
Kiefer zusammen. Er saß vollkommen regungslos wie eine Statue. Max bebte vor
unterdrücktem Schluchzen, und Maya und Fiona weinten. Stelláris’ Miene war
unbewegt wie die Oberfläche eines stillen Sees. Es war unmöglich zu erkennen,
was er dachte.

 
    Larin kämpfte eine Zeitlang mit sich. Er stand
auf und tigerte angespannt mit in den Taschen vergrabenen Händen auf und ab.
Mitunter kickte er gegen eine der kleineren Tropfsteinsäulen. Eine von ihnen
zerbrach und polterte über den Boden, wo Larin ihr einen erneuten Tritt
versetzte. Schließlich blieb er vor Zacharias stehen. Er atmete tief durch.
»Ich vergebe dir«, sagte er und reichte Zacharias, der ihn verblüfft anstarrte,
die Hand. »Meine Pflegeeltern haben mir beigebracht, wie wichtig Vergebung ist.
Und dass man sogar seinen Feinden vergeben soll. Dabei bist du letzten Endes
nicht mal unser Feind. Nicht mehr. Ehrlich gesagt, fühlt es sich grad ziemlich
übel an. Aber ich glaube, ich will dich nicht hassen.«    
    Ein Muskel in Zacharias’ zerstörtem Gesicht
zuckte, während er Larins Hand ergriff. »Du beschämst mich«, sagte er leise mit
heiserer Stimme.
    Max schlang seine Arme um Zacharias’ Hals und
heulte hemmungslos.
    »Schon gut, Kleiner«, murmelte Zacharias bewegt
und tätschelte Max hilflos. »Ich bin das nicht wert.«
    »B-bist d-du doch.«
    »Ich danke dir.« Zacharias räusperte sich. »Es
ist an der Zeit, den Weg weiterzugehen. Wir stehen hier an einem Punkt unserer
Reise, an dem sich unser Schicksal entscheidet. Kommt.«   
    Stelláris warf ihm einen forschenden Blick zu.
    Maya guckte überrascht. Was meinte Zacharias
damit? Hatte er nicht gesagt, dieser Teil sei einfach zu bewältigen?
    Sie erhoben sich und setzten sich in Bewegung.
Max lief neben Zacharias her und hatte seine Hand in dessen schwielige Pranke
gelegt.
    Maya fühlte sich merkwürdig benommen. Ihr
schwirrte der Kopf von dem, was sie eben gehört hatte. Das türkisblaue Licht in
der Ferne wirkte seltsam beruhigend auf ihren aufgewühlten Geist. Sie stolperte
neben den anderen her und hoffte, dort nicht wieder ein Ungeheuer vorzufinden
– immerhin hatte Zacharias nur von einem Gewässer gesprochen, das es zu
überqueren galt.
    Die Tropfsteine schimmerten zartblau – je
näher sie dem Licht kamen, desto intensiver wurde ihre Färbung. Sie erinnerten
Maya an Eiszapfen im Gebirge, die das Blau des Winterhimmels

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