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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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den Helfelf, der über ihr Bett geflogen war und nun in der Luft mit einem
tiefen summenden Ton verharrte.
    »Verzeihung«, sagte dieser abermals. Seine
Stimme klang unerwartet tief für ein so recht kleines Wesen. »Ich habe Ihnen
beiden frische Kleidung gebracht – mit den besten Empfehlungen der Herrin
– und bin dabei eine Winzigkeit vom Kurs abgekommen.« Er schlug beschämt
die Knopfäuglein nieder.
    »Das … äh … passiert Ihnen … manchmal?«, fragte
Maya vorsichtig. Sie wollte ihn unter keinen Umständen kränken.
    »Keinesfalls!« Herr Bombus blies entrüstet die
Backen auf. »Ich war nur ein bisschen geblendet durch die Sonnenstrahlen, und
so ist mir die Wäsche aus der Hand geglitten, und … äh … dürfte ich
vielleicht …?«
    Mit einem lauten Brummen stürzte er sich auf die
über dem Bett verstreuten Kleidungsstücke, sammelte sie ein und legte sie
ordentlich auf einen Hocker in der Nähe. Er verbeugte sich vor Maya steif in
der Luft, was sie an eine gründelnde Ente erinnerte, flog Richtung Tür,
verfehlte sie im letzten Moment und dotzte gegen den Schrank. Etwas benommen
eierte er mit lautem Brummgeräusch davon.
    Maya hatte sich bemüht, keinerlei Reaktion zu
zeigen und die Hand vor den Mund gehalten, um das Kichern zu ersticken. Herr
Bombus schien nicht wahrhaben zu wollen, dass seine Sehkraft nachließ und ihm
dadurch offensichtlich immer wieder Missgeschicke unterliefen.
    Maya hüpfte aus dem Bett und besah sich die
Sachen, die ihr der Helfelf gebracht hatte. Es war eine kleine Kollektion
wunderschöner Gewänder, Hemden und Hosen, wie sie die Elfen trugen. Auch Schuhe
waren dabei, sogar genau in ihrer Größe! Maya staunte über den schimmernden
Stoff und die mit winzigen Stichen ausgeführten Stickereien. Sie probierte
eines nach dem anderen an – jedes einzelne passte. Zögernd besah sie sich
in dem großen Spiegel, der neben dem Kleiderschrank hing. Eine gänzlich
unbekannte Maya sah ihr entgegen. Nie hatte sie etwas ähnlich Kostbares
besessen. Sie entschied sich für eine schlichte blaue Hose mit einem
himmelblauen Oberteil und verzog sich ins Badezimmer.

 
    Als sie eine halbe Stunde später nach Fiona sah,
stellte sie fest, dass diese immer noch schlief. Maya ging leise aus dem Zimmer
und stieg die Treppe hinunter.
    »Gesegnet sei dein Tag«, erklang eine sanfte
Stimme hinter ihr.
    Maya drehte sich zu Luna um. ›Wie schön sie
aussieht‹, fuhr es Maya durch den Kopf. »Wie schön du aussiehst«, wiederholte
Luna fast genau ihre Gedanken.
    »D-danke. Das machen die wundervollen Sachen.
Vielen, vielen Dank!«
    »Ich habe nicht nur deine Kleidung gemeint.« Um
Lunas Mund spielte ein verständnisvolles Lächeln. »Du hast keines der Kleider
gewählt«, bemerkte sie. Maya ahnte, dass die Elfe den Grund genau kannte.
    Maya fühlte sich unwohl in Kleidern. Sie hatte
sowieso immer nur abgetragene Klamotten besessen, und Hosen waren einfach
praktischer gewesen. Man konnte besser auf Bäume klettern, besser wegrennen,
besser mit den Jungs raufen (zumindest, als sie um einiges jünger war, hatte
Maya das oft getan) … es ging letztlich alles besser mit Hosen. Fiona war
da anders. Sie hatte sich immer bemüht, hübsch auszusehen. Dabei war sie nach
Mayas Meinung sowieso außergewöhnlich hübsch.
    »Ach, ich hebe die Kleider für einen passenden
Anlass auf«, beteuerte Maya rasch und hoffte, dass so ein Anlass nie käme.
    »Möchtest du mit uns auf der Terrasse
frühstücken?«
    »Gerne.« Maya war gespannt, wer wohl dabei war.
Nach dem gestrigen Tag überraschte sie gar nichts mehr, außer vielleicht ein
Drache.
    Sie traten durch die Tür, und Maya duckte sich
gerade noch rechtzeitig, um den wild brummenden Herrn Bombus durchzulassen, der
im Sinkflug auf dem Rückweg zur Küche war.

 
    Aber es war kein Drache, der draußen auf der
Terrasse wartete – Larin grinste Maya an, und neben ihm saß Elysander und
baumelte mit den Füßen.
    »Viele Grüße von meinen Eltern, sie sind
irgendwo unterwegs.« Larin sah Maya genauer an. »Irgendetwas ist anders. Hast
du was mit den Haaren gemacht?«
    Luna schmunzelte und Maya rollte die Augen.
›Typisch Jungs‹, dachte sie, ›ich wette, es würde keinem auffallen, wenn ich
mich als Pinguin verkleidet hätte.‹
    »Das hat meine Mama ausgesucht!« Elysander
deutete auf Mayas Kleidung.
    Larin guckte irritiert einige Sekunden lang Maya
an, und dann schien etwas in seinem Kopf einzurasten. »Ah, ja – jetzt!«,
sagte er und griff sich an die

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