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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Wohlrab
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einfach fremd
waren.

 
    Sie gelangten an das Ende der Elfensiedlung, wo
der Wald in die Graslandschaft überging. Hier zweigte der Weg in drei
Richtungen ab. Geradeaus führte er ein kurzes felsiges Stück hangabwärts zur
Wiese und kreuzte einen fröhlich gurgelnden Bach, der am Saum des Waldes sein
Bett hatte. Ihn überspannte eine kleine bogige Brücke aus unbehauenem Stein.
Links verbreiterte sich der Weg und gab den Blick frei auf mehrere gemütlich
aussehende Häuschen, die in zwei Reihen rechts und links des Weges am Waldrand
standen. Sie waren aus groben Steinen gebaut und hatten mit Polstermoosen und
Flechten bewachsene Ziegeldächer. Jedes besaß einen winzigen Vorgarten und
einen etwas größeren Garten auf der Rückseite. Die Bewohner der rechten
Häuserreihe hatten vom Garten aus einen freien Blick nach Süden auf die Wiese.
    »Dort wohne ich.« Larin deutete auf das zweite
Haus rechts des Weges. »Leider sind Waltraud und Wilbur noch nicht daheim.«
    »Du nennst sie beim Vornamen?«, fragte Maya.
    »Ja. Ich glaube, sie fanden, es stünde ihnen
nicht zu, sich mit ›Mutter‹ und ›Vater‹ ansprechen zu lassen. Eigentlich ist es
egal, wie ich sie nenne. Sie haben mich wie ihr eigenes Kind aufgezogen, und
für mich sind sie meine Eltern – irgendwie habe ich eben zweimal Eltern …
Max, Vorsicht, lauf nicht durch die Farne!«
    Max war wieder einmal wie eine wild gewordene
Heuschrecke herumgesprungen und war nah am Bach in eine Gruppe hoher, dichter
Hirschzungenfarne geraten. Er legte eine Vollbremsung hin und schaute Larin
verdutzt an. »Was ist damit? Ist das Grünzeug giftig?«
    Larin lachte. »Nein, nein, aber der Boden dort
ist recht ausgehöhlt, die Farnwichte haben da ihren unterirdischen Bau. Sie
graben Tunnel wie die Kaninchen und legen ihre Gänge meist in Wassernähe unter
großen Baumwurzeln an. Hier unter den Farnen liegt der Eingang verborgen. Du
könnest in so einen Bau mit dem Fuß einkrachen und stecken bleiben, und das
nähmen sie ziemlich übel.«
    »Klar, wer will schon einen Riesenfuß in seiner
Decke stecken haben, gleich neben dem Kronleuchter«, bemerkte Maya.
    Larin und Fiona lachten, nur Max reagierte ein
wenig empfindlich und zog eine Grimasse in Mayas Richtung.
    »Flugwichte, Farnwichte … gibt es noch andere
Wichte?«, wollte Fiona wissen.
    »Ja, und zwar nicht allzu weit von hier, aber
etwas tiefer im Wald verborgen. Gestern auf dem Weg nach Eldorin sind wir fast
daran vorbeigekommen. Da wohnen die Waldwichte; sie sind ein bisschen kleiner
als Zwerge. Sie sind recht scheu und mögen keine Fremden. Ich kann euch zwar
hinführen, aber wir sollten nicht zu nah …« Er unterbrach sich.
    »Was ist?«, fragte Max.
    »Den hätten wir nicht unbedingt treffen sollen.«
Larin betrachtete finster einen entgegenkommenden Jungen mit dunkelblonden
Haaren, der Hand in Hand mit einem Mädchen lief. Sie schienen beide in Larins
Alter zu sein.
    »Caiman Scelesto und Phoebe Jago. Caiman hasst
mich. Ich mag ihn auch nicht, ich finde ihn arrogant und ziemlich
hinterhältig.«
    Maya fand es schade, dass es überall Leute gab,
die anderen das Leben schwermachten. Dieser Caiman hätte gar nicht übel
ausgesehen mit seinen dunkelblonden Haaren und den grauen Augen, allerdings
hatte er einen grausamen Zug um den Mund, der ihr gar nicht gefiel. Phoebes
blaue Kulleraugen erinnerten Maya an Anni aus dem Waisenhaus, nur dass deren
blonde Haare keinen Rotstich gehabt hatten.
    Caiman stellte sich ihnen fies grinsend in den
Weg und musterte Fiona und Maya reichlich unverschämt. Maya kam sich vor, als
wäre sie eine zweiköpfige Ziege. Boshaft zischte er Larin zu: »Sind Eure
Königliche Hoheit wieder zu Hause? Wenn wir geahnt hätten, dass sich hinter dem
armen Jungen ein echter Prinz versteckt!«
    Phoebe prustete los.
    ›Sie lacht sogar wie Anni‹, dachte Maya
verärgert und sah Caiman böse an.
    »Du kannst mir ein anderes Mal die Füße küssen«,
sagte Larin lässig und ließ Caiman stehen.
    »Ouh«, strahlte Max, als sie außer Hörweite
waren, »hast du gesehen? Dem kam ja fast Dampf aus der Nase vor Wut!«

 
    Sie waren vor dem Haus angelangt, in dem Larin
mit seinen Pflegeeltern wohnte.
    »Ist das hübsch hier!« Fiona war hingerissen.
»Schaut doch nur, die Gartenpforte mit dem Blumenkranz und die Narzissen und
Blausternchen im Beet und die vielen Blumentöpfe mit den Tulpen und die
Spitzengardinen an den Fenstern und die blaue Haustür mit dem Türklopfer
und …«
    »Ist ja gut!«

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