Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
Vom Netzwerk:
auf deinem Umhang gelassen, da musste ich näher zu dir heranrücken. Deinem Rücken geht es offenbar schon besser, sonst könntest du jetzt noch nicht auf ihm liegen. Oder liege ich da falsch?“
    „ Ja, es geht ihm besser. War es das jetzt?“, wollte Elea ungeduldig wissen. „Nein. Das war es natürlich nicht.“ Er schaute immer noch in ihre Augen, die angestrengt versuchten, seine in der nächtlichen Dunkelheit in seinem Gesicht ausfindig zu machen. „Bevor ich dich damals im Wald gefangen habe, war ich in deinem Zimmer und habe mich genau umgesehen, um möglichst viel über dich zu erfahren“, begann Maél zu sprechen. Eleas Müdigkeit war auf einmal wie weggeblasen. „Ja und?“, fragte sie neugierig. „Dabei ist mir aufgefallen, dass du nur Jungenkleidung im Schrank hattest. Und was noch seltsamer war: Ich konnte keinen Spiegel, keine Haarbürsten oder Kämme oder andere typisch weiblichen Dinge entdecken. Kannst du mir das erklären?“ Elea stöhnte ungeduldig auf. „Wegen dieser unbedeutenden Frage hältst du mich vom Schlafen ab?! Was gibt es denn da schon zu erklären. Du weißt doch inzwischen, dass ich mich in meinem früheren Leben hauptsächlich draußen in der Natur aufgehalten habe. Ich bin fast jeden Tag zum See und wieder nach Hause gerannt. Ich bin mit Albin jagen gegangen oder habe mit dem Bogen geübt. Bei all diesen Beschäftigungen, wären Frauengewänder etwas störend gewesen, findest du nicht?“
    „ Ja schon. Aber nicht einen Spiegel und nicht eine Haarbürste! Ist das normal für eine Frau?!“, hakte Maél verständnislos nach. „Die habe ich nicht gebraucht, weil Breanna bis vor zwei Wochen mir morgens nach dem Aufstehen die Haare unten in der Wohnstube gekämmt hat. Bis du jetzt zufrieden?“
    „ Wann hast du das letzte Mal in einen Spiegel geschaut?“, blieb der Mann hartnäckig. „Maél, das weiß ich nicht mehr. Ein paar Jahre ist es bestimmt schon her. Vielleicht fünf oder sechs. Das einzige Spiegelbild von mir, das ich regelmäßig sehe, ist jenes, das mir von der Wasseroberfläche des Sees entgegenspiegelt, und zwar in dem Moment, bevor ich ins Wasser springe. Warum ist das denn so wichtig?“ Maél zog hörbar den Atem ein. Er kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie weiß tatsächlich nicht, wie schön sie ist. Kein Wunder, dass sie sich so unbefangen und freizügig verhält. „Niemand deiner Familie hat dir also all die Jahre gesagt, wie schön du bist?! Sehe ich das richtig?“
    „ Ja. Nein... Also Kellen hat es ein oder zweimal in einem Anflug von Verliebtheit erwähnt. Aber ich habe mir nichts dabei gedacht. Das sagt wahrscheinlich jeder Mann zu der Frau, in die er verliebt ist. Oder nicht? So habe ich es mir zumindest erklärt. Allerdings...“ Elea kam ins Stocken. „Ja, was?“
    „ An dem Abend, an dem du wie eine Heimsuchung über uns hergefallen bist, da nahm mich Breanna mit in ihr Schlafzimmer, um mir mein Reisegepäck zu geben. Da entdeckte ich ein Bild von einer jungen Frau an der Wand. Du musst wissen, Breanna zeichnet für ihr Leben gern. Und ihre Lieblingsmotive sind wir Kinder. Sie hat die Zeichnungen alle an die Wand am Kopfende des Bettes gehängt. Na ja. Auf jeden Fall konnte ich gar nicht glauben, dass ich diese junge Frau sein sollte. Ich erkannte mich nur an den drei Strähnen. Ich war im ersten Moment so geschockt. Ich hatte mich ganz anders in Erinnerung.“ Maél war tief berührt. Sie wurde von ihren Pflegeeltern so behütet und von der Außenwelt isoliert erzogen, dass aus ihr eine natürliche junge Frau geworden ist – vielleicht einzigartig in dieser verfluchten, verkommenen Welt. - Sie ist das genaue Gegenteil von mir. Maéls Stimme war so belegt, dass er sich erst einmal räuspern musste, bevor er wieder sprechen konnte. „Elea,...“ Der jungen Frau war das Thema äußerst unangenehm. Deshalb unterbrach sie ihn sofort. „Maél, ich bin hundemüde und möchte jetzt einfach nur schlafen. Morgen steht uns ein anstrengender und gefährlicher Tag bevor und da wäre ich gerne Herr meiner fünf Sinne. Lass uns jetzt schlafen, bitte!“ Sie drehte sich einfach um, ohne eine Antwort abzuwarten. Maél war so perplex über ihre knappe Abspeisung, dass ihm keine schlagfertige Erwiderung schnell genug einfiel. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich an sie zu schmiegen, was jedoch eine verlockende Alternative in sich barg. Nach ein paar Augenblicken vernahm er schon ihre langsamen und leisen Atemzüge, die er mittlerweile in- und

Weitere Kostenlose Bücher