Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
feuchte Kälte, die ihr langsam den Rücken hinaufkroch. Maél hielt plötzlich an und kam auf Elea zu. „Wie geht es dir?“, fragte er sanft. „Frag mich das heute Abend! – Maél, ich dachte, ich könnte dir irgendwie helfen, aber ich befürchte, ich bin nur eine Last...“, sagte Elea unglücklich. „Du bist keine Last. Und ich wüsste auch nicht, wie du mir im Sumpf eine Hilfe sein könntest.“ Er nahm Eleas zusammengerollten Umhang vom Sattel und legte ihn ihr fürsorglich um die Schultern. „Wie kommt es, dass du immer genau weißt, wann ich friere?“
„ Ich kenne dich halt schon gut genug. Außerdem ist unschwer zu übersehen, dass du am ganzen Körper bereits zitterst. - Wir werden nur langsam vorankommen, da ich immer ein paar Schritte vorausgehen werde, um das Gelände zu erkunden und sichere Überquerungsstellen zu finden.“ Elea streckte ihre Hand aus, um Maéls Wange zu berühren. Er kam ihr jedoch zuvor, indem er ihre Hand in die seine nahm und ihr zärtlich seine Lippen auf ihren Handrücken drückte. Ein heißer Schauer jagte über ihren Rücken. Der junge Mann sah ihr dabei durchdringend in die Augen. Elea glaubte, in seinem blauen Auge zu ertrinken. Dieser kurze Moment war einer von den ganz besonderen in ihrem Leben – ähnlich wie jener als Kaitlyn geboren wurde. Sie fühlte sich dem Mann, den sie aller Vernunft zum Trotze offenbar liebte, so nahe, wie noch nie zuvor. Nicht einmal das Erlebnis im Wald, als sie ihn mit ihrer heißen Welle aus seiner düsteren Stimmung riss, kam diesem Moment gleich. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich beide wie zwei Hälften für einen kurzen Moment zu einem Ganzen zusammengefügt hätten. Maél wollte ihre Hand nicht so schnell loslassen. Ebenso wenig konnte er sich von ihrem Blick lösen. Erst als Jadora sich neben ihnen mit ernster Miene räusperte, ließ er langsam ihre Hand los. „Kann es jetzt endlich losgehen? Wir sollten keine Zeit verlieren. Ich glaube, wir bekommen Regen.“ Widerwillig wandte er sich von Elea ab, sah den Hauptmann verärgert an und knurrte: „Ja, wir können. Sind deine Männer bereit? Sind alle gesichert?“ Jadora nickte zustimmend, obwohl Maél sich längst umgedreht hatte und seinen Weg in Richtung Sumpf eingeschlagen hatte. Die Krieger reihten sich sofort hinter Maél ein und folgten ihm. Maél gab ihnen immer wieder ein Zeichen mit der Hand anzuhalten, wenn er das Gelände zuvor genauer untersuchen wollte. Hierzu nahm er häufig sein Langschwert und stach es in den Boden. War der Widerstand klein, so war das ein Zeichen dafür, dass sich unter der trockenen Torfrinde Wasser oder flüssiger Morast befand. Dann ging er in eine andere Richtung und versuchte dort sein Glück. Auf diese mühsame Weise zog sich der Vormittag dahin, sodass sie nur langsam vorankamen. Gelegentlich ging es etwas schneller, wenn der Boden besonders steinig oder mit Sträuchern bewachsen war. Die Pferde stellten das größte Problem dar, da sie viel schwerer als die Menschen waren und der Boden unter ihrem Gewicht viel schneller nachgab. Daher testete Maél häufig mit Arok und Elea auf seinem Rücken vorsichtig die Stabilität der Torfschicht, bevor er den Kriegern das Zeichen gab, ihm zu folgen. Wären sie ohne die Pferde gewesen, hätten sie den Weg zwischen oder über die Felsen nehmen können, da dies der sicherste Weg war. Häufig waren aber die Lücken zwischen ihnen zu eng, als dass ein Pferd durchgepasst hätte.
Am frühen Nachmittag machten sie eine kleine Rast, um sich zu stärken. Elea fühlte sich noch immer müde und schwach. Allein auf Aroks Rücken hatte sie nicht schlafen können. Sie war viel zu aufgeregt und hatte Angst, dass sie vielleicht von ihm herunterfallen würde, wenn sie einschlief. Maél hob sie behutsam aus dem Sattel und setzte sie auf einen Stein. Dann kümmerte er sich wie immer erst um sein Pferd, bevor er sich eine Pause gönnte. Elea wickelte unterdessen Maéls Stofffetzen vom Kopf, um sich die Kopfhaut zu kratzen, die sie schon die ganze Zeit juckte. Hoffentlich habe ich mir keine Läuse eingefangen! Beim Kratzen berührte sie auf einmal etwas Hartes an ihrer Schläfe. Es waren die Fäden, mit denen Breanna ihr den Schnitt zugenäht hatte. Die hätte ich mir ja schon längst ziehen müssen! Dazu brauchte sie jedoch einen Spiegel. Sie fragte Jadora, der neben ihr schon schmatzte, ob er einen hätte. Er ging sofort zu seinem Pferd und zauberte, aus einer seiner vielen Satteltaschen einen erstaunlich großen
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