Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Bäckers. „Such dir aus, was du möchtest! Ich zahle.“ Für einen Moment blickte sie ihn mit strahlenden Augen an. Dann stürzte sie sich auch schon auf einen Laib Brot, in das sie herzhaft hineinbiss. Beim Kauen entdeckte sie noch Waffeln, die sie auch zu Hause immer so gerne gegessen hatte. Sie verlangte gleich drei mit Honig. Jadora kaufte ebenfalls ein paar Laibe Brot für sich und die Krieger, um den ersten Hunger zu stillen. Maél beobachtete amüsiert, wie Elea die erste und dann die zweite Waffel genussvoll verspeiste. Immer wieder verrollte sie verzückt die Augen, wenn sie in das knusprige Gebäck biss und den süßen Honig auf ihrer Zunge schmeckte.
Während sich die kleine Reitergruppe stärkte, kam ein Pferd herangaloppiert. Die wenigen Händler hatten inzwischen Fackeln angezündet, um der hereinbrechenden Dunkelheit zu trotzen. Auf dem Pferd saßen zwei Kinder, von denen das jüngere eindeutig weinte. Das ältere von den beiden, ein Junge, sprang vom Pferd herunter und half dem kleineren Mädchen beim Absteigen. Es war im Alter von Kaitlyn. Der Junge war etwa zehn oder elf Jahre alt. Beide kamen aufgeregt zur Mitte des Marktplatzes gerannt und steuerten auf den Bäcker und seine Frau zu. Elea und ihre Begleiter konnten das Gespräch zwischen dem Ehepaar und den beiden Kindern mitverfolgen. Elea hielt plötzlich in ihren Kaubewegungen inne, als sie den Grund für die Aufregung der beiden Kinder vernahm. Ihre Mutter lag seit dem Nachmittag in den Wehen und ihr Vater war aufgebrochen, um den Heiler zu holen. Der sei jedoch in ein Nachbardorf gerufen worden, wohin der Vater sich dann aufgemacht hatte. Bisher war er jedoch noch nicht zurückgekehrt. Die Mutter hatte die beiden Kinder losgeschickt, um Hilfe zu holen, da sie glaubte, dass das Baby nicht mehr lange auf sich warten ließe. Elea sah Maél an. Er wusste sofort, was ihr Blick zu bedeuten hatte. Er zischte ihr hastig zu, bevor sie zu sprechen beginnen konnte: „Denk nur nicht mal daran! Wir halten uns da raus. Es ist nicht unser Problem. Hast du verstanden?“
„ Maél, ich kann ihnen helfen. Ich war bei Kaitlyns Geburt dabei. Alles, was Breanna Wochen vor Kaitlyns Geburt Albin darüber beigebracht hat, habe auch ich gelernt. Lass mich ihnen helfen! Sie sind völlig verzweifelt und auf sich allein gestellt. Vielleicht kommt ja auch bald der Vater mit dem Heiler zurück, dann kann ich der Mutter bis dahin wenigstens beistehen und die Kinder sind beruhigt, dass sie nicht allein sind. Bitte, Maél! Ich flehe dich an. Erlaube es mir!“ Jadora schaltete sich jetzt auch ein. „Maél, sie hat recht. Ich traue ihr inzwischen alles zu, auch dass sie als Hebamme Erfolg hat. Sieh dir die Kinder an, wie verängstigt sie sind!“ Maél blickte von Elea zu Jadora und warf ihnen grimmige Blicke zu, die die beiden aufgrund der abendlichen Finsternis nicht mehr zu erkennen vermochten, aber durchaus spüren konnten. Zähneknirschend gab er nach. Er kam dabei Eleas Gesicht ganz nahe und knurrte ihr zu: „Meinetwegen. Aber du bist auf dich allein gestellt. Ich kann und werde dir nicht helfen.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, hatte Elea ihm schon ihr Brot und die angebissene Waffel in die Hand gedrückt und sich zu den Kindern gewandt, die sich gerade von dem Bäcker und seiner Frau anhören mussten, dass sie ihnen nicht helfen könnten. „Kinder, habt keine Angst! Ich werde euch helfen, bis euer Vater mit dem Heiler kommt.“ Sie hatte sich hingekniet, wischte dem kleinen Mädchen liebevoll die Tränen aus dem Gesicht und nahm sie in den Arm. Dem Jungen versicherte sie mit Zuversicht vermittelnder Stimme, dass alles gut werden würde. Dann bat sie die Kinder, ihr den Weg zu ihrem Haus zu zeigen. Während sie dem Jungen beim Aufsteigen half und das Mädchen hinter ihm auf den Sattel setzte, hörte sie wie Maél Jadora verärgert irgendwelche Befehle zubellte. Kurz darauf kam er auf Arok herangeritten und zog sie weniger behutsam als sonst hinter sich auf den Sattel hoch. Der Junge trieb sein Pferd sofort zum Galopp an. Elea hielt Maéls Taille fest umschlungen. Dabei entging ihr nicht, wie aufgewühlt er war. Sein Oberkörper verkrampfte sich wieder, ähnlich wie damals, als sie ihn nach Darrach ausgefragt hatte. Für einen kurzen Moment kam ihr der Gedanke, ihn wieder mit einer kleinen warmen magischen Welle zu besänftigen. Aber diesen verwarf sie rasch wieder, da sie befürchtete, dass er vielleicht genau so aufgebracht reagieren würde. Und der
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