Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Zeitpunkt für einen solchen Ausbruch wäre jetzt äußerst ungünstig.
Der Junge führte sie etwas aus dem Dorf heraus und ritt eine Senke hinunter. Nach einer kleinen Weile machte er an einem kleinen Haus halt, aus dessen Fenstern dämmriges Licht in die Dunkelheit hinausleuchtete. Elea wollte ihren Augen nicht trauen. Das Haus hatte große Ähnlichkeit mit ihrem Zuhause. Es stand zwar nicht an einem Waldrand, war aber an drei Seiten von ein paar Bäumen umgeben, die es vor Wind und Wetter schützte. Gerade als Elea vom Sattel herunterglitt, wurde die Stille von einem Schmerzensschrei der werdenden Mutter durchbrochen. Sie folgte eilig den beiden Kindern in das Haus, während Maél sich um die Pferde kümmerte. Als sie in das Haus eintrat, glaubte sie im ersten Moment, sie wäre heimgekehrt. Es ähnelte nicht nur von außen Albins Haus, sondern auch die Größe und Anordnung der Räume waren nahezu dieselben. Sie stand in einem großen Wohn-Koch-Raum, von dem rechts eine steile Treppe ins obere Geschoss führte. In der linken hinteren Ecke stand eine Tür auf, die ebenfalls wie bei Albin und Breanna in das elterliche Schlafzimmer führte. Von dort kommend vernahm Elea ein Keuchen und das Weinen von Kindern. Sie hastete in das Zimmer und entdeckte den Jungen und das Mädchen am Bett ihrer schweißgebadeten Mutter, während zwei weitere Jungen weinend auf einer Truhe vor dem Fenster saßen, das sich an der Seite des großen Bettes befand. Den kleineren der beiden Jungen, der auch der jüngste der vier Kinder war, schätzte Elea auf höchstens drei Jahre und der andere war vom Alter her zwischen den beiden Kindern, die die Mutter losgeschickt hatte. Elea fühlte sofort die angespannte und von Angst erfüllte Stimmung. Sie kam zu der Frau ans Bett und begann, mit ruhiger Stimme zu sprechen: „Ich heiße Elea und bin auf der Durchreise nach Moray. Ich bin Euren Kindern auf dem Marktplatz begegnet und habe von Eurer Notlage erfahren. Ich werde bei Euch bleiben, bis Euer Gemahl mit dem Heiler eintrifft. Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Ich war selbst schon bei einer Geburt dabei und meine Pflegemutter, die selbst Heilerin ist, hat mir alles Wichtige, was man darüber wissen muss, beigebracht. - Wie ist Euer Name?“
„ Ich bin Kyra. Mein ältester heißt Julen und das ist Femi.“ Sie zeigte dabei auf das Mädchen, das erneut weinte. „Femi ist aber ein wunderschöner Name. Weißt du was, Femi, du setzt dich jetzt zwischen deine beiden Brüder auf die Truhe und beruhigst dich erst einmal. Es gibt überhaupt keinen Grund mehr zu weinen. Ich bin jetzt hier bei euch und alles wird gut werden“, wandte sich Elea tröstend dem Mädchen zu. Kaum hatte Elea die Worte ausgesprochen, war auch schon die nächste schmerzhafte Wehe im Anmarsch. Kyra begann sich schon wieder zu krümmen und vergaß fast das Atmen. „Kyra, es ist wichtig, dass Ihr weiter atmet. Und wenn ihr ausatmet, dann macht das richtig geräuschvoll. Versucht einfach, mir nach zu atmen! Etwa so.“ Die junge Frau zeigte der werdenden Mutter, wie sie atmen sollte und diese machte es ihr nach. Die Kinder sahen mit großen Augen ihre Mutter an, die daraufhin die Wehe ohne größeren Schmerzensschrei wegatmen konnte. „Seht ihr Kinder! So geht das! Und schon hat eure Mutter nicht mehr so große Schmerzen. – Als nächstes, Kyra, werdet Ihr Aufstehen und ein bisschen umhergehen. Julen kann euch dabei etwas stützen. Er ist kräftig genug.“
„ Ich soll aufstehen? Das habe ich bis jetzt noch nie unter den Wehen getan“, erwiderte Kyra ängstlich. „Ihr werdet sehen, dass es Euch gut tun wird. Eure Muskeln werden sich entspannen und durch die Schwerkraft rutscht das Baby leichter nach unten. Also versucht es einfach mal!“ Während sich die Frau mit Hilfe von Julen aus dem Bett quälte, ging Elea zu den drei Kindern, die auf der Truhe saßen. Sie sprach den zweitältesten an. „Wie ist dein Name?“
„ Conner“, antwortete der Junge zaghaft. „So Conner, für dich habe ich ein paar Aufgaben. Femi kann dir dabei helfen. Als erstes müsst ihr Wasser zum Kochen bringen. Schafft ihr das?“ Conner nickte. „Gut. Dann brauche ich noch einen langen Lederriemen und einen Becher mit Branntwein. Zum Schluss bringt ihr mir noch saubere Tücher und eine kleine Wanne.“ Die beiden Kinder nickten eifrig, offensichtlich dankbar darüber, dass sie etwas tun konnten, und verschwanden rasch Richtung Wohnraum. Elea wandte sich gerade dem jüngsten Kind zu, als
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