Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Gelächter über meine missliche Lage aus. Vielen Dank auch!“ Daraufhin riss sie ihm das Schriftstück aus der Hand, steckte es zurück in das Geheimfach und befestigte ihren Rucksack samt Umhang an Aroks Sattel. Dann rannte sie einfach los. Sie hatte nicht die Absicht, sich heute auf ein Pferd zu setzen, und schon gar nicht zu Maél. Die beiden Männer sahen sich betroffen über Eleas Ausbruch an. Dann schrie Jadora den Kriegern ein paar Befehle zu, während Maél sich schon auf Arok geschwungen hatte und Elea im Galopp nachritt. „Sehe ich richtig, dass du es vorziehst heute zu Fuß zu gehen?“, fragte Maél sie in spöttischem Ton, als er sie einholte. „Ja, du siehst richtig. Lass mich jetzt in Frieden!“ Die junge Frau sagte dies, ohne den Mann eines Blickes zu würdigen. „Also gut. Folge einfach dem Fluss! Wir bleiben hinter dir und passen uns dir an.“ Er zügelte etwas Arok und wartete bis Jadora zu ihm aufgeschlossen hatte. „Sie will lieber laufen. Das wird ihr gut tun. Da kann sie sich etwas abreagieren. Der Bewegungsmangel macht ihr ohnehin schon die ganze Zeit zu schaffen.“
„ Aber sie kann doch nicht den ganzen Tag rennen! Sieh sie dir an! An ihr ist kein Gramm Fett mehr. Bei ihrer Sturheit wird sie rennen, bis sie vor Erschöpfung zusammenbricht“, sagte der Hauptmann besorgt. „Ich weiß, Jadora. Wir werden sehen, wie weit sie es schafft. Das Tempo, das sie jetzt gerade läuft, wird sie nicht lange durchhalten. Wenn doch, dann werden unsere Pferde vor ihr schlapp machen“, sagte er scherzend zu dem älteren Mann. „Wenn sie von sich aus nicht anhält, dann werde ich sie schon zum Stehen bringen. Mach dir keine Sorgen!“ Nach einer Weile wandte Jadora sich Maél zu. „Maél, bist du dir sicher, dass du sie nach Moray bringen willst? Vielleicht findet euch Darrach doch nicht, wenn du dich mit ihr in einem abgelegenen Teil des Königreiches versteckst. - Sie ist ein Juwel. Das hast du schon längst selbst herausgefunden. Sie ist das Beste, was dir jemals passiert ist. Sie hat aus dir einen Menschen gemacht. Sie hat dir bereits, so wie es aussieht, drei Mal das Leben gerettet. – Auch wenn ihr in manchen Dingen nicht gegensätzlicher sein könntet, seid ihr euch in vielerlei Hinsicht wiederum ähnlich. Sie liebt dich und du hast auch Gefühle für sie. Das sieht ein Blinder.“
„ Genau das ist das Problem. Darrach darf nicht merken, dass wir etwas füreinander empfinden. Mir wird es nicht schwer fallen, mich zu verstellen. Aber sie... Du kennst sie jetzt mittlerweile auch schon gut genug. Sie kann ihre Gefühle nicht oder nur mit Mühe kontrollieren. - Jadora, ich muss mit ihr nach Moray. Nur so kann ich herausbekommen, was Darrach über sie und den Drachen weiß und was er vorhat. Erst dann kann ich in ihrem Interesse handeln. Und das kann ich wiederum nur, wenn Darrach keinen Verdacht schöpft. Also das heißt: Du wirst deinen Männern zu verstehen geben, dass sie kein Sterbenswörtchen über mich und Elea verlieren. Falls ich herausbekommen sollte, dass irgendeiner von ihnen etwas herausgeplappert hat, dann werde ich ihn eigenhändig töten. Und es wird sicherlich kein schneller, sondern ein qualvoller, langsamer Tod sein. Sag ihnen das!“ Jadora runzelte die Stirn und seufzte. „Ich tue, was du verlangst, auch wenn ich noch immer nicht davon überzeugt bin, dass Moray die beste Lösung ist.“
Sie schauten auf das unverändert schnelle Mädchen vor ihnen. Elea war inzwischen in ihren gewohnten Rhythmus verfallen und horchte nur auf ihr pochendes Herz und ihren Atem. Noch spürte sie keine Zeichen von Erschöpfung. Eigentlich hätte sie erwartet, dass das faule Leben auf dem Pferd die letzten Wochen seine Spuren hinterlassen hätte. Aber dem war nicht so. Im Gegenteil: Sie spürte regelrecht, wie sich die Muskeln in ihren Beinen durch die Anstrengung zusammenzogen und unermüdlich arbeiteten. Sie war so auf ihren Körper konzentriert, dass sie sogar die Probleme vergaß, die sie seit Albins Enthüllung geradezu überrollt hatten.
Nachdem die Männer eine ganze Weile im langsamen Trab hinter Elea hergeritten waren, beschloss Maél sie zum Anhalten zu bewegen, zumindest für eine Pause. Sie keuchte bereits. Er trieb Arok zum Galopp an, bis er Elea erreicht hatte. Es hatte den Anschein, als ob sie ihn gar nicht bemerkte. Wie in Trance lief sie mit einem leeren Blick, der auf einen Punkt in der Ferne gerichtet war. Über ihnen hatten sich schon wieder zahlreiche Vögel
Weitere Kostenlose Bücher