Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
seiner Mutter behutsam in die Arme. Diese wurde schon von ihren beiden ältesten Kindern freudig umarmt. Elea rief schnell Femi und Fineen herein, damit auch diese endlich wieder zu ihrer Mutter und ihr Schwesterchen willkommen heißen konnten. Indessen war das Babygeschrei verstummt, da sich das frisch geborene Menschenkind offensichtlich in den Armen seiner Mutter wohl fühlte. Intensive schöne Empfindungen wie Erleichterung, Freude, Glück und Liebe, die von mindestens fünf Personen gleichzeitig ausgesandt wurden, drangen urplötzlich in Elea als gewaltige, gebündelte Energie ein. Bisher hatte sie eine magische Energiewelle immer selbst aus ihren Erinnerungen schöpfend aufgebaut und dann an Kellen oder vor allem an Maél weitergegeben. Aber diesmal war es anders herum. Sie fühlte sich wie ein trockener Schwamm, der immer und immer mehr Wasser in sich aufsaugte, nur waren es in ihrem Fall eben Empfindungen. Zwei heiße Hände auf ihren Schultern entrissen sie jäh einer sie überkommenden Starre. Es waren Maéls Hände, der direkt vor ihr stand und sie besorgt ansah. „Ist alles in Ordnung?“ Er hatte sie gerade noch rechtzeitig zurück an die Oberfläche ihres Bewusstseins geholt, bevor sie vollkommen in die auf sie einbrechende Flut von Gefühlen eingetaucht gewesen wäre. Sie lächelte ihm zu und nickte. Die Geburt war noch nicht zu Ende. Erst mit der Geburt des Mutterkuchens hatten sie alles überstanden. Aber damit wollte sie Maél nicht unnötigerweise belasten. Ihm war anzusehen, wie sehr ihn das nicht gerade alltägliche Ereignis mitgenommen hatte. „Maél, ich muss das Baby noch von der Nabelschnur trennen, das dauert noch eine kleine Weile. Du kannst ruhig schon mal nach draußen gehen.“
„ Bist du dir sicher? Du schienst eben so weit weg zu sein, dass ich mir schon Sorgen machte, dass du vielleicht wieder ohnmächtig wirst.“
„ Es ist alles in Ordnung. Du kannst beruhigt gehen.“ Sie hatte sich bereits von ihm abgewandt, als er ihr noch nachrief: „Übrigens, ich höre von weitem herannahende Pferde. Das ist bestimmt ihr Ehemann mit dem Heiler. Den brauchen wir nun nicht mehr.“ Elea drehte sich zu ihm um und las Bewunderung in seinen Augen. Er nickte ihr mit einem Lächeln in den Mundwinkeln zu und einen Wimpernschlag später war er schon aus dem Schlafzimmer gestürzt.
Eleas Anspannung kehrte mit einem Mal zurück. Merkwürdigerweise hatte sie vor der Geburt des Mutterkuchens mehr Angst als vor der Geburt des Babys. Das lag daran, dass Breanna ihr erzählt hatte, dass es nicht selten vorkam, das Frauen nach der Geburt an hohem Fieber starben. Breanna hatte auch eine Vermutung, woran dies lag, und zwar wenn Reste des Mutterkuchens im Körper der Mutter verblieben und diesen vergifteten.
Als erstes musste sie das Baby von der Nabelschnur befreien. Sie holte einen der beiden Lederriemen aus dem Becher mit Branntwein und legte ihn etwa eine Handbreit vom Nabel des Babys entfernt um die Nabelschnur und schnürte diese damit ab. Dann nahm sie den zweiten und band mit ihm die Nabelschnur etwa zwei Fingerbreit von dem ersten Riemen entfernt ab. Mit dem kleinen Messer schnitt sie die Nabelschnur zwischen den beiden Riemen durch. So der erste Schritt war getan. Der zweite war nun etwas heikler. „Kyra, Ihr müsst jetzt noch den Mutterkuchen gebären. Wenn ich es Euch sage, dann presst Ihr noch einmal so fest Ihr könnt. Ihr wisst ja, dass es nicht mehr weh tun wird. Ihr macht es ja bereits zum fünften Mal.“ Kyra nickte und die Kinder um sie herum verstummten. Sie sahen Elea mit großen erwartungsvollen Augen an. Die Frau setzte sich wieder in Geburtsposition. Elea kniete sich wieder vor ihren Schoß und tastete nach dem Mutterkuchen auf Kyras Unterleib. Als sie ihn ertastet hatte, drückte sie ihn zum Ausgang. Dann forderte sie Kyra auf zu pressen, während sie gleichzeitig an der Nabelschnur zog. Es dauerte nur ein paar Augenblicke und schon hielt Elea den Mutterkuchen in den Händen. Kyra blutete, aber nicht zu stark. Elea untersuchte ihn von allen Seiten gründlich auf versehrte Stellen oder fehlende Teile, während sie von sechs Augenpaaren wie gebannt beobachtet wurde. Das sechste Augenpaar war jedoch nicht im Zimmer, sondern verfolgte jede ihrer Bewegungen von draußen durch das Fenster blickend. Maél stand seitlich versteckt am Fenster und beobachtete mit stockendem Atem die junge Frau, seitdem er das Haus verlassen hatte. Irgendwie hatte er noch eine gewisse Anspannung in ihr
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