Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
große Schmerzen zugefügt hatte, fühlten sich beide so nahe wie noch nie. Er hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass er ihr mit seinen Küssen und Worten etwas schenken konnte, das ihr über den Schmerz hinweghelfen konnte - ähnlich wie es Elea mit ihren heißen Wellen aus Gefühlen tat, mit denen sie schon mehrfach seinen seelischen Schmerz gelindert hatte. Beide fühlten sich erneut wie zwei Teile eines Ganzen, die gerade zu einer Einheit wiedergefunden hatten.
Das Lagerfeuer brannte längst und die magere Beute, die zwei Krieger erlegt hatten, wurde darüber am Spieß gedreht, als Maél schließlich mit seinen Liebesbekundungen aufhörte und Eleas Gesicht nochmals genauer betrachtete. Er hatte schon die Befürchtung, dass sie wieder eingeschlafen war. Aber sie sah ihn aus wachen Augen an und lächelte ihm liebevoll zu. Ihre Tränen waren schon seit geraumer Zeit versiegt. Der salzige Geschmack ihrer Haut hatte nachgelassen und war schließlich gänzlich verschwunden. Ohne ein Wort zu sagen, gingen sie zu den Kriegern hinüber, die sich überraschend still in Anbetracht ihrer Ausgelassenheit am Tage verhielten. Als das Paar sich zu ihnen ans Feuer setzte, sahen sie sie nur kurz betreten an und widmeten sich dann rasch wieder ihrer Beschäftigung.
Nach einer kleinen Weile stand Elea schon wieder auf. Sie hatte vor, zu dem nur einige Schritte entfernten kleinen Fluss zu gehen, um sich etwas zu waschen und frische Kleider anzuziehen. Maél war nicht wohl dabei, sie in der Dunkelheit sich – wenn auch nur ein paar Schritte – von ihm entfernen zu lassen. „In Ordnung. Aber beeil dich! Ich werde dich die ganze Zeit im Auge behalten.“ Elea gab ihm scherzhaft zur Antwort „Ja, Vater!“, was den Kriegern ein verhaltenes Lachen entlockte. Kaum hatte Elea das Lager verlassen, erhob sich Maél und drehte sich in ihre Richtung, um jeden ihrer Schritte beobachten zu können. Plötzlich räusperte sich jemand neben ihn. Es war Jadora. „Was willst du, Jadora?“, fragte Maél den Hauptmann in seiner gewohnt schroffen Art. „Es tut mir leid, dass ich vorhin so... ungehalten reagiert habe. Ich war im ersten Moment so geschockt über dein Vorhaben, dass ich... Ach, ich weiß auch nicht. Auf jeden Fall wollte ich dir sagen, dass du richtig gehandelt hast. Eine Gefangene ohne jegliche Blessur dem König übergeben, passt nicht zu dir. - Ich habe gesehen, wie du mit ihr danach umgegangen bist. Du liebst sie. Du liebst sie wirklich sehr, das konnte ich deutlich sehen. Und... sie hatte recht... Du hast mehr gelitten als sie.“ Maél hatte während Jadoras Entschuldigung Elea nicht ein einziges Mal aus den Augen gelassen. Nun wandte er ihm sein Gesicht zu und sagte in versöhnlichem Ton: „Ist schon gut, Jadora. Wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich genauso reagiert.“ Mehr hatte er nicht zu sagen. Er ging zu Arok und machte ihn für die Nacht bereit, ohne es zu versäumen, in regelmäßigen Abständen immer wieder seinen Blick zu Elea hinüber schweifen zu lassen.
Als sie fröstelnd vom Bach zurückkam, hatte er bereits ihren Schlafplatz wie immer etwas abseits von den anderen vorbereitet. Er wicktelt sie in ihren Umhang ein, führte sie wie ein kleines Kind zum Lagerfeuer und drückte sie sanft zu Jadora hinunter auf den Boden. Dann verschwand er selbst in Richtung Fluss. Jadora sah sich Eleas Verletzung genauer an und zog scharf die Luft ein. „Da hat er dir aber ein ganz schönes Ding verpasst. Wenn er noch ein bisschen kräftiger geschlagen hätte, dann wäre die Schwellung aufgeplatzt. Tut es sehr weh, Mädchen?“, wollte er mitfühlend wissen. „Es geht schon, Jadora. Mach dir keine Sorgen!“ Der Mann schüttelte nachdenklich den Kopf. „Was wird nur aus euch beiden am Hofe werden. Dass Maél seine Rolle gut spielen wird, daran zweifle ich nicht. Aber du, Elea? Ich glaube, es wird dir nicht leicht fallen, den anderen vorzumachen, dass du ihn über alle Maßen hasst und verabscheust.“
„ Jadora, ich habe es sogar geschafft mehr als vier Wochen täglich auf einem Pferd zu sitzen, was ich niemals für möglich gehalten hätte. - Du hast schon recht. Es wird nicht einfach werden. Ich muss mich eben anstrengen und mir immer wieder vor Augen führen, was davon abhängt. Dann wird es mir sicherlich gelingen“, erwiderte Elea mit zuversichtlicher Stimme.
Maél war inzwischen zurückgekehrt und kramte in ihrem Rucksack an ihrem Schlafplatz herum. Daraufhin kam er zu ihnen ans Feuer
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