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Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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Ist das eine Armbrust?“, fragte sie mit zaghafter Stimme. „Ja. Das ist der Drachenturm. Er wurde von einem meiner Vorfahren gebaut und mein Vater hat ihn wiederherstellen lassen, da er während des Krieges gegen Feringhor zerstört worden war.“ Seitdem ihre Bestimmung ihren Lauf genommen hatte, schnürte sich Eleas Kehle wahrscheinlich zum hundertsten Male zusammen. Obwohl sie ihrem Drachen noch nicht persönlich begegnet war, war sie von der Vorstellung, dass er ein potentielles Ziel dieser Waffe sein könnte, deren Pfeile mindestens die Ausmaße eines Speers oder einer Lanze haben musste, mehr als erschüttert. „Wurden mit dieser Waffe Drachen vom Himmel abgeschossen?“ Finlay reagierte etwas ungehalten auf diese Frage. „Wozu sollte er denn sonst dienen? Drachen sind gefährliche Wesen, wenn nicht sogar die gefährlichsten überhaupt.“ Nein. Es gibt noch gefährlichere: böse Zauberer. Elea hatte plötzlich keine Lust mehr auf einen weiteren Rundgang. Dies brachte sie nun lautstark und äußerst aufgebracht zum Ausdruck, sodass auch ihre beiden Aufpasser jedes einzelne Wort verstehen konnten, obwohl sie ein paar Schritte entfernt an der Mauer gelehnt standen. „Ehrlich gesagt, Finlay, habe ich mir den Ausflug mit Euch zur Ablenkung von dem unerfreulichen Ereignis, das mir bevorsteht, anders vorgestellt. Erst führt ihr mir die Monstrosität des Akrachóns schonungslos vor Augen, ohne es noch nebenbei zu versäumen, die gefährlichen Wölfe zu erwähnen. Dann zeigt Ihr mir das königliche Heer, das an Größe wahrscheinlich in der Geschichte des Menschenvolkes seinesgleichen sucht. Und schließlich muss ich noch einen Turm mit einer überdimensionalen Armbrust entdecken, dessen einziger Zweck darin besteht, Drachen vom Himmel zu schießen. Möglicherweise der Drache, auf dem ich irgendwann sitzen werde. Und wenn ich mich jetzt so umschaue, haben wir nicht einmal die Hälfte unseres Ausflugs hinter uns. Wer weiß, was mich noch alles erwartet!“
    Elea hatte sich regelrecht in Rage geredet. Ihr Atem ging fast so schnell wie nach einem ihrer Läufe durch den Wald. Sie warf Finlay Blicke zu, von denen er glaubte, dass jeden Moment Blitze aus ihnen schießen würden, um ihn niederzustrecken. Er begann sich verlegen zu räuspern und unsicher die Haare zu raufen, eine Eigenart, die er mit Maél offensichtlich gemein hatte. Kleinlaut setzte er zu einer Entschuldigung an. „Ihr habt recht. Ich weiß gar nicht, wie ich auf diese törichte Idee kommen konnte. Mein Ziel war wirklich Euch frische Luft und Ablenkung zu verschaffen. Das ist mir wohl mehr als missglückt. Verzeiht!“ Er kam auf die vor Erregung zitternde Frau zu und schloss sie unvermittelt in die Arme. Elea war im ersten Moment über diese völlig unerwartete Geste des Prinzen so überrascht, dass sie den naheliegenden Reflex, sich aufgrund ihrer noch nicht lange währenden Bekanntschaft aus seiner Umarmung zu befreien, nicht nachkommen konnte. Nach ein paar Atemzügen war sie jedoch schon froh darüber, ihn nicht weggestoßen zu haben, da sie fühlte, dass seine Nähe sie tröstete und sogar etwas Vertrauliches an sich hatte. Sie konnte deutlich sein aufrichtiges Mitgefühl spüren. Jetzt hatte sie die Gewissheit, dass sie in Finlay jemand gefunden hatte, dem sie vertrauen und auf den sie jederzeit zählen konnte. Er würde für sie ein wichtiger Freund in ihrem neuen Leben sein, vielleicht ebenso wichtig wie Maél, wenn auch auf eine ganz andere Weise. Die beiden verharrten eine ganze Weile so, bis das Zittern und das aufgeregte Atmen Eleas wieder nachgelassen hatten. Erst dann ließ Finlay die junge Frau aus seiner Umarmung frei und lächelte sie zu ihrer Verblüffung spitzbübisch an. „Eure spitze Zunge steht der meiner Mutter wirklich in nichts nach. Für meinen Vater wäre es wieder ein Hochgenuss gewesen, Eure bissigen Worte zu hören. – Also gut. Ich denke, den Ausblick auf Moray erspare ich Euch. Aber der Blick in den Westen ins Königreich Boraya dürfte Euch nicht in Angst und Schrecken versetzen und anschließend können wir ja noch einen entspannten Spaziergang durch den Schlossgarten machen, wenn Ihr noch Lust dazu habt“, schlug Finlay in aufmunterndem Ton vor. „In Ordnung. Zu viel mehr bin ich heute auch nicht mehr in der Lage. Ich habe die letzte Nacht so gut wie kein Auge zugemacht. Ich bin erst eingeschlafen, als es draußen schon hell wurde. Mit der frischen Luft, die ich heute geschnappt habe, werde ich sicher so gut

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