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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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rollte im Mund hin und her, graugrün und spitz.
    »Zurück, zurück, zurück!« Thulu ließ seinen Worten Taten folgen und taumelte rückwärts den Hang wieder hinunter.
    Dani folgte ihm und atmete schwer. »Können wir an ihnen vorbeikommen ?«
    Sein Onkel nickte grimmig. »Wir müssen es versuchen.«
    Es hatte keinen Zweck.
    Sie rannten zurück, doch da war ein weiterer Fjeltroll, dann zwei Fjeltrolle, die hinter den dicken Stämmen hervortraten. In ihren gelben Augen lag ein wissender Glanz; sie wirkten beinahe belustigt. Einer sagte etwas zu dem anderen, und beide lachten. Sonnenlicht schimmerte auf ihren Augenzähnen. Auch sie deuteten nach Westen.
    Und nach Westen rannten Dani und Thulu, dann im Zickzackkurs nach Norden und Süden; sie schlugen Haken wie fliehende Hasen. Während sie dahinliefen, hallten Rufe durch den Wald. Am Ende einer jeden Fluchtroute, die nicht geradewegs nach Westen führte, fanden sie einen Fjeltroll, der im Blattwerk auf sie lauerte und sie mit großer Muße verfolgte.
    Alle waren von derselben Art, hatten glatte, graue Haut, gelbe Augen und ein Raubtierlächeln.
    Alle deuteten mit unendlicher Geduld nach Westen.
    »Onkel!« Mitten im Wald kam Dani taumelnd zum Stillstand. Das goldene Licht der Morgendämmerung war bereits dem bernsteinfarbenen Schein des Sonnenuntergangs gewichen. Unter dem Blätterbaldachin summten Insekten und flatterten Vögel, die hohe Rufe ausstießen. Dani hielt seinen schmerzenden Leib fest umschlungen, hob den Blick und sah seinen Onkel an. »Ich habe den Eindruck, wir werden in eine bestimmte Richtung getrieben.«
    »Ja.« Onkel Thulu nickte heftig. »Ich glaube, du hast recht, Junge. «
    »Also gut.« Dani wurde schwindlig vor Verzweiflung. Irgendwo rechts von ihnen strömte der Weißfluss und gurgelte dabei über
Felsen und Kiesel. Um sie herum zogen die Fjel den Ring immer enger und machten sich bereit, ihre Beute weiter nach Westen zu treiben. »Dann ist es wohl sinnlos weiterzurennen?«
    »Ja.« Thulu nickte kummervoll. »Es ist sinnlos.«
    Dani berührte das Tonfläschchen vor seiner Brust. »Also hören wir auf damit.«
    Gemeinsam gingen sie mit gemächlichen Schritten weiter.

NEUN
    D ie stakkianischen Verräter hatten ein ordentliches Lager am südlichen Rand der Ebene von Curonan errichtet. Einer der umherziehenden Gulnagel entdeckte es am späten Nachmittag des zweiten Tages. Tanaros gab den Befehl zum Halt. Er hob das Visier seines Helms und schaute über das wogende Meer aus Gras. Alarmrufe wurden vom Wind herbeigetragen, als die Stakkianer ihre Angreifer bemerkten.
    »Warum hältst du an?«, fragte Vorax, der sein Pferd neben ihm anhielt. Sein Gesicht hinter dem Visier war rot vor Kampfeslust und Wut über den Verrat. »Hast du gehört, was in Gerflod passiert ist? Ich sage, wir schlagen sofort zu, Schwarzschwert, bevor sie sich bereit gemacht haben!«
    »Nein.« Tanaros dachte an die Nachrichten, die aus Gerflod gekommen waren; er dachte an Osric und seine Männer, die kurzerhand abgeschlachtet worden waren. Er wog diese Erinnerung gegen die an den Yarru-Ältesten Ngurra ab, der unbewaffnet unter dem Schatten seines Schwertes gekniet hatte. »Sie sind Krieger. Wir schenken ihnen den Tod eines Kriegers.«
    Vorax gab einen Laut des Abscheus von sich. »Sie sind Hunde, und sie haben es verdient, wie Hunde zu sterben.«
    Tanaros schaute ihn ernst an. »Willst du meinen Befehl inf rage stellen, Vetter?«
    »Noch nicht.« Vorax wendete sein Reittier und setzte sich an die Spitze seiner Stakkianer. »Gib mir dein Wort darauf, dass ich das Recht des ersten Schlags habe!«, rief er.
    »Du hast mein Wort.« Tanaros nickte.
    Er sah, wie Gestalten zwischen den Zelten aus Tierhaut umherrannten
und ihre Rüstungen holten. Die Stakkianer hatten ihre Pferde in einiger Entfernung vom Lager angepflockt und jedem einzelnen Tier viel Platz gelassen, damit sie alle genügend Raum zum Grasen hatten. Tanaros runzelte die Stirn und fragte sich, was sie sich dabei gedacht hatten. Hatten sie geglaubt, sie seien auf der Ebene in Sicherheit? Waren sie der Meinung gewesen, Malthus würde hier auf sie warten und ihnen Schutz gewähren? Nahmen sie etwa an, Finsterflucht würde das Risiko, sie anzugreifen, nicht eingehen?
    Wenn es so war, dann hatten sie einen großen Fehler begangen.
    Vielleicht hatten sie keine andere Wahl gehabt, dachte er. Malthus der Gesandte war wie der Wind an ihnen vorbeigeritten und hatte eine Schneise durch Stakkia gebahnt; der Galäinridder war

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