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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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schickte Krolgun aus, auf der Ebene nach einem Granitstück zu suchen, das als Markierungszeichen dienen sollte. Als es herbeigebracht und aufgerichtet war, zog Tanaros seinen Dolch und ritzte mit ihm eine Botschaft in der Gemeinsamen Sprache in die graue Oberfläche.
    An Malthus den Gesandten, der diese Männer zum Verrat verführt hat: Siehe, wie sehr deine Taten ihnen gedient haben. Wenn du Satoris den Säenden, den Drittgeborenen der Schöpfer, angreifst, hast du nichts anderes als das hier zu erwarten .
    Im verdämmernden Tageslicht hoben sich die eingekratzten Zeilen nur schwach gegen den mattgrauen Stein ab. Hinter dem Stein lagen die aufgeschichteten Toten.
    »Ist das gut so?«, fragte Tanaros seinen Vetter Vorax.

    »Ja.« Die Stimme des Stakkianers grollte tief in seinem Brustkorb. Seine vergoldete Uniform, die in der untergehenden Sonne glänzte, war blutbeschmiert. »Glaubst du, das wird sie von ihrem Ziel abhalten?«
    Tanaros schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Dann sei es so.« Vorax zuckte leicht die Schultern, als ob er das Gewicht auf ihnen etwas verlagern wollte, und reckte das Kinn vor. Sein bärtiges Profil hob sich deutlich vor der ersterbenden Sonne ab. »Unsere Aufgabe ist erfüllt«, rief er. »Wir sollten diesen Ort verlassen! «
    Tanaros widersprach ihm nicht und schwang sich in den Sattel. Er hob die Hand, um seine Zustimmung anzuzeigen und den Menschen und Fjel damit das Zeichen zum Aufbruch zu geben. Es war früh genug. Die Strahlen der tief stehenden Sonne erlaubten ihnen noch etliche Meilen, bis sie rasten mussten.
    Die Ebene von Curonan hallte vom Hufdonnern wider, als sie losritten.
    Hinter ihnen brachen die aufgeschichteten Toten ihr Schweigen nicht.
     
    Das grüne Gras von Neherinach, das noch feucht vom Regen der Nacht war, glitzerte in der Nachmittagssonne. Der Efeu, gekräftigt durch den Niederschlag, wand sich üppig um die Grabhügel. Vögel flatterten zwischen den Bäumen umher und jagten Insekten, die sich über Nacht vervielfacht zu haben schienen. Der Himmel hatte zu einem tiefen, herbstlichen Blau aufgeklart.
    Es war ein angenehmer Tag, wenn man nicht an die Gebeine dachte, die hier begraben lagen.
    Skragdal hatte beschlossen, sich vor dem größten Grabhügel zu postieren. Da die Kaldjager die kleinen Leute zu diesem Ort trieben, sollten sie ruhig sehen, was hier geschehen war. Sie sollten hören, wie Haomanes Verbündete die unbewaffneten Fjel zu Tausenden abgeschlachtet hatten. Sie sollten die größere Bedeutung ihrer Reise erkennen. Sie sollten begreifen, warum sie an diesem grünen, angenehmen Ort sterben mussten, wo altes Blut die Erde tränkte.

    Zum ersten Mal, seit er Finsterflucht verlassen hatte, empfand er Frieden. Es wäre schrecklich gewesen, wenn sie an dieser Aufgabe gescheitert wären. Feldmarschall Hyrgolf hatte ihn empfohlen – Hyrgolf, der Vertraute von Heerführer Tanaros, dem General der Armee von Finsterflucht und der rechten Hand des Fürsten Satoris. Seit Osrics Tod hatte Skragdal das Vertrauen Finsterfluchts auf seinen Schultern getragen. Sie waren zwar breit, aber es war ein mächtiges Gewicht. Es war gut, dass das bald vorbei war.
    »Heute ist ein guter Tag«, sagte er zu Thorun.
    Der andere Tungskulder nickte. »Ein guter Tag.«
    Einer der Kaldjager kam hinter einer Baumreihe hervor und sprang an einem glitzernden Fluss entlang. Als er die beiden anderen sah, lief er quer über die Wiese auf sie zu. Es war Glurolf, einer von jenen, die von Finsterflucht zu ihrer Verstärkung ausgesandt waren.
    »Anführer.« Er salutierte vor Skragdal. »Sie sind auf dem Weg.«
    Skragdal nickte. »Wie lange noch?«
    »Nicht mehr lange.« Glurolf grinste. »Noch ’n bisschen. Sie sind langsam. Wir haben sie ganz schön gehetzt.«
    Sie warteten mit der den Fjel eigenen Geduld. Skragdal war froh, Thorun an seiner Seite zu haben. Tungskulder verstanden einander. Zu beiden Seiten waren die Nåltannen in einer langen Reihe postiert. Sie hatten die Hände auf ihre Waffen gelegt; ihre stahlartigen Krallen schimmerten im hellen Sonnenschein. Es war unwahrscheinlich, dass zwei vollkommen erschöpfte kleine Leute gefährlich werden konnten, doch Skragdal hatte nicht vor, ein Risiko einzugehen.
    Bald kamen weitere Kaldjager von den baumbestandenen Hängen herab. Sie blieben stehen und warteten. Skragdal zählte sie und nickte zufrieden. Drei waren noch da draußen. Sie mussten die kleinen Leute gut im Griff haben. Er blähte die Nüstern und

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