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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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einem Blick in den Wahnsinn treiben konnte. Und sie hatte in ihrer Narrheit gedacht, er würde weniger gefährlich, weniger seltsam sein als Tanaros Königsmörder.
    Lilias, kleine Schwester.
    Vor ihnen auf dem Felsvorsprung leuchtete enorme Helligkeit, bronzene Schuppen, die in der Sonne schimmerten. Calandor erwartete sie. Bei seinem Anblick wurde ihr leicht ums Herz, und die Dunkelheit verzog sich. »Calandor!«
    »Liliasss.« Der Drache neigte den sehnigen Hals, damit sie ihre Wange gegen seine schuppenbewehrte Wärme drücken konnte.
Dann hob er den Kopf wieder und richtete seine geschlitzten grünen Augen auf das Halbblut. »Du suchssst den Gesandten.«
    »Ja.«
    »Er issst der Prophezeiung auf der Spur, Traumspinner.«
    »Das weiß ich.« Ein Muskel bewegte sich an Uschahins Kiefer. »Wo? «
    »Dasss weissss ich nicht, Traumspinner.« Calandor richtete sich zu voller Höhe auf und blickte über die grünen Wälder von Pelmar. »Uru-Alat issst gespalten, und Malthusss der Gesandte wurde auf der anderen Seite diesesss Grabensss geschaffen. Ihn kann ich nicht sehen, ebenso wenig wie die Waffen, die dort gefertigt wurden. Nur die Aussswirkungen ihrer Taten.«
    »Welcher Taten?« Uschahins Stimme war angespannt. »Wo?«
    »In der Wüste von Haomanes Zorn.« Der Drache klang amüsiert und bedauernd. »So eine kleine Entscheidung, von der so viel abhängt. Ein Junge und ein Eimer Wasser. Issst es dasss, wasss du zu erfahren suchtessst, Niemandes Sohn?«
    Uschahin nickte, bleich wie der Tod. »Ja.«

NEUNZEHN
    F insterflucht erbebte unter Fürst Satoris’ Zorn.
    Das Brüllen des Schöpfers erschütterte die Grundfesten. Fackeln klapperten in ihren Halterungen, und die Flammen warfen zuckende Schatten an die schwarzen Marmorwände. Am Himmel sammelten sich finstere Sturmwolken, die von grellen Blitzen erhellt wurden. In der Brunnenkammer schoss das Feuermark in blendendem Schwall empor, und der Gottestöter pulsierte schnell und unregelmäßig.
    »Wo?«, donnerte der Schöpfer. »Wo sind sie?«
    Tanaros schloss die Augen und berührte das Rhios in seiner Tasche. »Ich weiß es nicht, Fürst Satoris«, flüsterte er.
    »Der Traumspinner wusste es nicht, mein Fürst. Er meinte, der Drache konnte es nicht sagen.« Vorax zupfte an einem Ohr und rieb sich den Bart. »Nur hierher führt die Reise wohl nicht – anders, als Ihr denkt. Er meinte, es ginge eher nach Vedasia.« Der Stakkianer zuckte die Achseln. »Irgendwas mit Vögeln und Zwergen.«
    »Das ist es, was die Raben sahen, die getötet wurden.« Tanaros räusperte sich und nahm alle Kraft zusammen, um dem Schöpfer in die wilden, roten Augen zu sehen. »Hat Uschahin Euch davon nicht berichtet, Herr?«
    »Doch.« Es war ein tiefes Grollen, das anschwoll, als er fortfuhr. »Von Malthus und Wüsten und Raben und Vedasia. Nicht vom Wasser des Lebens! «
    Tanaros zuckte angesichts der Lautstärke zusammen. »Er wusste es nicht, Herr.«
    »Und dieses Wasser des Lebens, es könnte das Feuermark zum Erlöschen bringen?« Vorax bedachte die aufsteigende blauweiße Säule der Fontäne, die nur eine kleine Kostprobe der darunterliegenden
Quelle war, mit einem zweifelnden Blick. »Dafür würde man einen ganzen Fluss benötigen, würde ich sagen. Kein Grund zur Sorge, Herr, solange nicht Neheris die Viertgeborene selbst beabsichtigt, die Trennenden Meere zu überqueren und die Flüsse neu zu gestalten.«
    »Nein.« Der Schöpfer klang müde. »Du verstehst das falsch, Stakkianer. Das Wasser des Lebens ist die Essenz des Wassers, aus dem Nabel Uru-Alats selbst geschöpft. Man würde nicht mehr als einen Mundvoll benötigen, um das Feuermark zu löschen. Und ich … ich wusste nicht, dass jemand am Leben ist, der es aus der Erde emporziehen könnte.«
    Es herrschte tiefes Schweigen.
    »Na gut«, sagte Vorax. »Wieso würde es dieser Idiot Malthus nach Vedasia bringen wollen?«
    Fürst Satoris starrte ihn an und hob die Stimme, bis die Dachbalken erzitterten. »Ich weiß es nicht!«
    »Herr«, sagte Tanaros vorsichtig und presste die Fingerspitzen gegen die Schläfen, um den Nachhall in seinem Kopf zu lindern. »Was auch immer sonst noch wahr sein mag, es scheint wohl sicher, dass er es tat. Malthus’ Truppe wurde in den Sümpfen gesehen, und Carfax’ Männer verschwanden dort. Uschahin sagte …« Er räusperte sich wieder. »Uschahin sagte, die Möwen hätten Gerüchte über ein Schiff verbreitet, das vom Zwergenhorn aus in See stach. Wenn das so ist, dann halten sie auf

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