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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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fühlte, wie die Bahnen sich unter dem Einfluss eines Soumanië wanden und bogen. Malthus blieb in ihnen. Das machte nichts. Nur eines war jetzt wichtig, dass er diese Seite für den Rückzug der vielen zehntausend Fjel offen halten konnte. Knoten leuchteten und entglitten seiner Gewalt, entwanden sich seinem Griff. Es machte nichts. Er war der Anker. Er kämpfte mit dem Portal, hielt es offen, sah durch die Augen des Helms die angsterfüllte Verständnislosigkeit der Fjel. So viele! Es war leichter gewesen, als Uschahin noch den Anker auf der anderen Seite hielt.
    Weiter und weiter ging es, immer mehr Fjel strömten an ihm vorüber, bis er den letzten erblickte, den riesenhaften Tungskulder, der Tanaros’ Marschall war und der sie heil nach Finsterflucht zurückgebracht hatte. Und in Hyrgolfs Blick lag keine Verständnislosigkeit, sondern die traurige Erkenntnis eines Befehlshabers, der besiegt worden war. Kein Fjel trampelte mehr hinter ihm her. Er war der Letzte.
    Erleichtert lockerte Vorax die letzten Reste seines Griffs und ließ zu, dass sich die Bahnen schlossen. Seine dicken Finger bebten vor Erschöpfung, als er den Helm vom Kopf zog, den er dann wie einen Schmerz zwischen seinen Handflächen spürte. Er brauchte Schlaf, brauchte Nahrung – er musste ein ganzes Meer aus Bier seine Kehle hinuntergießen und sich vollstopfen mit gegrilltem Geflügel, dicken Scheiben Hammelfleisch, knusprigem Schweinebraten, mit Brot, stückweise vom Laib gerissen und in den Mund gesteckt, mit glasierten Karotten und süßen, knackigen Erbsen, mit gebackenen Wurzeln und honigsüßem Gebäck, mit Pudding und Konfekt und Birnen, mit allem, das die schreckliche Leere in ihm füllen würde, in der noch immer Satoris’ Schrei nachhallte.
    »Marschall Hyrgolf.« War das seine Stimme, dieses raue Flüstern? Er räusperte sich und ließ das Geräusch in den Tiefen seiner breiten Brust nachhallen. »Euer Bericht.«
    »Wir sind gescheitert«, grollte der Fjel. »Malthus hat die Bahn geschlossen.«

    Vorax nickte. Es war genau das, was er schon wusste, nicht mehr und nicht weniger. Er wünschte, dass es jemand anderen gäbe, der Fürst Satoris diese Nachricht überbringen würde. »Und Heerführer Tanaros?«
    Der Fjeltroll schüttelte den riesigen Kopf. »Er blieb zurück, um unseren Rückzug zu decken und uns gegen den Gesandten zu verteidigen. Neheris verschone ihn und gewähre ihm einen sicheren Weg nach Hause.«
    Ah, Vetter! Vorax gönnte ihm einen mitleidsvollen Gedanken, und einen zweiten verwendete er für sich. Er war bis ins Mark erschöpft und ausgehungert. Nahrung und Schlaf, Schlaf und Nahrung. Aber er würde sich noch nicht ausruhen können, nicht heute. Fürst Satoris würde einen umfassenden Bericht erwarten, und den war er ihm schuldig; er betete, dass der Fürst in seinem Zorn nicht nach ihm ausholen würde. Ihre Pläne lagen in Trümmern, die Drei waren auseinandergerissen. Malthus hatte die Herrschaft über den Marasoumië übernommen, Tanaros war in den Bahnen verschollen, ohne dass jemand wusste, ob tot oder lebendig, und der Traumspinner war in Rukhar gestrandet. Ein böser Tag, und am schlimmsten war er für die Zauberin des Ostens. Beschtanag würde den Preis für das heutige Scheitern zahlen.
    Zumindest hatte das Heer die Sache unbeschadet überstanden, und es war kein Stakkianer in Gefahr gewesen. Er ließ einen geübten Blick über die zusammengedrängten Reihen der Fjel schweifen und runzelte die Stirn, als er sich angestrengt vor Augen hielt, dass diese Truppe in den Bahnen auseinandergestoben war wie Blätter im Herbstwind und er versucht hatte, sie wieder zusammenzutreiben.
    Da stimmte etwas nicht.
    Vorax’ Stirnrunzeln vertiefte sich. »Wo ist der Mittländer?«
     
    »Wo sind wir?« Zuvor hatte es eine Höhle gegeben und einen alten Mann mit einem Stab, dann waren Körper entsetzlich zusammengedrängt und gequetscht worden. Plötzlich war die ganze Welt verschwunden, während ein lauter Ruf des Heerführers zu hören war. Er erinnerte sich an eine heranbrausende Kraft, an das fürchterliche
Gefühl von Orientierungsverlust und an den beängstigenden Aufprall. Vom pulsierenden Marasoumië geblendet, herumgeschleudert und hinweggefegt, abgeworfen und von seinem Pferd getrennt, war Speros von Haimhault gelandet, wusste aber nicht, wo. Er kam wieder auf die Beine und machte einige stolpernde Schritte, fuchtelte mit beiden Armen und hörte, wie seine eigene Stimme laut zu wissen verlangte: »Wo sind

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