Elementarteilchen kuessen besser
Zärtlich lächelte er Linda an, während sie beide weitersangen, und zog sie leicht zu sich, um ihr beim Luftholen zwischen den Textzeilen einen Kuss auf die Hand zu hauchen.
Beim ersten Blick in seine Augen merkte sie wieder, wie sie hoffnungslos seinem Charme verfiel und von seinem Blick gefangen wurde. Wie durch eine innere Verbundenheit folgte Linda seinen Bewegungen, die sie in einen langsamen, sinnlichen Tanz verwickelten. Nach einer eleganten Drehung wurde sie von Philipp mit dem Rücken an seinen Bauch gezogen, um sie langsam hin- und herzuwiegen. Dabei führte er sie mit seiner warmen Hand, die auf ihrem Bauch lag. Automatisch schloss Linda die Augen, um niemanden aus dem Publikum ansehen zu müssen. Nach ein paar Takten fasste Philipp ihre Hand und drehte sie unter seinem Arm hindurch wieder zu ihm, woraufhin Linda erneut die Augen öffnete und in seinem Blick versank.
Als Philipp davon sang, wie ihr Parfum seine Sinne benebelte, zog er sie enger an sich und tat, als schnuppere er mit geschlossenen Augen an ihrem Haar. Und dann kamen auch schon die letzten Worte des Liedes, wie er den wundervollen Augenblick vermasselte, weil er etwas so Idiotisches sagte, wie 'Ich liebe dich'. Dabei streichelte Philipp sanft über ihre Wange und zog sie noch näher an sich, um ihr tief in die Augen zu blicken. Und dann sangen sie noch einmal leiser ' I love you' und noch leiser 'I love you' ...
Philipp fasste mit der Hand, die das Mikrofon hielt, nach seinem Hut und schirmte damit ihre Gesichter zum Publikum ab. Und während die letzten Töne des Liedes verklangen, küsste er sie zärtlich auf die Nasenspitze und flüsterte mit einem kleinen Lächeln „Danke“.
Siebter Tag – abends
Mein Herz schlägt auf den Tisch
und schreit: „Ich will sie!“ – immerzu. 3/8
Linda war von Philipps Blick und dem unschuldigen Kuss noch so benommen, dass sie den tosenden Applaus erst dann bemerkte, als er sich wieder den Hut aufsetzte und sie zum Publikum drehte, um sich zu verbeugen.
Galant führte er sie mit einem zufriedenen Lächeln an ihren Platz und setzte sich neben sie. Sofort stürmten Komplimente und Begeisterungsrufe von allen Seiten des Tisches auf sie ein. Philipps Kollegen waren hellauf begeistert und versuchten sich mit dummen Sprüchen zu übertreffen. Betty und Anna überschlugen sich fast, da sie Linda noch nie mit einer solch verführerischen und überzeugend liebestrunkenen Ausstrahlung erlebt hatten, was perfekt zu diesem einfühlsamen Liebeslied gepasst hatte.
Lindas erster Gedanke war, dass Philipp schließlich die ganze Arbeit getan hatte. Wie er das überhaupt geschafft hatte, war ihr ein Rätsel. Irgendwie hatte er sie am Anfang mit seinem Blick hypnotisiert, sodass sie an nichts anderes mehr als an seine Augen denken konnte und deshalb auch gar kein Lampenfieber mehr gespürt hatte. Dann hatte er sie einfach nur noch dorthin geschoben, gezogen, gedreht, wo er sie haben wollte wie ein Marionettenspieler mit seinen Puppen. Et voilà!
„Meine Herrn, Linda, hast du eine göttliche Stimme!! Zum Niederknien!!“, begeisterte sich Simon und zu seinem Freund gewandt: „Philipp, du warst übrigens auch nicht schlecht.“
„Oh, danke, Simon. Nach deinen überschwänglichen Komplimenten fühle ich mich immer besonders gut“, lachte Philipp und lüftete im Spaß zum Dank seinen Hut. Er nahm Simon in der Beziehung schon lange nicht mehr ernst.
Desirée, die auf Philipps anderer Seite saß, drückte ihn an sich und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Das war unglaublich! Du bist wirklich ein geborenes Showtalent. Spontan so eine Show auf die Bühne zu legen, ist wirklich großartig. Und Linda ist dir gefolgt wie ein Lämmchen.“
Ja, wie ein Lämmchen zur Schlachtbank, dachte diese und erinnerte sich, wie willenlos sie allen Führungsversuchen beim Tanzen gefolgt war.
Philipp wiegelte ab, als Desirée fortfuhr, ihn in den Himmel zu loben, und erklärte, erst Lindas stimmliche Qualitäten und ihre schauspielerische Darbietung hätte der Show das gewisse Etwas gegeben.
Dass die Tanzeinlage für Linda wirklich eine spontane Prüfung war, wusste nur Philipp, da er am Nachmittag noch eine Stunde allein in seiner Kabine damit zugebracht hatte, sich passende Bewegungen auszudenken und zu üben. Er war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass Linda mit langsamen Bewegungen eben nicht überfordert war, wie sie befürchtet hatte. Im Gegenteil. Sie hatte die unerwartete Herausforderung bravourös
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