Elementarteilchen kuessen besser
Familien, die deutlich schlimmere Tragödien mitmachten als wir. Aber es hat mich trotz allem sehr geprägt. Ich war immer der Familienclown zum Wohle der Familienmitglieder. Irgendwann ist mir das Verhalten so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es mein Leben in der Schule und später auch im Studium bestimmte.“ Betty machte eine nachdenkliche Pause, in der Simon ihr beruhigend über den Rücken streichelte. „Die Männer, mit denen ich zusammen war, kannten nur diese eine Seite von mir und schätzten sie sehr. Denn sie brachte ihnen eine Menge Spaß im Bett und auch außerhalb.“ Bis sie merkten, dass ich auch ernsthaft sein konnte und noch was in der Birne hatte. Das passte für sie ir gendwie nicht zusammen. Darauf konnten sie gut und gerne verzichten. Unnötiger Ballast. „Irgendwie habe ich wohl deshalb nie mein altes Verhaltensmuster verlassen. Immer habe ich mich zum Affen gemacht, um dafür gemocht zu werden. Dementsprechend 'tiefgründig' waren alle meine Beziehungen.“ Zum ersten Mal blickte sie auf und in Simons verständnisvolle Augen. „Erbärmlich, oder?“
Dieser schüttelte nur den Kopf, drückte sie wieder an sich und wiegte sie sachte im Wasser hin und her.
„Ich bin jetzt zweiunddreißig und hatte noch keine wirklich ernsthafte Beziehung, eher Affären, die vielleicht ein halbes Jahr dauerten. Und meistens habe ich die Typen vor die Tür gesetzt, bevor wir uns zu gut kennenlernen konnten. Bevor ich mich ihnen überhaupt öffnen konnte.“
Oh Gott, warum erzählte sie Simon so etwas überhaupt. Das waren, weiß der Geier, keine besonders guten Auszeichnungen für Bettys Talent, was dauerhafte Beziehungen anging. Aber warum machte sie sich überhaupt Gedanken darüber? Hatte sie nicht Anna vorhin klar und deutlich erklärt, dass ihre Beziehung zu Simon nur körperlicher Natur war? Aber warum fühlte es sich dann nicht so an? Und warum zum Teufel erzählte sie ihm Dinge, die sie noch nicht mal in dieser Ausführlichkeit ihren Freundinnen erzählt hatte?
Nachdem sie in Gedanken versunken verstummt war, kuschelte sie sich wieder in Simons Halsbeuge und sog seinen mittlerweile vertrauten Duft ein. So hätte sie ewig sitzen können.
„Wie wär's, sollen wir in meine Kabine gehen? Dann können wir uns weiterunterhalten und ich kann dich ein bisschen verwöhnen. Du weißt, meine Fußmassage ist legendär.“
Betty grinste an seinem Hals. „Ja, das stimmt.“
Achter Tag – abends
Gute Freunde geben gute Tipps,
noch bessere Freunde – sagen nix. 2/11
Es klopfte energisch.
Philipp fuhr ein letztes Mal mit seinen Fingern durch sein noch feuchtes Haar, bevor er hoffnungsvoll zur Tür ging. Nachdem er sich mit Linda nach seiner Besprechung eine ganze Zeit lang im Pool vergnügt hatte, war diese auf die glorreiche Idee gekommen, sich nach der ganzen Faulenzerei körperlich zu betätigen. Leider hatte sie in diesem Zusammenhang nicht ganz dieselbe Idee wie er gehabt. Sie wollte nämlich vor dem Abendessen noch eine Runde Basketball spielen. Aber er war ja wie ein treuer Dackel um jede Minute froh, in der sie ihn mit ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit beschenkte ...
Nach einem schweißtreibenden Zweikampf um den Korb, den er gerade mal so gewonnen hatte, hatte er geduscht und sich fürs Abendessen umgezogen. Er war immer noch ziemlich baff, wie ebenbürtig Linda ihm trotz ihrer Körpergröße war und wie gnadenlos sie ihn jedes Mal abzog.
Erwartungsvoll griff er nach dem Türgriff und öffnete schwungvoll. Doch statt der ersehnten Person stand zu seiner Enttäuschung Desirée mit einer Zeitschrift vor seiner Tür. Nach ihrem Gesicht zu urteilen, mussten Weihnachten und Ostern auf einen Tag gefallen sein. Ihre Augen strahlten und ihre Wangen glühten rosig. Um ihren Mund spielte aber auch ein deutlicher Zug selbstgerechter Empörung.
„Ich habe etwas Unglaubliches entdeckt.“ Mit diesen Worten schlängelte sie sich an ihm vorbei. „Linda hat uns nach Strich und Faden belogen.“ Mit einem triumphierenden Lächeln drehte sie sich um und schwenkte die aufgeklappte Zeitschrift. „Ich wusste, dass sie hinterhältig, verlogen und intrigant ist. Genauso echt wie Falschgeld. Und dich hat sie schön um den Finger gewickelt. Aber das würde ich mir an deiner Stelle nicht gefallen lassen.“ Sie lächelte zufrieden.
„Desirée, um Gottes willen, wovon redest du nur?“, fragte Philipp entnervt.
„Die“, sie zeigte ihm die Titelseite der PSQ Popular Science Quaterly , „habe ich bei Tim
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