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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
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Augen präsentierte.

    Er hasste Schiffe.
    Nein, das stimmte so nicht. Er hasste die Zeit, die er brauchte, um sich an die permanente, sanfte Schaukelbewegung zu gewöhnen, mit der sofort ein flaues Gefühl in seinem Magen einsetzte, sobald er ein Wassergefährt betrat. Die Magensäfte begannen zu rumoren, um das, was sich noch darin befand, von einer Seite zur nächsten zu wälzen und wieder zurück. Schon bald drückte der Mageninhalt nach oben, schob sich die Speiseröhre hinauf und konnte nur mit aller verfügbarer Beherrschung wieder zurückgedrängt werden.
    Normalerweise versuchte er, auf Fähren die gesamte Fahrtzeit an Deck zu verbringen, um sich den kalten Wind um die Nase wehen zu lassen, damit er nicht ständig mit dem Kopf über der Kloschüssel hing. Bei allen anderen Reisen musste er die unangenehmen ersten zwei Tage überleben, die sein Körper – trotz Pillen gegen Reisekrankheit – brauchte, um wieder normal zu funktionieren. Aber dann war er wenigstens wieder voll einsatzfähig.
    Im Moment fühlte er sich jedoch schon wieder so elend, dass er am liebsten gleich das Schiff mit Sack und Pack verlassen hätte. Andererseits freute er sich sehr darauf, zwei Wochen lang von einem wunderbaren Fleck der Karibik zum nächsten zu schippern.
    Verdammt, wo waren nur seine Tabletten? Er sollte noch mal eine nehmen und sich dann etwas hinlegen. Die letzten Wochen waren in seiner Firma sowieso schon stressig genug gewesen – und der lange Flug mit der Zeitumstellung forderte zusätzlich seinenTribut. Diesen Urlaub hatte er sich mehr als verdient.
    Nach einem herzhaften Gähnen warf er sich eine Tablette ein und legte sich auf sein Bett. Jetzt wollte er nur noch eine Runde schlafen. Vielleicht würde sich dann auch das mulmige Gefühl in seinem Magen legen.

Erster Tag – nachmittags
    Ich bin ein ... gestählter Don Juan,
    ein Bild von einem Mann, so steh ich vor dir ... 1/1

    Erstaunt und leicht schockiert blickte Linda immer noch auf den Inhalt des schwarzen Trolleys, von dem sie mittlerweile wusste, dass er definitiv nicht ihr gehörte.
    Gedankenverloren, mit einem ungewohnten Kribbeln im Bauch, strich sie mit ihren Fingersitzen über das kühle Metall und den matt glänzenden Stoff und fragte sich, was das wohl für ein Mensch war, der solche Dinge mit in seinen Urlaub nahm: ein Paar Handschellen, eine amerikanische Polizistenmütze wie sie die Chippendales trugen (nicht, dass sie schon einmal das Vergnügen gehabt hätte, sie live zu erleben), einen schwarzen Männerstring und eine extragroße Packung Kondome der Größe L.
    Von Neugierde überwältigt ließ sie das harte Metall der Handschellen durch ihre Finger gleiten und überprüfte den Verschluss. Auch wenn man ein Schlüsselloch erkennen konnte, war es dennoch möglich, die Handschellen selbst zu öffnen – auch wenn man gefesselt war.
    Ein leichter Schauder rieselte über Lindas Rücken, da sie noch nie mit solchen Accessoires zu tun gehabt hatte und in dieser Beziehung unerfahren wie ein Baby war. Anschließend hielt sie vorsichtig den Herrenstring hoch und faltete ihn wieder mit hochrotem Kopf zusammen, um ihn da zu verstauen, wo er gelegen hatte. Nachdem sie nochmals zitternd Atem geholt hatte, schloss sie den Deckel sorgfältig und zog das Schnürchen durch die Reißverschluss-Zipper.
    Als sie das Äußere des Koffers betrachtete, merkte sie, dass er ihrem eigenen zum Verwechseln ähnlich sah. Nur eine der Außentaschen war etwas kleiner. Ratlos blickte sie auf die Banderole, auf der sie allerdings ihren eigenen Namen mit ihrer Zimmernummer entdeckte.
    Das konnte doch nicht sein!
    Nach weiterem Suchen fand sie einen kleinen Adressanhänger, auf dem ein anderer Name stand: Philipp Graf.
    Aha.
    Wie aber kam ihre Banderole an Philipp Grafs Trolley? Vermutlich hatte Betty sie an das falsche Gepäckstück geklebt, nachdem sie überstürzt zu der Sammelstelle vor der Halle gehastet war.
    Aber welcher normale Mensch würde solches Sexspielzeug mit in den Urlaub nehmen? Entweder ein Ehepaar, das Ablenkung vom Alltag brauchte und hier auf dem Schiff die zweiten Flitterwochen verlebte. Oder – und das fand sie weitaus wahrscheinlicher – das Zubehör gehörte einem Macho-Single, der mit seinem großspurigen Verhalten und schmierigen Lächeln viele Frauen ins Bett locken wollte, um zwei Wochen hemmungslos herumzuvögeln.
    Oh, wie hasste sie diese Typen mit ihrem gönnerhaften Auftreten, die jede Frau nur auf die Funktion eines Betthäschens

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