Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
Vom Netzwerk:
Meeres und sagte: „Nein, es ist noch nicht erledigt. Wird es auch nie sein.“
    Die Pause, die danach folgte, war so lange, dass Linda schon glaubte, er würde nichts mehr erzählen. Doch dann holte er tief Luft und blickte kurz zu ihr hinüber.
    „Eigentlich möchte ich nicht darüber reden. Aber ich muss es loswerden, da es auch ein Stück weit mit dir zusammenhängt.“ Linda blickte ihn erstaunt an. „Ich hatte keine Notwendigkeit, es dir zu erzählen. Und wenn du nur eine Frau für eine Nacht gewesen wärst, hätte ich mir darüber auch gar keine Gedanken gemacht. Aber als wir immer mehr Zeit zusammen verbrachten, meldete sich der Albtraum mit den ganzen Selbstvorwürfen wieder zurück – und damit mein schlechtes Gewissen dir gegenüber. Ich muss es dir erzählen, auch wenn du mich danach verabscheust und nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest.“
    Diesmal zog Linda beunruhigt ihre Augenbrauen nach oben, schwieg aber, da sie nicht den geringsten Schimmer hatte, was sie jetzt zu hören bekam.
    „Und ich möchte nicht, dass du es von jemand anderem erfährst“, fuhr er fort. Jemandem wie Desirée , fügte er im Geist an. Dann atmete er einmal tief durch und gestand: „ Ich habe eine Frau getötet.“ Er spürte, wie sie erstarrte. „Auch wenn ich dabei keine Hand an sie gelegt habe, trifft doch mich alleine die Schuld an ihrem Tod.“
    Philipp griff vorsichtig nach Lindas Hand, da er Angst hatte, sie würde ihm entgleiten, wenn sie mehr von diesem schrecklichen Erlebnis erfuhr. Erleichtert, dass sie sich ihm nicht entzog, sondern sogar noch ihre Finger mit seinen verschränkte, begann er zu erzählen: „Ich hatte schon erwähnt, wie schwer mich der Tod meiner Mutter getroffen hatte, als ich sechzehn war. Und wie fürsorglich sich mein Bruder trotz seines eigenen Schmerzes um mich kümmerte. Ich war damals außer Rand und Band. Ein Rebell – wie James Dean in ... denn sie wissen nicht, was sie tun . Mit achtzehn lag das Abi dann hinter mir und ich schrieb mich für ein Maschinenbaustudium ein. Zwei Freunde aus meiner Schwimmmannschaft fanden die Idee gut und begannen, mit mir zu studieren. Allerdings nahmen wir das Ganze nicht wirklich ernst. Wir besuchten nur halb so viele Vorlesungen wie Studentenfeste. Wir trainierten wie die Bekloppten und schmissen nach jedem Wettkampf eine Megaparty. Ich fühlte mich damals frei, unabhängig und unbesiegbar. Ich war glücklich ... dachte ich zumindest. Wir hatten immer viele hübsche Studentinnen im Schlepptau, die mit uns abhingen. Die brachten noch nette Mitbewohner aus ihren WGs zu unseren Feten mit – und dann konnte das Saufgelage beginnen. Im Nachhinein denke ich, ich wollte meinem Schmerz entfliehen. Die Leere ausfüllen, die der Tod meiner Mutter hinterlassen hatte. Ich lebte risikoreich und leichtsinnig – immer so, als wäre es mein letzter Tag auf Erden.“ Er blickte auf ihre verschränkten Finger, da die Erinnerung und die Enge in seiner Brust ihn zu erdrücken drohten. „Damals war ich mit einem Mädchen zusammen. Sie hieß Rebekka, aber ich nannte sie immer nur Bekky. Sie war auch zwanzig wie ich und ein süßes Ding, das mich anhimmelte und jede freie Minute mit mir verbrachte, die sie von ihrem Studium abzweigen konnte. Im Gegensatz zu mir, nahm sie ihr Studium sehr ernst. Sie war ehrgeizig, aber dabei doch so warmherzig und gut, dass ich sie vergötterte. Leider war ich damals zu cool, um es ihr wirklich zu sagen oder ihr es oft genug zu zeigen.“ Bedauernd schüttelte er den Kopf. „Nach einem richtig wichtigen Wettkampf, den wir sehr erfolgreich gemeistert hatten, fuhr unsere Meute raus an einen Grillplatz im Grünen. Jeder brachte was zum Essen mit, außerdem noch Getränke, wobei die Anzahl der alkoholischen die nichtalkoholischen bei Weitem übertraf. Die CD im Auto eines Kumpels war auf volle Lautstärke aufgedreht und wir taten es ihr stimmungsmäßig gleich. Es war eine warme Sommernacht mit Millionen von Sternen am Himmel. Die Grillen zirpten und das hohe Gras raschelte im lauen Wind. Es war die perfekte Kulisse für ein romantisches Schäferstündchen für zwei Verliebte. Aber wir störten die abendliche Idylle, indem wie lautstark feierten. Gegen später und mit einem gewissen Alkoholpegel wurden wir übermütig ...“ Er wagte immer noch nicht, Linda anzublicken. Mit leiser Stimme fügte er hinzu: „... wer hätt's gedacht. Einer hatte die Idee, in einem nahegelegenen Fluss schwimmen zu gehen. Andere folgten und spritzten

Weitere Kostenlose Bücher