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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
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Begriff und fühlte sich wie eine weltfremde Wissenschaftlerin. Sie musste besser aufpassen, damit sie mit ihren fast dreißig Jahren nicht immer noch wie ein unschuldiges Milchmädchen wirkte.
    Sie stellte fest, dass Betty immer noch über Philipps Aussehen quasselte: „... und sieht er mit seinem schmalen Gesicht, der geraden Nase und dem athletischen Körper nicht wie dieser Schauspieler aus, für den Annas jüngste Schwester so schwärmt?" Betty schnalzte anzüglich mit ihrer Zunge. „Mmh ... wenn mir bloß der Name einfallen würde ...“ Betty hatte grundsätzlich Probleme, Schauspieler zu erkennen und auseinanderzuhalten. Doch sich auch noch an deren Namen zu erinnern, stellte eine fast unlösbare Aufgabe für sie dar. „Also, wenn ich nicht auf blonde Typen stehen würde, hättest du in mir eine ernst zu nehmende Konkurrentin. Das kann ich dir aber versprechen, Linda.“
    „Aber ich will ja gar nichts von ihm. Offensichtlich unternimmt er diese Kreuzfahrt mit seinen Freunden doch nur, um sich auf das Heftigste zu amüsieren. Die sind wahrscheinlich alle nicht besser. Und das kann ich nicht brauchen. Du hast doch gesehen, was für ein Püppchen mit kurzem Röckchen und kleinem Blüschen sich an seinen Hals geworfen und mit ihm geflirtet hat.“

Zweiter Tag – morgens
    Du hast mal gesagt, ich sei anders. 3/7

    Obwohl sie am Abend zuvor todmüde in ihre Koje gefallen war, wachte Linda von den ersten Sonnenstrahlen auf, die den dezent gemusterten Vorhang ihres Fensters von außen in ein warmes Licht tauchten. Sie hatte unruhig geschlafen, wie jedes Mal, wenn sie die erste Nacht in einem fremden Bett lag. Doch nun war sie mit einem Schlag hellwach und starrte die unregelmäßigen Lichtflecken an, die die aufgehende Sonne auf den Vorhang zeichnete.
    Sie freute sich auf diesen Urlaub. Ja, wirklich. Sie freute sich mehr, als sie noch vor einer Woche erwartet hatte. Alles war so neu. Nicht nur die karibische Kultur und deren Bewohner. Nein, auch die Art zu reisen. Auf einem riesengroßen Schiff mit den Annehmlichkeiten eines Fünfsternehotels von einem Hafen der Karibik zum nächsten zu fahren. Auch wenn sie gestern ein kleines, aufkeimendes Angstgefühl hatte bekämpfen müssen (okay, es war schon fast eine mittelgroße Panikattacke gewesen), fühlte sie sich nach der ersten Nacht entspannt, gelöst und beinahe unternehmenslustig. Das war für Linda ein ungewohntes und deshalb fast schon überwältigendes Gefühl der Freiheit.
    Eine Kabine für sich allein zu haben, hatte schon etwas – auch wenn sie sich zuhause darauf gefreut hatte, mit ihren Freundinnen ein Zimmer zu teilen und morgens im Bett liegend zu tratschen. Wie bei einer Pyjamaparty, die sie als Jugendliche nie besucht hatte. Aber einen Schuss hatten die beiden trotzdem. Linda schmunzelte bei der Erinnerung an die strahlenden Gesichter ihrer Freundinnen, als sie ihr von ihrer eigenen Kabine erzählt hatten.
    Was glaubten sie eigentlich? Dass Linda, die zuhause schon enorme Hemmungen hatte, einen Mann anzusprechen, der kein Kollege war, urplötzlich im Urlaub all ihre Schüchternheit über Bord warf und auf Männerfang ging?
    Sie verstand schon, dass ihre Freundinnen es nicht mit ansehen konnten, wie Linda sich einsam und alleine zwischen ihren Büchern vergrub und nur für ihre Arbeit lebte – vor allem da die beiden immer wieder Beziehungen hatten, die sie (wenn auch bei Betty nur kurzfristig) ausfüllten und befriedigten. Immerhin war Anna nun schon seit fast einem halben Jahr mit Michael zusammen, einem herzensguten Mann und Sachbearbeiter bei einer Versicherung.
    Linda hatte sich früher natürlich auch einen Mann an ihrer Seite gewünscht, der sie als attraktive Frau begehrte – obwohl sie mit ihren rundlichen Hüften weit von den Idealmaßen eines Models der Kleidergröße Zero entfernt war. Ihr großer Wunsch war immer gewesen, jemanden zu finden, der ihren Intellekt schätzte und tolerant genug war, ihre über die einsamen Jahre intensiv gepflegten Marotten zu tolerieren. Doch das war immer ein Traum geblieben.
    Am Schlimmsten empfand Linda die lästige Kennenlernphase mit den unvermeidlichen Fragen: Ist er überhaupt an mir interessiert? Wer macht den ersten Schritt und vor allem wie sollte dieser bewerkstelligt werden? Oder will er nur eine schnelle Nummer im Bett und stößt mich dann wieder verächtlich von sich, sobald er mich auch nur etwas näher kennengelernt hat? Mit dieser Enttäuschung und den zwangsläufig darauf folgenden

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