Elementarteilchen kuessen besser
Hand in die beneidenswert schlanke Taille gestützt.
„Noch nicht“, gab sie neutral zurück. Sie würde sich nicht ärgern lassen.
„Na, das kann ich mir denken. Es ist schwer, wenn man immer nach Sondergrößen suchen muss und es dann doch wieder an allen Ecken und Enden zwickt und zwackt.“
„Was hast du eigentlich für ein Problem mit mir, Desirée?“
„Wieso? Habe ich ein Problem mit dir? Nein, ich denke nicht. Wenn du ein Problem wärst, hätte ich dich schon von Anfang an neutralisiert.“ Sie lachte selbstgefällig. „Aber du denkst doch wohl nicht immer noch, dass Philipp dich mir langfristig wirklich vorzieht? So wichtig bist du nun auch wieder nicht. Einfach nur ein bequemes Urlaubskissen, das er nach reichlicher Benutzung auf dem Schiff zurücklässt. Aber wenn wir zuhause sind, werde ich ihn wieder jeden Tag im Geschäft sehen – und auch danach. Er weiß nämlich meinen Einsatz und meine Talente zu schätzen.“
„Und was sind das für Talente?“ Auch wenn Linda manchmal schwer von Begriff war, war sie sich diesmal dennoch sicher, dass Desirée nicht von ihren beruflichen Fähigkeiten sprach.
„Das kannst du dir noch nicht mal in deinen kühnsten Träumen ausmalen, mein Pummelchen. Dafür fehlen dir schlicht und ergreifend die Erfahrung und die Fantasie.“ Sie spitzte abschätzig ihre geschminkten Lippen. „Wer will schon von jemandem geritten werden, dem bei jeder Bewegung die Speckrollen entgleisen und einen zu erdrücken drohen? Du hast so einen fetten Hintern, dass man darauf ein eigenes Bundesland gründen könnte.“ Desirée lächelte immer noch freundlich und winkte gerade Jens aufmunternd zu, der ihr von der anderen Seite des Raumes ein Kostüm zeigte. „Männer mögen schlanke Frauen. Sie werden ganz scharf, wenn sie mich sehen. Schau dir nur Jens an, der mir schon seit Tagen mit hechelnder Zunge wie ein treuer Dackel folgt. Aber ich wähle meine Partner sorgfältig aus. Nicht jeder darf meinen wertvollen Körper anfassen, ohne dass ich es ihm erlaube. Und deshalb werde ich wohl hier auch nichts finden.“ Sie blickte sich leicht angewidert um. „Alle Kostüme sind viel zu groß. Die könnten einem Elefanten wie dir passen. Aber das Problem habe ich immer. Wenn es nicht diese eine Boutique in München gäbe, die meine Größe führt, wäre ich wirklich aufgeschmissen.“ Sie lachte gekünstelt und schloss theatralisch: „Aber mit diesem Schicksal werde ich wohl leben müssen.“
Desirées Unverschämtheiten prasselten nur so auf Linda nieder, die dastand und sie ungläubig betrachtete. Wie konnte ein Mensch nur so bösartig sein? So dickhäutig Linda mittlerweile war, was Beleidigungen anging, nervte Desirée sie dennoch langsam gewaltig. Irgendwie musste sie etwas sagen und ohne nachzudenken, sprudelte es aus ihr heraus: „Dann solltest du vielleicht mal bei den Kindergrößen schauen. Die haben oft ganz nette Sachen für magersüchtige und flachbrüstige Teenager.“ Dabei reckte sie stolz ihre beeindruckende Oberweite vor. Bevor sie sich abwandte, fügte sie noch hinzu: „Oder noch besser: Du kannst heute Abend auch als Streichholz gehen. Einfach nackt ausziehen und herumstolzieren. Den roten Kopf kriegst du schon von ganz allein.“ Und weil sie gerade so in Fahrt zu kommen schien, schoss sie noch eine Spitze ab: „Aber die Frage ist doch die, ob Philipp wirklich so begeistert von deinem knochigen Gestell ist, wie du glaubst. Vielleicht zieht er weichere Rundungen vor.“
Als Linda sich von ihr wegdrehte, fasste Desirée sie am Arm, drehte sie unsanft herum und zischte ihr zu: „Oh, du forderst mich heraus.“ Das war eindeutig keine Frage, sondern eine Feststellung. Ihre Augen schossen tödliche Blitze ab. „Wetten, ich könnte ihn dir ausspannen? Jederzeit?“
Linda war sich ziemlich sicher, dass Philipp nach dieser Nacht und den Gesprächen mit ihr nie mit Desirée mitgehen würde. Deshalb blickte sie gelassen in das kalt lächelnde Gesicht ihrer Konkurrentin. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du Mundgeruch hast? Du solltest dir ein Mundspray besorgen.“ Mit diesen Worten ließ Linda sie stehen und ging in den hinteren Teil des Ladens, um sich in aller Ruhe ein Kostüm auszusuchen.
Sie sollte öfter reden, ohne nachzudenken. Dadurch war sie, wie sie hocherfreut feststellte, eindeutig schlagfertiger als sonst.
Zehnter Tag – abends
Oh Babe, ich will da heute Abend nicht hin. 2/3
In der Kabine herrschte das blanke Chaos. Das ganze Bett war
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