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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
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nicht erwiderte. Seine Gedanken schweiften dreizehn Jahre zurück ... in die Nacht, die sein Leben verändert hatte ... ein paar alt bekannte Worte drängten sich wieder einen Weg an die Oberfläche, um ihn zu beruhigen, um ihn in Sicherheit zu wiegen ... Es war ein Unfall ... ein Unfall ... ich bin unschuldig ... es war nicht meine Schuld .. .
    Und doch wusste er ganz genau, dass er die alleinige Schuld an diesem Unglück trug.

Siebter Tag – nachts
    Es brennt und sticht in mir noch immer
    das Gefühl, das ich hab. 2/9

    Linda hatte sich den ganzen Abend über versteckt. Sie wollte weder ihre Freundinnen sehen, denen sie einen Zettel unter der Tür durchgeschoben hatte, damit sie sich keine Sorgen machten, noch Philipp oder einem seiner Kollegen über den Weg laufen. Deshalb hatte sie eine Show und anschließend einen Film im Bordkino angesehen, wo sie sich im Dunkeln verbergen konnte. Danach war sie lange Zeit über ein einsames Deck gewandert und hatte über ihre Situation nachgedacht.
    Sie hasste es, von anderen Menschen abhängig zu sein. Emotional, geistig oder körperlich war egal. Sie würde sicherlich keinem Mann erlauben, sie zu manipulieren. Auch Philipp nicht.
    Gerade Philipp nicht ...
    Wenn er jemanden brauchte, der seine Spielchen mitspielte, würde er sich jemand anderen suchen müssen. Sie selbst fühlte sich ihm und seinen Bedürfnissen nicht gewachsen.
    Wieder einmal dachte sie daran, wie es wäre, mehr Erfahrung zu besitzen. Ein erfülltes Sexualleben zu kennen und zu genießen. War sie spießig, dass sie sein Angebot so rigoros abgelehnt hatte? Nein. Sie verachtete Männer, die im Urlaub vorsätzlich auf Beutetour gingen und alles umgarnten, was weiblich und einigermaßen gut gebaut war. Das war so menschenverachtend und primitiv. Und das hatte nichts mit ihrer Unerfahrenheit zu tun.
    Dass Philipp nicht so wirkte, war fast noch schlimmer, fand sie. Er machte einen so sympathischen und rechtschaffenen Eindruck, dass es sie noch wütender machte. Wider besseres Wissen hatte sie ihm vertraut – und sich von seinem verschmitzten Lächeln und verantwortungsvollen Verhalten blenden lassen.
    Sie war wirklich ein Schaf. Und das ärgerte sie maßlos. Führte es ihr doch wieder mal vor Augen, dass sie in ihrem Beruf zwar brillant, im Privatleben aber einfach nur naiv und weltfremd war.
    Sie hätte gerne einen netten, einfühlsamen Mann kennengelernt, der sie in das Geheimnis der seelischen wie auch körperlichen Liebe einweihte. Aber sie würde diese Aufgabe sicher nicht einem Perversen wie Philipp anvertrauen.
    Als sie das Deck gewechselt hatte, bemerkte sie, dass es sie auf eines der Pooldecks verschlagen hatte. Nachts war dort bis auf wenige Spaziergänger nichts los. Also lief sie bis zu den Liegen am Wasser und setzte sich auf eine. Der Pool wurde von mehreren Unterwasserscheinwerfern beleuchtet. Die weißen Liegen lagen deshalb in einem schummrigen, indirekten Licht. Genau die richtige Atmosphäre für Linda.
    Ein einsamer Schwimmer nutzte die Leere des Pools, um ungehindert seine Bahnen ziehen zu können. Auch wenn diese im Vergleich zu großen Schwimmbädern eher kurz waren, ließ er sich davon nicht stören. Mit stoischer Ruhe kraulte er und teilte mit jeder Armbewegung das Wasser sauber in zwei Teile. Am Ende wendete er elegant und stieß sich mit beiden Beinen kraftvoll ab, um sich kurz treiben zu lassen und dann wieder weiterzuschwimmen.
    Die Ruhe und Gleichmäßigkeit der Bewegungen hatte eine beruhigende Wirkung auf Linda. Ihre Augen hingen wie gefesselt an diesem Menschen und folgten ihm auf seinem immer gleichen Weg durch das schillernde Türkis des Wassers. Dieses monotone Hin und Her verlangsamte ihren Puls und leerte ihren Kopf. Linda glitt in einen angenehm entspannten Zustand, während sie gleichzeitig die Präzision der Bewegungen bewunderte.
    Es war eine gute Entscheidung gewesen, auf dieses Deck zu kommen – auch wenn sie ihr Körper unbewusst gefällt hatte. Sie hatte sich den ganzen Abend unruhig und aufgewühlt treiben lassen und sich phasenweise zum Platzen wütend gefühlt. Nun hatte sie ihren beruhigenden Hafen für die Nacht gefunden. Wenn sie dem Schwimmer noch eine Weile zusah, konnte sie entspannt ins Bett gehen und vielleicht sogar ein paar Stunden schlafen, die ihr Körper und Geist nach diesem aufreibenden Tag dringend benötigten. Entspannt legte sie sich auf die Liege und schloss nach kurzer Zeit die Augen. Das regelmäßige Plätschern des Wassers lullte sie ein

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