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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
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auszuüben. Nun konnte sie schlecht einen Rückzieher machen.
    Vielleicht gab es im Leben doch mehr als pure Zufälle und Philipp war ausgesandt worden, um in ihrem Leben einen Stein ins Rollen zu bringen. Wenn Betty gewusst hätte, wie oft er ihr in diesen sechs Tagen schon über den Weg gelaufen war, hätte sie mit ihrer Schicksalsnummer nicht mehr aufgehört. Also schloss Linda kurz die Augen und machte sich Mut. Wird schon schief gehen.
    Philipp legte seine Hand zur Beruhigung auf ihr Knie, was lediglich eine gegenteilige Wirkung hatte. Die Berührung verursachte ein feuriges Kribbeln, das ihr Bein hoch und in ihren Bauch schoss und wie eine Silvesterrakete explodierte. Er schien nichts davon zu bemerken und meinte nur: „Du schaffst das, glaub mir.“
    „Welches Lied willst du singen?“, fragte Linda atemlos, da sie das Gefühl hatte, keine Luft zu bekommen.
    „Keine Ahnung. Es sind ein paar gute Duette dabei. Auf dem Weg in meine Kabine kam ich gestern Nacht an der Karaoke-Bar vorbei, sah das Schild und dachte gleich an dich. Als ich reinschaute, war die Show gerade vorbei und ich konnte dem Entertainer eine Liste aller Duette abschwatzen. Erst wollte er sie mir nicht geben, da die Leute sich spontan für die Lieder entscheiden sollten. Aber ich schaffte es trotzdem“, erwiderte Philipp stolz.
    „Hast du ihm dafür deine Seele verkaufen müssen?“, frotzelte Linda gutmütig.
    „Nicht ganz, aber so ähnlich. Er wollte ein Date mit mir haben.“ Philipp lachte. „Nachdem ich ihn über meine sexuelle Orientierung aufgeklärt hatte, gab er sich auch mit weniger zufrieden. Jetzt treffe ich mich mit Ricardo nur auf einen Cocktail.“
    „Pass aber auf, dass er dir nicht dein Schirmchen klaut.“
    „Keine Angst. Das reserviere ich für jemand ganz Besonderen“, gab er lächelnd zurück.

    Ein bleiches Gesicht. Ein bekanntes bleiches Gesicht.
    Die goldblonden Haarsträhnen waren nachgedunkelt und bedeckten die rechte Schläfe. Ein paar dunkle Flecken zierten die Wange, die dicker schien als in seiner Erinnerung. Aufgequollener.
    Langsam drehte sich das Gesicht zu ihm, um ihn anzublicken. Die Augen waren jedoch nicht mehr vertraut. Sie blickten fremd an ihm vorbei. Als ob sie ihn nicht kannten. Selbst die Lippen hatten eine andere Form und schienen ihre frische Farbe verloren zu haben. Es war gespenstisch. Beklemmend. Irgendetwas stimmte nicht.
    Er versuchte, sie zu berühren, war aber zu weit weg. Er rief ihr etwas zu, hörte aber seine Stimme nicht, obwohl er mittlerweile so laut brüllte, dass ihm der Hals wehtat.
    Und dann plötzlich ... richteten sich diese leeren Augen auf ihn. Blickten ihn direkt an. Schauten ihm vorwurfsvoll tief in seine Seele und verlangten von ihm eine Erklärung. Doch seine Kehle war zugeschnürt. So laut er vorhin geschrien hatte, so stumm blieben seine Stimmbänder jetzt. Er versuchte es noch mal. Und noch mal. Aber kein Ton trat über seine trockenen Lippen.
    Er versuchte sich aufzurichten, um ihr näher zu sein. Aber irgendetwas hielt ihn unten. Gefesselt. Er kämpfte gegen das Gewicht an, hatte aber keine Chance ...
    Wenn er doch nur Luft bekäme ...
    Als wieder Sauerstoff in Philipps Lungen strömte, merkte er erleichtert, dass es nur ein Traum gewesen war. Keuchend schnappte er nach Luft, die er unbewusst bis zum Bersten seiner Lungen angehalten hatte. Schweißgebadet riss er die dünne Decke von seinem Körper, die so schwer wie eine Betonplatte auf seiner Brust lastete.
    Verdammt! Diesen speziellen Albtraum hatte er schon sehr lange nicht mehr gehabt. Schon sehr, sehr lange.
    Aber warum träumte er ihn wieder?
    Daran war nur Desirée schuld.

Siebter Tag – morgens
    Sie joggt jeden Tag um Viertel vor zehn.
    Ich steh manchmal auf, nur um sie Laufen zu sehen. 2/1

    „ Schwipp, schwapp, schwippeldi schwapp. Es schwammen fünf Fische im großen Meer. Da sagte der eine: 'Ich mag nicht mehr. Ich schwimm' viel lieber in einem kleinen Teich, denn im Meer ist der Hai und der frisst mich gleich ...' “
    Im Rhythmus des Kinderreims setzte Linda ihre Füße beim Joggen und verlor sich in der Monotonie der Bewegung. Sie wusste nicht, wie sie auf die Zeilen gekommen war. Plötzlich waren sie in ihrem Kopf und ließen sich nicht ignorieren. Aber es musste wohl etwas mit Philipp zu tun haben. Mit seinem hungrigen Blick, den sie in der letzten Nacht ein paar Mal auf sich gespürt hatte ...
    Nachdem sie für heute ein Treffen ausgemacht hatten, um ein Duett auszusuchen und es

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