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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Ich musste mich anstrengen, um die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen. Dabei hatte ich seit Samstag an kaum etwas anderes gedacht.
    »Ja, allerdings ist sie nicht ideal. Hat zu viele Löcher.«
    »Oh.« Sofort zuckte die Enttäuschung in mir hoch. Das war’s dann wohl mit dem geplanten Training!
    »Aber ich hab was viel Besseres gefunden«, fuhr Tim fort. »Ihr kennt doch den Hundeübungsplatz in Königshofen? An dem Steinkreuz.«
    »Ja, klar. Der gehört dem Rudi Weitzel.«
    »Genau«, meinte Tim. »Vor ein paar Jahren haben sich die Leute vom Schäferhundeverein mit dem alten Weitzel verkracht, seitdem gehen sie da nicht mehr hin. Ich bin gestern zu ihm gefahren und hab ihn gefragt, ob ich den Platz im Winter benutzen darf.«
    »Echt?«, riefen Melike und ich wie aus einem Munde.
    Die Wiese lag sogar noch besser als diejenige, die Tim zuerst vorgeschlagen hatte. Ich konnte mit Fritzi entweder am Waldrand entlangreiten oder quer durch den Wald am alten Forsthaus vorbei. Das würde höchstens eine halbe Stunde dauern.
    »Der Weitzel hat mir den Platz vermietet.« Tim grinste zufrieden. »Und der sagt garantiert niemandem was, weil sowieso keiner mit ihm redet.«
    Damit hatte er recht. Rudi Weitzel war einer der letzten Bauern der Gegend und galt als Ekel.
    »Das ist ja super!« Ich war begeistert. »Aber wie wollen wir die Hindernisse dahin bringen?«
    »Wenn mein Vater das nächste Mal weg ist, lade ich ein paar alte Hindernisse von uns auf eine Rolle und fahre sie mit dem Traktor rüber.« Tim hatte das »Projekt Fritzi«, wie er es nannte, schon generalstabsmäßig geplant. »Das fällt jetzt nicht mehr auf. Bis zum Sommer benutzen wir nur noch die Hallenhindernisse.«
    »Am liebsten würde ich gleich heute Nachmittag anfangen.« Ich hatte Mühe, still sitzen zu bleiben. »So ein Mist, dass du nicht einfach zu uns auf den Hof kommen kannst. Dann müssten wir uns nicht so viel Arbeit machen.«
    »Aber es wäre auch nur halb so spannend«, erwiderte Tim und da mussten Melike und ich ihm recht geben.
    Wenig später hatte der Bus den Busbahnhof in Königshofen erreicht und alle Schüler stiegen aus.
    »Ich sage dir Bescheid«, sagte Tim noch, dann verschwand er im Strom der Schüler.
    Kaum hatte ich ihn aus den Augen verloren, kippte schlagartig meine Stimmung und ein fetter Kloß ballte sich in meiner Kehle.
    »Mann, der ist echt cool drauf«, stellte Melike fest.
    »Wenn Christian nur nicht so einen Hass auf ihn hätte!« Meine Stimme klang vor Verzweiflung ganz piepsig. »In der Schule kann ich keine drei Worte mit Tim wechseln, ohne Angst zu haben, dass mein Bruder uns sieht.«
    »Du musst jetzt eben ein bisschen Geduld haben«, riet Melike mir. »Vielleicht regelt sich alles eines Tages von selbst.«
    »Eines Tages! Und wenn es noch zehn Jahre dauert?« Ich wusste, dass es albern war, aber ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Was war nur los, dass ich immer fast anfing zu heulen, wenn Tim ging?
    Schon vier Tage später tat Melike mittags im Bus ganz geheimnisvoll.
    »Was ist los?«, fragte ich neugierig.
    »Heute Nachmittag«, flüsterte Melike und grinste.
    »Was ist heute Nachmittag? Komm schon, Melike, hat Tim dir was gesagt?«, drängte ich meine Freundin.
    »Das Projekt Fritzi kann beginnen. Wir sollen um drei draußen am steinernen Kreuz sein. Tims Vater ist für ein paar Tage nach Belgien gefahren und Tim hat gesagt, er bringt so viele Hindernisse raus, wie er kann.«
    »Mann, das ist genial!« Ich strahlte. »Endlich!«
    »Wir sollen heute nur beim Abladen helfen. Morgen kannst du dann schon mit dem Training anfangen.« Melike lächelte zufrieden.
    »Tim wird Augen machen, wenn er Fritzi das erste Mal richtig sieht«, freute ich mich.
    Als wir den Bus vor dem Rathaus verlassen hatten, verabredeten wir uns für halb drei, um vom Amselhof aus mit den Fahrrädern zum steinernen Kreuz zu fahren.
     
    Ich konnte kaum erwarten, dass es halb drei wurde. Die Zeit verging quälend langsam. Endlich war es so weit.
    »Ich geh rüber in den Stall, Mama!«, rief ich, als ich an der Tür zu Mamas Büro vorbeiging.
    Twix wartete ungeduldig, bis ich mir vor der Haustür die Schuhe angezogen hatte, dann rannten wir los.
    Als ich in den Stall stürmte, prallte ich beinahe mit dem Aknefrosch zusammen, der hinter der Stalltür stand und auf seinem Handy telefonierte.
    »Pass doch auf, dummes Kind!«, fuhr er mich an und warf mir einen bösen Blick zu.
    Ich beachtete Jens gar nicht und

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