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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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verzog das Gesicht und lehnte sich an Fritzis Box. »Bist du mit ihm schon gesprungen?«
    »Oh ja!« Ich stand wieder auf. »Erst nur im Gelände, aber dann auch mal auf dem Platz oder in der Halle, als mein Vater nicht da war.«
    »Und?«
    »Er springt klasse. Es macht ihm richtig Spaß. Manchmal hebt er so ab, dass ich beinahe runterfalle.«
    Ich betrachtete versonnen mein Pferd, das am Stroh knabberte und misstrauisch zu uns herüberäugte. Tim war ein Fremder, deshalb blieb Fritzi auf Distanz.
    »Allerdings müsste ich allmählich anfangen, regelmäßig mit ihm zu trainieren, damit ich ihn im nächsten Jahr bei Springpferdeprüfungen reiten kann. Aber ich hab keinen blassen Schimmer, wie ich das anstellen soll. Wenn Papa sieht, wie gut Fritzi springt, nimmt er ihn mir hundertprozentig weg.«
    »Ich könnte dir helfen«, schlug Tim vor.
    Ich lächelte, aber dann schüttelte ich bekümmert den Kopf.
    »Das geht doch nicht«, sagte ich. »Was meinst du, was mein Vater sagt, wenn du hier auftauchst? Und erst Christian!«
    »Ich meine natürlich nicht hier«, entgegnete Tim und zog nachdenklich seine Stirn in Falten.
    »Bei euch geht’s auch nicht. Das wäre viel zu weit weg. Wie soll ich mit Fritzi hinkommen?«
    »Stimmt. Und mein Vater wäre ganz sicher genauso wenig begeistert wie deiner.« Tim zog einen Strohhalm aus dem Ballen vor der Box und kaute nachdenklich darauf herum.
    Ich überlegte, ob er wohl wusste, weshalb unsere Familien so verfeindet waren. Gerade, als ich ihn fragen wollte, hellte sich Tims Miene auf.
    »Ich hab eine Idee«, sagte er. »Kennst du die Waldwiese an dem zusammengebrochenen Hochsitz? Die mitten im Wald?«
    »Ja, klar.« Den Wald kannte ich in- und auswendig.
    »Die gehört uns«, fuhr Tim fort. »Wir machen nur einmal im Jahr Heu drauf, sonst kommt keine Menschenseele hin. Außerdem kenne ich den Förster, der ist mein Onkel. Du brauchst nicht länger als eine Viertelstunde dahin, und ich auch nicht, wenn ich querfeldein fahre. Wir bräuchten nur ein paar Hindernisse, und die könnten wir heimlich hinschaffen.«
    Ich starrte Tim ungläubig an. »Hast du denn Zeit für so etwas?«, fragte ich. Ich wusste mittlerweile ja, dass Tim nach der Schule im Stall seines Vaters arbeiten musste.
    »Das krieg ich schon irgendwie hin«, sagte er leichthin. »Mein Vater ist sowieso dauernd unterwegs.«
    Mein Pulsschlag beschleunigte schlagartig. Ich könnte nicht nur endlich damit beginnen, Fritzi zu trainieren, nein, ich würde auch Tim regelmäßig sehen! Bevor ich etwas sagen konnte, warf Tim einen Blick auf seine Armbanduhr.
    »Ach du Scheiße!«, stieß er entsetzt hervor. »Schon sechs Uhr! Ich muss heute Abend füttern.«
    Wir verließen die Scheune. Das L-Springen schien beendet zu sein, denn die Abreitehalle war leer, dafür herrschte vor der Reithalle jede Menge Trubel. Pferde wurden herumgeführt und verladen, und die Strahler an der Hallenwand verbreiteten taghelles Licht. Keine gute Idee, da jetzt entlangzulaufen.
    »Wie bist du eigentlich hierhergekommen?«, erkundigte ich mich.
    »Mit dem Mofa. Steht vorn an der Auffahrt, hinter einem Busch.«
    »Komm, wir gehen hinter der kleinen Reithalle lang.« Ich schlug eine andere Richtung ein. »Dann sieht uns keiner.«
    Tim folgte mir. Ein paar dicke Wolken verdeckten den Mond, man konnte in der Dunkelheit kaum die Hand vor Augen sehen.
    »Elena, wo bist du?«, rief er leise und fluchte gleich darauf. »Autsch! Hier steht ja alles voller Krempel!«
    Opa lagerte hinter der kleinen Reithalle alles, was er woanders nicht brauchte, aber zu schade zum Wegwerfen fand. Leere Fässer, zerbrochene Hindernisstangen, alte Traktor- und Autoreifen und allerhand Gerümpel.
    »Hier bin ich.« Ich blieb stehen. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und ich konnte Tims Umrisse sehen.
    Plötzlich stolperte er über irgendetwas, prallte unsanft gegen mich. Beinahe hätte ich das Gleichgewicht verloren.
    »’tschuldige«, murmelte er. »Ich hab dich nicht gesehen.«
    Mein Herz schlug so heftig, dass er es hören musste. Ich war mit Tim allein, hier in der Dunkelheit. Er stand ganz nah vor mir, ich spürte seinen Atem im Gesicht. Und dann wagte ich etwas Ungeheuerliches: Ich ergriff seine Hand, die trotz der Kälte ganz warm war. Stumm gingen wir weiter und er machte keinen Versuch, meine Hand loszulassen, bis wir das Gebüsch erreicht hatten, hinter dem er sein Mofa versteckt hatte.
    »Ich fand’s toll, dass du hier warst«, sagte ich mit belegter

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