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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Ich konnte es kaum erwarten, Tim wiederzusehen, denn ich hatte ihm so viel zu erzählen! Meine Vorfreude war allerdings getrübt, denn jetzt, wo Papa von Fritzi wusste, gab es keinen Grund mehr, heimlich mit Tim zu trainieren.
    Während ich Fritzi putzte und sattelte, zermarterte ich mir das Gehirn nach einer Möglichkeit, wie und wo ich Tim in Zukunft sehen konnte.
    Ich zog gerade den Sattelgurt an, als mir ein absolut furchtbarer Gedanke durch den Kopf schoss. Was, wenn Tim mich überhaupt nicht mehr sehen wollte, nachdem sein Vater ihm wegen mir eine Ohrfeige verpasst hatte? Vielleicht war er sogar froh, dass es mit Fritzis Training vorbei war und er sich keine Ausreden mehr ausdenken musste, um zur Wiese fahren zu müssen.
    Plötzlich kam ich mir schrecklich dumm vor. Auf dem Sonnenhof gab es massenhaft Mädchen, die dauernd um Tim herum waren und ihn garantiert genauso anhimmelten, wie es die Mädchen auf dem Amselhof mit Christian machten. Und in der Schule war er sowieso der Mädchenschwarm. Sicher war eine dabei, die ihm gut gefiel, eine, die hübscher war als ich und mit der er sich nicht heimlich treffen musste, so wie mit mir! Ich ließ die Hände sinken.
    Muss dir was sagen , hatte er geschrieben. Was hatte das zu bedeuten? Was musste er mir sagen? Dass er mich nicht mehr sehen wollte, weil er keinen Bock mehr darauf hatte, von Christian bedroht und von seinem Vater geschlagen zu werden? Warum musste das Leben nur so kompliziert sein? Wieso konnte man nicht einfach immer glücklich sein?
    Fritzi trat unruhig hin und her und schaute mich an, als wollte er fragen, wann es denn nun endlich losging.
    Ich erwachte aus meiner Erstarrung. Rasch streifte ich Fritzi die Trense über und setzte meine Reitkappe auf. Es war halb drei, höchste Zeit, loszureiten.
    Mit einem unbehaglichen Gefühl im Magen machte ich mich auf den Weg. Der Himmel war düster, es sah nach neuem Schnee aus. Scharf und kalt wehte mir der Wind ins Gesicht. Ich zog mir den Schal bis über die Nasenspitze. Die Befürchtung, dass Tim mir gleich sagen würde, er wolle mich nicht mehr sehen, war schlimmer als alles, was ich bisher erlebt hatte. Trotzdem kehrte ich nicht um. Ich musste wissen, was Sache war, sonst würde ich verrückt werden.
     
    Tim wartete schon, als ich aus dem Wald auf die Wiese ritt. Er hatte auf dem Baumstamm gesessen und sprang nun auf. Mit pochendem Herzen ritt ich zu ihm hin und saß ab. Der stürmische Wind zerzauste sein dunkelblondes Haar und er sah so süß aus, dass es wehtat.
    Welche Chance hatte ich schon gegen Ariane & Co.? Jetzt gleich würde er es mir gestehen. Ich wollte es schnell hinter mich bringen.
    »Was willst du mir denn sagen?«, fragte ich deshalb.
    »Erst du«, antwortete Tim und lächelte. »Oder wollen wir zuerst etwas trainieren?«
    Plötzlich war ich total nervös. Ich holte tief Luft. »Mein Vater hat Fritzi springen sehen. Heute Morgen. Er wollte, dass ich ihm Fritzi vorreite.«
    »Ach komm! Und? Wie fand er ihn? Erzähl schon!« Tim schien sich für mich zu freuen.
    »Er war völlig begeistert und wollte wissen, wie ich das hingekriegt habe, ohne dass er Fritzi jemals gesehen hat. Ich hab kurz überlegt, ob ich ihm die Wahrheit sage, aber dann habe ich es doch nicht getan.«
    Erst jetzt wurde mir bewusst, wie feige ich war. Ich hätte zu Tim stehen sollen, egal, was passierte. Aber Tim schien das zu meiner Überraschung anders zu sehen.
    »Das ist auch besser so«, sagte er nämlich. »Ich glaube, sonst hätte es nur Zoff gegeben. Aber wie kam dein Vater denn darauf, Fritzi sehen zu wollen? Hat der Nötzli ihm was erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Gestern ist so wahnsinnig viel passiert, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
    Wir gingen über die Wiese zu der Hütte und setzten uns auf der anderen Seite im Windschatten auf die alte Bank, die dort stand. Und dann berichtete ich Tim alles, angefangen von Lagunas’ Unfall durch Christians Verschulden über meinen Ritt durch den Wald zum Forsthaus und wie Lajos Lagunas auf die Beine bekommen und geheilt hatte.
    »Wow!«, sagte Tim beeindruckt. »Das ist echt krass. Du hast wirklich vor nichts Angst.«
    Ach, wenn er wüsste! Eigentlich hatte ich vor allem Angst, am meisten allerdings vor dem, was er mir gleich sagen würde.
    »Wer ist eigentlich dieser Lajos?«, wollte er nun wissen.
    Ich zögerte kurz, aber dann erzählte ich ihm, was ich über die gemeinsame Vergangenheit unserer Eltern herausgefunden hatte. Tim hörte mir

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