Elenium-Triologie
sagte Sperber düster.
»Ist da vielleicht sonst noch etwas, was Ihr uns erzählen wollt, Sperber?« fragte Ulath. »Ihr scheint einiges übergangen zu haben.«
Sperber blickte Sephrenia fragend an. Ihr Gesicht war noch immer bleich, aber sie richtete sich auf und nickte.
Sperber holte tief Atem. »Ehlana wäre tot, wenn nicht ein Zauber sie am Leben erhielte, der sie in Kristall gehüllt hat. Dieser Zauber ist der gemeinsamen Bemühung von Sephrenia und zwölf Pandionern zu verdanken.«
»Ich hatte mir schon Gedanken gemacht«, gestand Tynian.
»Das Problem dabei ist allerdings, daß die Ritter einer nach dem anderen sterben werden«, fuhr Sperber fort, »bis nur noch Sephrenia übrigbleibt.«
»Und dann?« fragte Bevier, und seine Stimme zitterte.
»Dann werde auch ich sterben«, antwortete Sephrenia ruhig.
Ein unterdrücktes Schluchzen entrang sich dem jungen Cyriniker. »Nicht, solange noch ein Atemzug in mir ist«, sagte er gepreßt.
»Aber jemand versucht, die Dinge zu beschleunigen«, fuhr Sperber fort. »Das war bereits der dritte Anschlag, seit wir Cimmura verließen.«
»Ich bin ihnen jedoch entgangen«, sagte Sephrenia, als wäre es belanglos. »Konntet ihr herausfinden, wer für diesen Angriff verantwortlich war?«
»Martel und ein Styriker«, berichtete Kalten. »Der Styriker hatte den Söldnern einen Schweigebann auferlegt, aber Ulath gelang es, ihn zu brechen. Er redete zu einem Gefangenen in einer Sprache, die ich nicht verstand. Der Mann antwortete in der gleichen Sprache.«
Sephrenia blickte den thalesischen Ritter fragend an.
»Wir unterhielten uns in der Zunge der Trolle«, erklärte Ulath. »Es ist eine nichtmenschliche Sprache, deshalb ließ sich der Bann auf diese Weise umgehen.«
Sephrenia starrte ihn entsetzt an. »Ihr habt die Trollgötter angerufen?« stieß sie hervor.
»Das ist manchmal erforderlich, Ehrwürdige«, entgegnete Ulath. »Es ist gar nicht so gefährlich, wenn man vorsichtig ist.«
Beviers Gesicht war tränenüberströmt. »Wenn Ihr gestattet, Ritter Sperber«, sagte er, »werde ich die erhabene Sephrenia persönlich beschützen. Ich werde nicht von ihrer Seite weichen, und sollte es zu weiteren Angriffen kommen, gelobe ich bei meinem Leben, daß ihr kein Leid geschehen wird.«
Sephrenias Gesicht verriet für einen Augenblick Bestürzung, und sie blickte Sperber beschwörend an.
»Wahrscheinlich keine schlechte Idee«, sagte er und überging ihren stummen Einwand. »Also gut, Bevier, bleibt bei ihr.«
»Beerdigen wir die Toten?« fragte Tynian.
Sperber schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Zeit, Gräber zu schaufeln. Meine Brüder sterben einer nach dem anderen, und Sephrenia steht am Ende der Liste. Falls wir irgendwelchem Landvolk begegnen, sagen wir ihnen, wo sie die Toten finden können. Die Beute, die sie dabei ergattern, wird sie reichlich für das Ausheben von Gräbern entlohnen. Reiten wir weiter.«
Borrata war eine Universitätsstadt, die um das stattliche Gebäude des ältesten Lehrzentrums von Eosien herum gewachsen war. Des öfteren hatte die Kirche darauf gedrängt, daß die Universität nach Chyrellos verlegt würde, doch der Lehrkörper hatte sich widersetzt. Er wollte ganz offensichtlich seine Unabhängigkeit bewahren und eine unmittelbare Überwachung durch die Kirche vermeiden.
Sperber und seine Gefährten stiegen am Nachmittag ihrer Ankunft in einem Gasthof der Stadt ab. Er hatte viel mehr Annehmlichkeiten und war weit sauberer als die Herbergen und Gasthöfe, in denen sie unterwegs in Elenien und hier in Cammorien übernachtet hatten.
Am folgenden Morgen schlüpfte Sperber in sein Kettenhemd und schlang seinen schweren Wollumhang darüber.
»Sollen wir mitkommen?« fragte Kalten, als sein Freund in die Wirtsstube im Parterre herunterkam.
»Nein«, lehnte Sperber ab. »Es soll ja nicht in eine Prozession ausarten. Die Universität liegt ganz in der Nähe, und das kurze Stück Weg kann ich Sephrenia auch allein beschützen.«
Ritter Bevier schien protestieren zu wollen. Er nahm seine selbsterwählte Rolle als Sephrenias Beschützer sehr ernst und war während der Reise nach Borrata kaum je mehr als ein paar Fuß von Sephrenias Seite gewichen. Sperber blickte den pflichtbewußten jungen Cyriniker an. »Ich weiß, daß Ihr jede Nacht vor Sephrenias Tür Wache gehalten habt, Bevier. Ruht Euch jetzt besser ein wenig aus. Ihr würdet ihr – und uns – wenig nützen, wenn Ihr aus dem Sattel fallt.«
Beviers Gesicht erstarrte.
»Er
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