Elenium-Triologie
töten.«
»Kalten!« rief Sperber, doch der Blonde ritt bereits los.
»Was ist mit ihm?« Tynian deutete auf den Gefangenen.
»Laßt ihn laufen«, schrie Sperber, während er schon hinter Kalten hergaloppierte.
Als sie über die Kuppe ritten, blickte Sperber über die Schulter. Die zwei merkwürdigen Pandioner waren verschwunden. Doch da sah er sie voraus. Ein weiterer Trupp Gegner hatte den Felsbuckel umzingelt, auf dem Kurik Sephrenia und die anderen versteckt hatte. Die beiden Schwarzgepanzerten saßen unbewegt auf ihren Pferden zwischen den Angreifern und dem Buckel. Sie machten keine Anstalten zu kämpfen, sondern hielten lediglich die Stellung. Während Sperber beobachtete, sah er, wie der Wurfspieß eines Angreifers offenbar wirkungslos durch einen dieser Pandioner drang.
»Faran!« zischte Sperber. »Lauf!« Diesen Befehl gab er selten. Er berief sich auf Farans Treue, nicht auf seine Ausbildung. Das mächtige Pferd erschauderte leicht, dann setzte es zu einem Galopp an, der die anderen rasch zurückfallen ließ.
Die Angreifer waren etwa zu zehnt. Sie wichen sichtlich von den schattenhaften Pandionern zurück, die ihnen den Weg versperrten. Da bemerkte einer den herbeistürmenden Sperber und die anderen, die ihm folgten, und schrie eine Warnung. Einen Augenblick standen die Söldner wie gelähmt, dann flohen sie so panikerfüllt, wie Sperber es bei Berufskriegern selten erlebt hatte. Er preschte die Flanke des Felsbuckels hinauf, daß Farans Hufe Funken schlugen. Kurz vor der Kuppe hielt er an. »Alles in Ordnung?« rief er Kurik zu.
»Uns ist nichts passiert«, versicherte ihm Kurik. Er blickte über die Brustwehr, die er und Berit hastig errichtet hatten. »Es sah jedoch ziemlich bedenklich aus, bis diese zwei Ritter kamen.« Kuriks Augen wirkten ein bißchen wirr, als er auf das Paar starrte, das ihre Angreifer abgewehrt hatte. Sephrenia trat nun ebenfalls an den Schutzwall. Ihr Gesicht war leichenblaß.
Sperber drehte sich zu den beiden eigenartigen Pandionern um. »Ich glaube, es ist jetzt an der Zeit, uns miteinander bekannt zu machen«, sagte er. »Und für eine Erklärung.«
Die beiden antworteten nicht. Er betrachtete sie genauer. Ihre Pferde erschienen ihm nun noch skeletthafter, und Sperber schauderte, als er bemerkte, daß die Tiere keine Augen hatten, nur leere Augenhöhlen und ihre Knochen durch ihr zerfetztes Fell schauten. Da nahmen die beiden Ritter die Helme ab.
Ihre Gesichter wirkten verschwommen und fast durchsichtig, und auch ihre Augenhöhlen waren leer. Einer schien noch sehr jung zu sein und hatte butterfarbenes Haar. Der andere war alt und sein Haar weiß. Unwillkürlich zuckte Sperber leicht zusammen. Er kannte beide und wußte, daß sie tot waren.
»Ritter Sperber«, sagte Parasims Geist mit hohler, unbewegter Stimme, »verfolgt Eure Aufgabe mit Eifer. Die Zeit wird nicht anhalten für Euch.«
»Wieso seid ihr aus dem Haus der Toten zurückgekehrt?« fragte Sephrenia. Ihre Worte klangen höflich, fast formell, aber ihre Stimme zitterte leicht.
»Unser Schwur hat die Kraft, uns aus den Schatten zu entlassen, wenn die Not es erfordert, kleine Mutter.« Auch Lakus' Geiststimme klang hohl und unbewegt. »Andere werden ebenfalls fallen. Unsere Zahl wird wachsen, ehe die Königin ihre Gesundheit zurückerlangt.« Der Geist Lakus' wandte sich an Sperber. »Beschützt unsere geliebte kleine Mutter gut, Sperber. Sie befindet sich in größter Gefahr. Sollte sie fallen, wäre unser Tod sinnlos gewesen, und die Königin müßte sterben.«
»Ich werde gut auf sie aufpassen, Lakus«, versprach Sperber.
»Eines müßt Ihr noch wissen. Mit Ehlana würdet ihr mehr als nur eine Königin verlieren. Die Finsternis lauert am Tor, und Ehlana ist unsere einzige Hoffnung auf Licht.« Mit einemmal schimmerten die beiden und verschwanden.
Die vier anderen Ritter kamen den Felsenhang hinauf und hielten an. Kaltens Gesicht war bleich. Er zitterte merklich. »Wer waren sie?« fragte er.
»Parasim und Lakus«, antwortete Sperber leise.
»Parasim? Er ist tot!«
»Ebenso wie Lakus.«
»Geister?«
»Es scheint so.«
Tynian saß ab und befreite sich von seinem schweren Helm. Auch er war bleich und schwitzte. »Ich hatte ein paarmal mit Nekromantie zu tun«, sagte er, »allerdings nicht aus freiem Willen. Üblicherweise müssen Geister beschworen werden, aber manchmal erscheinen sie auch von sich aus – gewöhnlich, wenn sie etwas Wichtiges unerledigt zurückließen.«
»Das war wichtig«,
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