Elenium-Triologie
und sah aus, als hätte er sich seit Wochen keine Zeit mehr genommen, sich barbieren zu lassen. »Welcher Art ist Eure Krankheit?« fragte er Sephrenia mit einer Stimme, die verriet, daß er sich am Rande der Erschöpfung befand.
»Nicht ich bin krank«, entgegnete sie.
»Er?« Der Arzt deutete auf Sperber. »Er sieht ziemlich robust aus.«
»Nein«, erwiderte sie, »ihm fehlt auch nichts. Wir sind einer Freundin wegen hier.«
»Ich mache keine Hausbesuche.«
»Wir hatten nicht vor, Euch darum zu bitten«, versicherte ihm Sephrenia. »Wir dachten, wenn wir Euch die Symptome ihrer Krankheit beschreiben, könntet Ihr vielleicht eine Vermutung anstellen, was die Ursache ist.«
»Ich stelle keine Vermutungen an«, erwiderte er knapp.
»Was sind die Symptome?«
»Sie ähneln jener der Fallsucht«, erklärte Sephrenia.
»Dann ist sie es wohl. Ihr habt die Diagnose selbst gestellt.«
»Es bestehen jedoch gewisse Unterschiede.«
»Also gut, beschreibt sie mir.«
»Sie hat Fieber – sehr hohes Fieber sogar – und starke Schweißausbrüche.«
»Das paßt nicht zusammen, kleine Dame. Bei Fieber ist die Haut trocken.«
»Ja, ich weiß.«
»Habt Ihr medizinische Ausbildung?«
»Ich bin mit gewissen alten Hausmitteln vertraut.«
Er schnaubte. »Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß Hausmittel meist eher schaden als helfen. Was habt Ihr sonst noch für Symptome bemerkt?«
Sephrenia beschrieb in allen Einzelheiten die Krankheit, die Ehlana das Bewußtsein geraubt hatte.
Der Arzt schien ihr jedoch gar nicht mehr zuzuhören, statt dessen starrte er Sperber an. Er wirkte plötzlich wachsam, kniff die Augen zusammen und verzog das Gesicht. »Tut mir leid«, sagte er, als Sephrenia geendet hatte. »Ich finde, Ihr solltet zu Eurer Bekannten zurückkehren und sie Euch noch einmal genau ansehen. Was Ihr gerade beschrieben habt, paßt auf keine bekannte Krankheit.« Sein Tonfall war jetzt beinahe schroff.
Sperber richtete sich auf und ballte die Faust, doch Sephrenia legte beruhigend die Hand auf seinen Arm. »Habt Dank, gelehrter Herr«, sagte sie ausdruckslos. »Kommt jetzt«, forderte sie daraufhin Sperber auf.
Sie traten wieder auf den Korridor.
»Zwei hintereinander«, murmelte Sperber.
»Zwei was?«
»Männer mit schlechten Manieren.«
»Es ist erklärlich.«
»Ich verstehe nicht, was Ihr meint.«
»Viele, die lehren, besitzen einen natürlichen Hochmut.«
»Ihr wart nie hochmütig!«
»Ich halte es unter Kontrolle. Versuchen wir es bei einer anderen Tür, Sperber.«
In den nächsten zwei Stunden sprachen sie mit sieben Ärzten. Nach einem forschenden Blick auf Sperbers Gesicht behauptete jeder, sich keinen Reim aus den Symptomen machen zu können.
»Ich habe so ein merkwürdiges Gefühl«, gestand Sperber, als sie einen weiteren Arzt verließen. »Sie werfen einen Blick auf mich und werden plötzlich unwissend. Oder bilde ich es mir bloß ein?«
»Es ist mir ebenfalls aufgefallen«, antwortete sie nachdenklich.
»Ich weiß, daß mein Gesicht nicht sonderlich anziehend ist, aber sprachlos hat es bisher nie jemanden gemacht.«
»Es ist ein gutes Gesicht, Sperber.«
»Es bedeckt die Vorderseite meines Kopfes. Was kann man von einem Gesicht anderes erwarten?«
»Die Ärzte von Borrata scheinen weniger tüchtig zu sein, als man sie rühmt.«
»Dann haben wir also nur weitere Zeit vergeudet?«
»Wir haben noch nicht alle durch. Verliert nicht gleich die Hoffnung.«
Sie kamen schließlich zu einer kleinen, ungestrichenen Tür hinter einem schäbigen Alkoven. Sperber klopfte, und eine nuschelnde Stimme brummte: »Verschwindet!«
»Wir brauchen Eure Hilfe, gelehrter Herr«, sagte Sephrenia.
»Sucht sie bei einem anderen. Ich bin momentan ganz und gar damit beschäftigt, mich zu betrinken.«
»Das geht zu weit!« knurrte Sperber. Er griff nach der Klinke und drückte sie herunter. Aber die Tür war von innen verschlossen. Wütend trat er sie ein, daß der Rahmen zersplitterte.
Der Mann in der winzigen Kammer blinzelte. Er war klein, sah ungepflegt aus und hatte einen krummen Rücken und trübe Augen. »Ihr klopft aber sehr laut, Freund!« bemerkte er. Dann rülpste er. »Steht nicht so herum. Kommt herein!« Sein Kopf wackelte vor und zurück. Er war schäbig gekleidet und sein dünnes graues Haar stellte sich in alle Richtungen auf.
»Ist in dieser Gegend irgend etwas im Trinkwasser, das alle in unhöfliche Dummköpfe verwandelt?« fragte Sperber beißend.
»Woher soll ich das wissen«, entgegnete
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