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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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griff heftig nach seinem Arm.
    »Was ist los?« Er blickte sie besorgt an. Ihr Gesicht hatte die Farbe verloren.
    »Seht!« Sie streckte den Arm aus.
    Ein Stück entfernt von der Stelle, wo Kapitän Mabins behendes Schiff durch die Wellen schnitt, hatte sich am ansonsten wolkenlos blauen Himmel eine drohend schwarze Wolke gebildet. Sie schien seltsamerweise gegen den Wind zu treiben, wuchs zusehends und wurde mit jedem Augenblick finsterer. Plötzlich begann sie sich zu drehen, langsam zunächst, dann immer schneller. Im Wirbeln löste sich ein langer dunkler Finger zuckend aus ihrer Mitte und stieß hinunter, bis seine schwarze Spitze die aufgewühlten Wogen berührte. Tonnenweise sog der wirbelnde Schlund Wasser ein, während der ungeheure Trichter über die tobende See hüpfte.
    »Wasserhose!« brüllte der Ausguck vom Mastkorb. Die Seeleute rannten zur Reling und starrten entsetzt auf den Wirbelwind.
    Unaufhaltsam näherte er sich Mabins hilflosem Schiff, das plötzlich unendlich zerbrechlich und winzig wirkte. Und dann verschwand es in dem wirbelnden Trichter. Hunderte von Fuß in der Luft spuckte die gewaltige Wasserhose Plankenstücke und andere Trümmer aus, die mit quälender Langsamkeit aufs Meer regneten. Ein Stück Segel flatterte hinunter wie ein vom Pfeil getroffener weißer Vogel.
    Und dann, so plötzlich wie sie gekommen, waren die schwarze Wolke und die Wasserhose verschwunden.
    Genau wie Mabins Schiff.
    Trümmerstücke schwammen auf dem Wasser, und ein großer Schwarm Möwen segelte über den Wrackteilen und stieß hinunter, als wolle er auf das traurige Ende des Schiffes aufmerksam machen.
     
    18
     
    Kapitän Sorgi durchkämmte bis Einbruch der Dunkelheit die mit Wrackteilen übersäte Wasseroberfläche, dort, wo Mabins Schiff gesunken war, fand jedoch keine Überlebenden. Dann wendete er südostwärts und nahm den Kurs nach Cippria wieder auf.
    Sephrenia seufzte und drehte sich an der Reling um. »Gehen wir hinunter, Sperber.«
    Er nickte und folgte ihr den Niedergang hinab.
    Kurik hatte eine Öllampe angezündet, die an einem niedrigen Deckenbalken baumelte und die kleine, mit dunklem Holz verkleidete Kabine mit schwankenden Schatten füllte. Flöte war aufgewacht. Sie saß an dem festgenagelten Tisch in der Mitte der Kabine und blickte mißtrauisch in die vor ihr stehende Schüssel.
    »Das sind nur Fleischstücke, Kindchen«, sagte Kurik zu ihr. »Die beißen nicht.«
    Vorsichtig tauchte sie die Finger in die dicke Soße und hob ein tropfendes Stück Fleisch heraus. Sie roch daran, dann blickte sie den Knappen fragend an.
    »Gepökeltes Schweinefleisch«, erklärte er ihr.
    Sie schüttelte sich, ließ das Fleischstück zurück in die Schüssel fallen und schob sie von sich.
    »Der Schiffskoch hat gesagt, daß die Seeleute so was essen«, verteidigte er sich. Er blickte Sperber an. »Konnte der Kapitän Überlebende von dem anderen Schiff finden?«
    Sperber schüttelte den Kopf. »Die Wasserhose vernichtete das ganze Schiff und wahrscheinlich auch die Besatzung.«
    »Da hatten wir ja Glück, daß wir nicht an Bord waren.«
    »Sehr viel Glück!« betonte Sephrenia. »Wasserhosen sind wie Tornados. Sie tauchen nicht plötzlich aus völlig heiterem Himmel auf. Sie bewegen sich auch nicht gegen den Wind oder wechseln die Richtung, wie diese es tat. Sie wurde bewußt gelenkt!«
    »Magie?« fragte Kurik. »Ist das denn wirklich möglich? So ein Wetter zu rufen, meine ich?«
    »Ich glaube nicht, daß ich es könnte.«
    »Wer dann?«
    »Ich weiß es nicht.« Ihre Augen verrieten jedoch einen bestimmten Argwohn.
    »Rückt heraus damit, Sephrenia«, bat Sperber. »Ihr habt einen Verdacht, nicht wahr?«
    Etwas mehr Sicherheit sprach nun aus ihrer Miene. »In den letzten Monaten hatten wir mehrmals Schwierigkeiten durch eine vermummte Gestalt in styrischer Gewandung. Ihr selbst habt sie in Cimmura gesehen, und sie hat uns auf dem Weg nach Borrata überfallen. Styriker bedecken selten ihr Gesicht. Ist Euch das nie aufgefallen?«
    »Doch. Aber ich verstehe nicht ganz, was Ihr meint.«
    »Diese Kreatur muß ihr Gesicht verbergen. Sie ist nicht menschlich.«
    Er starrte Sephrenia an. »Seid Ihr sicher?«
    »Ich kann erst sicher sein, wenn ich ihr Gesicht gesehen habe, aber es fügt sich alles zusammen, findet Ihr nicht?«
    »Könnte Annias so etwas tatsächlich fertigbringen?«
    »Es ist nicht Annias. Er mag zwar ein bißchen was von Magie verstehen, aber nie könnte er eine Kreatur wie diese beschwören. Dazu

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