Elenium-Triologie
möglich war, mußte ich mich den anderen Kaufleuten der Gegend anpassen. Da sie alle Frauen aushielten, tat ich es auch. Meine war Lillias. Zufrieden?«
»Da fehlen wichtige Einzelheiten. Wenn ich Voren richtig verstand, ist diese Dame wohl sehr temperamentvoll?«
»Auf jeden Fall sehr nachtragend, Kurik.«
»Ah, so eine. Ich würde sie gern kennenlernen.«
»Das würde dir bestimmt nicht gefallen. Ich glaube nicht, daß du ihre Szenen und ihr Gezeter aushalten würdest.«
»So schlimm?«
»Warum glaubst du, habe ich mich mitten in der Nacht davongeschlichen? Könnten wir dieses Thema jetzt fallenlassen?«
Kurik kicherte. »Entschuldige, wenn ich lache, aber ich erinnere mich, daß du auch nicht gerade sehr mitfühlend warst, als ich dir von meinem Fehltritt mit Talens Mutter erzählte.«
»Na schön, dann sind wir jetzt quitt!« Sperber preßte die Lippen zusammen und versuchte beim Weiterreiten Kuriks Lachen zu ignorieren.
Die Anlegestege, die in den schlammigen Gule hineinreichten, waren wackelig und mit übelriechenden Fischernetzen behängt. Dutzende der breitbauchigen Flußschiffe, die zwischen Jiroch und Dabur verkehrten, waren dort vertäut. Dunkelhäutige Schiffer in Lendenschurzen und gewickelten Kopftüchern lümmelten auf ihren Decks.
Sperber saß ab und näherte sich einem finster aussehenden, einäugigen Mann in weitem, gestreiftem Gewand. Der Einäugige stand auf dem Pier und brüllte wütend auf ein faulenzendes Trio von Matrosen auf einer schlammbeschmierten Prahm ein.
»Euer Kahn?« erkundigte sich der Ritter.
»Und wenn?«
»Kann man ihn heuern?«
»Das hängt davon ab, wieviel Ihr dafür bezahlt.«
»Darüber können wir reden. Wie viele Tage bis Dabur?«
»Drei, vielleicht vier. Hängt vom Wind ab.« Der Eigner schätzte Sperber und seine Begleiter mit seinem einen Auge ab. Seine finstere Miene schwand, und er lächelte ölig. »Nun, dann reden wir doch über den Preis, edler Herr«, schlug er vor.
Sperber tat, als feilschte er, dann langte er in den Beutel mit Münzen, den Voren ihm gegeben hatte, und zählte Silberstücke auf die schmutzige Hand des Flußschiffers. Das Auge des Mannes leuchtete auf, als er den Beutel sah.
Sie stiegen an Bord und banden ihre Pferde mittschiffs an, während die drei Flußschiffer das Tau lösten, den Kahn in die Strömung stießen und das Segel aufzogen. Der Fluß war träge, und die steife Brise, die von der Arzischen Meerenge her blies, schob sie mit beachtlicher Schnelligkeit gegen die Strömung.
»Seid vorsichtig«, mahnte Sperber seine Gefährten leise, als sie ihre Pferde von den Sätteln befreiten. »Unser Kapitän ist offenbar selbständiger Geschäftsmann, der sich keine Gelegenheit entgehen läßt.« Er ging nach achtern, wo der Einäugige am Ruder stand. »Ich möchte, daß Ihr Euch so dicht wie möglich am Ufer haltet«, sagte er.
»Warum?« Das Auge des Kapitäns wirkte plötzlich mißtrauisch.
»Meine Schwester hat Angst vor Wasser«, improvisierte Sperber. »Wenn ich es Euch sage, legt Ihr am Ufer an, damit sie eine Weile an Land gehen kann.«
»Ihr bezahlt.« Der Kapitän zuckte die Schultern. »Wir tun, wie Ihr es wünscht.«
»Fahrt Ihr auch des Nachts?« erkundigte sich Sperber.
Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Manche schon, ich nicht. Es gibt für meinen Geschmack zu viele Untiefen, herausragende Felsen und dergleichen. Wir legen am Ufer an, sobald es dunkel wird.«
»Gut. Ich lobe mir Vorsicht bei einem Schiffer. Das macht die Fahrt sicherer – ah, da fällt mir etwas ein.« Sperber öffnete den Umhang und deutete auf sein Kettenhemd und das schwere Breitschwert an seiner Seite. »Ihr versteht, was ich damit sagen möchte?« fragte er.
Das Gesicht des Kapitäns verfinsterte sich. »Ihr habt kein Recht, mir auf meinem eigenen Schiff zu drohen«, sagte er verärgert.
»Wie Ihr selbst festgestellt habt: Ich bezahle. Eure Mannschaft sieht mir nicht sehr ehrbar aus, Käpt'n, und auch Euer eigenes Gesicht flößt nicht gerade Vertrauen ein.«
»Ihr müßt nicht auch noch beleidigend werden«, brummte der Einäugige verdrossen.
»Falls ich Euch falsch eingeschätzt habe, entschuldige ich mich später. Wir haben gewisse Wertsachen bei uns, die wir ganz gern behalten möchten. Meine Gefährten und ich werden auf dem Vorderdeck schlafen. Ihr und Eure Männer könnt das Achterdeck haben. Das wird Euch doch sicher keine zu großen Umstände machen, oder?«
»Übertreibt Ihr Eure Vorsicht nicht ein wenig?«
»Unsichere
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